Einkeilen von Krankheiten im Innviertel
von Hugo v. Preen, Osternberg, in: Zeitschrift für österreichische Volkskunde, 15. Jahrgang 1909, S. 184
Vor einiger Zeit bekam das Schärdinger Museum eine Anzahl Eichbaumteile aus der Säge, die deutliche Spuren von Einkeilungen aufwiesen. Das Einkeilen von Krankheiten, ein noch bis heute üblicher Brauch, gehört zu den selteneren Sympathiemitteln. Auf den Schärdinger Fund hin ging ich der Sache in unserer Gegend nach und erhielt aus der großen Säge bei Braunau eine Anzahl Kupfermünzen, die der Sägeknecht bei Bearbeitung eines Eichenstammes aus den Bohrlöchern entfernte. Durch Zufall lernte ich einen Totengräber kennen, einen sogenannten Anwender, der mir auch den ganzen Vorgang des Krankheiteneinkeilens mitteilte.
Wer Leibschaden oder Fraisen hat, schickt zum Anwender. Dieser schneidet dem Kranken zuerst die Nägel an der linken, dann an der rechten Hand, hierauf die des linken und dann des rechten Fußes und wickelt sie in ein Papier. Ehe der Anwender den Kranken besucht, hat er auf dem Wege dorthin mit einem Bohrer in eine junge Eiche ein Loch gebohrt und das im Bohrer gebliebene Holz in Papier gewickelt. Die Nägel und das in Papier gewickelte Holz werden auf folgende Art in das schon gebohrte Loch der jungen Eiche verkeilt.
Bemerkt muß übrigens werden, daß diese Prozedur nur vor Sonnenaufgang an einem ersten Freitag im Monat und bei abnehmenden Mond, wenn sie helfen soll, vorgenommen werden darf. Das Beten spielt, wie bei allen derlei Vorgängen, eine Rolle. Nägel und Holz werden gemischt in das Loch der Eiche gesteckt, hierauf stopft er noch Werg, und wenn er eine im Friedhof gefundene Silber- oder andere Münze hat, stopft er sie auch noch in das Loch und schließt es mit Wachs. Ist die Wunde im Stamm vernarbt, ist auch die Krankheit beim Patienten verschwunden.
Soweit der Bericht aus dem Jahr 1909.
Wer kennt solche volksmedizinische Heilmethoden?
Wolfgang (SAGEN.at)
von Hugo v. Preen, Osternberg, in: Zeitschrift für österreichische Volkskunde, 15. Jahrgang 1909, S. 184
Vor einiger Zeit bekam das Schärdinger Museum eine Anzahl Eichbaumteile aus der Säge, die deutliche Spuren von Einkeilungen aufwiesen. Das Einkeilen von Krankheiten, ein noch bis heute üblicher Brauch, gehört zu den selteneren Sympathiemitteln. Auf den Schärdinger Fund hin ging ich der Sache in unserer Gegend nach und erhielt aus der großen Säge bei Braunau eine Anzahl Kupfermünzen, die der Sägeknecht bei Bearbeitung eines Eichenstammes aus den Bohrlöchern entfernte. Durch Zufall lernte ich einen Totengräber kennen, einen sogenannten Anwender, der mir auch den ganzen Vorgang des Krankheiteneinkeilens mitteilte.
Wer Leibschaden oder Fraisen hat, schickt zum Anwender. Dieser schneidet dem Kranken zuerst die Nägel an der linken, dann an der rechten Hand, hierauf die des linken und dann des rechten Fußes und wickelt sie in ein Papier. Ehe der Anwender den Kranken besucht, hat er auf dem Wege dorthin mit einem Bohrer in eine junge Eiche ein Loch gebohrt und das im Bohrer gebliebene Holz in Papier gewickelt. Die Nägel und das in Papier gewickelte Holz werden auf folgende Art in das schon gebohrte Loch der jungen Eiche verkeilt.
Bemerkt muß übrigens werden, daß diese Prozedur nur vor Sonnenaufgang an einem ersten Freitag im Monat und bei abnehmenden Mond, wenn sie helfen soll, vorgenommen werden darf. Das Beten spielt, wie bei allen derlei Vorgängen, eine Rolle. Nägel und Holz werden gemischt in das Loch der Eiche gesteckt, hierauf stopft er noch Werg, und wenn er eine im Friedhof gefundene Silber- oder andere Münze hat, stopft er sie auch noch in das Loch und schließt es mit Wachs. Ist die Wunde im Stamm vernarbt, ist auch die Krankheit beim Patienten verschwunden.
Soweit der Bericht aus dem Jahr 1909.
Wer kennt solche volksmedizinische Heilmethoden?
Wolfgang (SAGEN.at)