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Eine der letzten Marschenkleinbahnen - 2009 stillgelegt

Nicobär

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Zum 31.12.2009 wurde mit der Bahnstrecke Delmenhorst-Lemwerder eine der allerletzten Marschenkleinbahnen stillgelegt. Und obwohl sie die in sie gesetzten Hoffnungen - wie viele andere Nebenbahnen in den deutschen Fluß- und Seemarschen - nie hat erfüllen können, hat sie sich doch am längsten halten können. In den vergangenen Jahren fand noch ein vereinzelter Museumsbahnverkehr statt - der Güterverkehr kam nach dem Verkauf der Bahnstrecke an die Stadt Delmenhorst und die Gemeinde Lemwerder nie wieder zum Laufen.

Gebaut wurde die Bahnlinie nach langwierigen Planungen in der Zeit nach dem I. Weltkrieg. Sie führte, vom Delmenhorster Bahnhof kommend über die Dörfer Hasbergen, Deichhausen und Altenesch nach Lemwerder, wo sich der Endbahnhof befand. Die Bauausführung war äußerst spartanisch: nur in Lemwerder gab es einen Bahnhof mit Fahrdienstleiter und einem kleinen Stellwerk, die übrigen Stationen waren lediglich mit nebenberuflichen Kräften besetzt. Alle Unterwegsbahnhöfe waren mit nur einem, in Richtung Delmenhorst angeschlossenen Ladegleis, an dem sich Güterschuppen, Ladestraße sowie - in Altenesch und Hasbergen - Viehrampe befanden ausgestattet. Im Bahnhof Deichhausen gab es zudem mit einem beidseitig angeschlossenen Umfahrungsgleis die Möglichkeit von Zugkreuzungen.

Transportiert wurden auf der Strecke landwirtschaftliche Güter, in Lemwerder wurden das Flugzeugwerk, zwei Werften sowie eine Holzhandlung bedient. Im Mai 1962 endete der Personenverkehr, der Güterverkehr hielt sich bis zum Verkauf der Strecke noch bis zum Jahre 1995, als der Gütertarifpunkt Lemwerder von der Bahn aufgegeben wurde.

Eigentlich wäre die Strecke es wert, erhalten zu werden, denn ähnliche Strecken in den Fluß- und Seemarschen wurden oft schon wenige Jahre nach ihrer Eröffnung wieder stillgelegt: beim Transport landwirtschaftlicher Güter war selbst in den 20er und 30er Jahren der Transport per Schiff von den bis nach dem II. Weltkrieg zahlreichen kleinen Häfen günstiger und praktischer - und dem Schienentransport weit überlegen. In den Marschen hatte die Bahn, mit Ausnahme der Anbindungen zu den Seehäfen, praktisch von Anfang an keine Chance. Hätte es nicht die Werften und den Flugplatz samt Flugzeugwerk in Lemwerder gegeben, wäre das Aus vermutlich schon sehr viel früher gekommen.

Im Folgenden möchte ich Euch mehrere Videos präsentieren, die auf youtube zu finden sind. Sie zeigen eindrucksvoll die vielen Charakteristika solcher kleinbahnähnlichen Nebenbahnen im flachsten norddeutschen Flachland. Dabei gilt allerdings eines zu bedenken: Dampfzüge waren schon früh auf der Strecke die Seltenheit. Schon in den 1940er Jahren war sie komplett verdieselt und wurde mit Lokomotiven der Baureihe V 36 befahren. Während der Bundesbahnzeit erfolgte der Betrieb mit den Diesellok-Baureihen 260 und 212 sowie bei geringem Aufkommen mit der Delmenhorster Bahnhofs-Köf.











Der Bahnhof Lemwerder hatte eine Besonderheit - er lag, wie die Bahnhöfe Blexen, Nordenham und Elsfleth an der heute noch bestehenden Strecke Hude-Nordenham im Deichvorland und wurde bis zum Bau des Fluttores am Fährzubringer Lemwerder bei Sturmfluten ab einer Höhe von mehr als 2 m über dem mittleren Tidehochwasser überflutet. Während dieser Zeit ruhte der Zugverkehr.

Die Bahnanlagen des Bahnhofs Lemwerder wurden im vergangenen Sommer abgebaut.
 
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