• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Dinge des Verschwindens?

Vor dem Aufkommen der Taschenrechner Ende der 1960er Jahre war der Rechenschieber ein unverzichtbares Instrument für jeden Techniker.
Du wirst lachen - es ist schon eine Weile her, dass die Firma ARISTO, seinerzeit Marktführer in Sachen Rechenschieber, ihr hundertjähriges Bestehen feiern konnte. Zum 150jährigen Jubiläum der Vorläuferfirma Dennert & Pape gab's sogar ne umfangreiche Sonderausstellung nebst Veranstaltungsprogramm im Altonaer Museum.
 
AW: Johann Heinrich Grüneberg ist Erfinder der Erbswurst

Die gute alte Erbswurstsuppe ist auch schon sehr selten.
Daher bitten wir Dich gleich höflich um das Rezept!
Die "Erbswurst" bietet gerade den Vorteil, ohne Kochrezept auszukommen, weil sie fertig produziert erworben wird und lange haltbar ist; bei Bedarf schneidet man eine Scheibe davon ab und kocht sie in einer passenden Menge Wasser…*man könnte die Erbswurst als frühe Form der Lebensmittelkonserve bezeichnen.
 
Schaufensterbummel wurde am Sonntagnachmittag verbunden mit einem
Besuch in der Konditorei oder Eisdiele, vielleicht waren die Kinder derweil
in der Kindervorstellung im Kino und wurden wieder abgeholt. Großstadt
ist auf jeden Fall ein anderes Leben als auf dem Lande. Es gab ja auch
viele Wohnungen in der Innenstadt oder stadtnah, da spazierte man dort
auch herum. Es waren/sind kleine Grünflächen, Bänke, Spielplätze und Brunnen
dazwischen, nicht nur Geschäfte. Ich erinnere mich an die Fernsehgeräte
in den Schaufenstern, die liefen auch, wenn die Läden geschlossen waren.
Menschentrauben standen davor, wir Kinder drückten uns die Nasen platt.
Man träumte dann vom Kauf, viele nahmen auch ein Angebot an,
sog.
"Ratenkauf". -Ulrike
 
Großstadt ist auf jeden Fall ein anderes Leben als auf dem Lande.
Logisch - in den nur wenige hundert Einwohner bestenfalls beherbergenden Ortschaften, die über's Land verstreut liegen, gab's ja nur die Schaufenster der Bäckerei und des Schlachters…*allerdings sollte man in einem FORUM nicht völlig außer Acht lassen, dass in Deutschland bereits um 1950 68% der Gesamtbevölkerung in den Städten lebte und folglich nicht mal ein Drittel in Dörfern.
 
Die herumliegenden Ortschaften - Streusiedlungen - gehörten auch einer Gemeinde mit einem Hauptort an, dem Markt, wie die Menschen immer sagten, auch wenn er offiziell noch nicht zur Marktgemeinde erhoben war.
Aus einem solchen stamme ich, 1971 2.986 EW, ältere Zahlen fand ich nicht, aber nachdem es heute knapp 100 mehr sind, war die Anzahl in den 1950/60er Jahren ähnlich.
Und da gab es: 7 Gasthäuser, 5 Kaufhäuser, 2 Bäckereien, 2 Fleischereien, 2 Schuster, 2 Elektriker, 2 Tischler/Zimmerer, 1 Spengler, 1 Uhrmacher.
Wobei die Handwerker als Betriebe gemeint sind, nicht als Personen.
Auch Handwerksbetriebe und "Kommunikationszentren" wie es diese Kaufhäuser neben den Gasthäusern auch waren, gehören also zu den "Dingen" des Verschwindens.
 
Auch Handwerksbetriebe und "Kommunikationszentren" wie es diese Kaufhäuser neben den Gasthäusern auch waren, gehören also zu den "Dingen" des Verschwindens.
Derzeit geht hier eine allgemeine Klage über das Verschwinden der Dorfgasthäuser um. Das ist auch unübersehbar: Viele Dorfgasthäusern sehen so aus, daß man schwer entscheiden kann, ob sie noch in Betrieb oder schon geschlossen sind. Da jeder dörfliche Haushalt motorisiert ist, besteht kaum noch ein Anreiz, ins Gasthaus nebenan zu gehen. Manchen Wirtschaften gelingt es, sich als irgendwie "in" zu etablieren durch eine besondere Küche oder wodurch auch immer; ihr Publikum kommt dann aber eher aus der nächstgelegenen Stadt.

Ein wirklich furchtbares Übel aber ist, daß die Dörfer nicht einmal mehr ein Lebensmittelgeschäft für den täglichen Bedarf haben. Natürlich fährt alles mit dem Auto in den nächstgrößeren Ort zum Supermarkt mit dem Super-Parkplatz. Aber alte Leute, die nicht (mehr) autofahren und sich nicht immer von Angehörigen oder Nachbarn mitnehmen lassen wollen, haben es sehr schwer. Es gibt inzwischen eine Gegenbewegung: Es entstehen neue "Dorfläden". Wie sie organisiert sind, weiß ich nicht, denn rentabel arbeiten können sie zweifellos nicht. Eine Website dorfladen-netzwerk.de gibt es, aber leider funktioniert sie nicht.
 
Ich denke, das mit den Gasthäusern ist Hand in Hand mit den Kinos gegangen, aus ähnlichem Grund: Fernsehen.
Die Gasthäuser mussten schon Besonderes aufweisen können: eine Kegelbahn z.B.

Mit der Nahversorgung ist es wirklich schlimm, ich sag immer, ich hab Essen auf Rädern: keine Räder, kein Essen.
Allerdings kenn ich auch Orte, wo noch ein Nahversorher übrig ist, meist auch an eine Kette angeschlossen, aber der hat mit Aufkleber ausgepreist und die haben mit den Preisen in der jeweiligen Werbung nichts zu tun. Da nützt man einfach die unmotorisierten Menschen aus.
Dass es neie Initiativen gibt, ist auch hier nachzulesen.
 
Ich denke, das mit den Gasthäusern ist Hand in Hand mit den Kinos gegangen, aus ähnlichem Grund: Fernsehen.

Dass es neue Initiativen gibt, ist auch hier nachzulesen.
Danke für den Link! Ich dachte mir, daß die Träger (zumindest oft) Vereine sind. Würde eigentlich sogar Spaß machen, so einen Laden zu organisieren ...

Da das Dorfgasthaus-Sterben eine Sache der letzten Jahre ist, der Fernseher aber schon seit Jahrzehnten in jeder Wohnung steht, kann es daran eigentlich nicht liegen. Ich denke, es könnte eher die Folge der Event-Kultur sein: Was unternehmen wir heute, wo fahren wir heute hin, wohin gehen wir heute zum Essen aus, welches Lokal haben wir noch nicht ausprobiert? Aber letztlich weiß ich es nicht.

Es gab auch mal eine Zeit, da profitierten die Gasthäuser vom Fernsehen: Als noch nicht jeder die eigene Glotze im Wohnzimmer hatte, weil die Geräte noch teuer waren, ging man zum Fernsehen ins Wirtshaus. Bei bestimmten Anlässen hat sich das bis heute gehalten: Fußballübertragungen in der Kneipe sind viel schöner, weil man da gemeinsam brüllen kann und die Gattin sowieso die Liebesschnulze auf dem andern Sender sehen will. :D

Aber hier noch was Verschwundenes: Die Kaffeemütze, #564.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fußballübertragungen in der Kneipe sind viel schöner, weil man da gemeinsam brüllen kann und die Gattin sowieso die Liebesschnulze auf dem andern Sender sehen will. :D

Davon hab ich in Wien schon oft provitiert. In der Gasse ist 3 Häuser weiter ein kleines Lokal und wenn mir die Wahl des Programms schwer fällt, dann ist das kein Problem: wenn ich brüllen hör, schalt ich um und seh die Wiederholung :D
 
Davon hab ich in Wien schon oft provitiert. In der Gasse ist 3 Häuser weiter ein kleines Lokal und wenn mir die Wahl des Programms schwer fällt, dann ist das kein Problem: wenn ich brüllen hör, schalt ich um und seh die Wiederholung :D
Das kann ich mir gut vorstellen! 1974, als Deutschland die WM gegen die Niederlande gewann, wohnten wir in Vaals bei Aachen (in den Niederlanden, an der Grenze zur BRD). Unser Haus war das letzte einer kleinen Reihenhaussiedlung, in der lauter Deutsche wohnten; anschließend kamen ein paar von Niederländern bewohnte Häuserblocks. Man konnte das Hin und Her des Spielverlaufs auch ohne Fernseher verfolgen: Wurde auf der einen Seite gebrüllt, war es auf der andern still, und wenn auf der andern ... etc. ;)
 
Ich habe ja, wie schon erwähnt, in einer Ausstellung über "Verschwundene Dinge" fotografiert – nicht zuletzt dieses Threads wegen. ;)

Und da wir immer so gern in Nostalgie versinken und den verlorenen Dingen nachtrauern :smi_heult, stelle ich als erstes mal was ein, dem bestimmt keine Frau eine Träne nachweint: Camelia-Gürtel und Stoffbinden. An letztere erinnert sich wahrscheinlich niemand mehr, aber ich bekam sie als Mädchen, als so etwas nötig wurde, noch in die Hand gedrückt mit der Belehrung: Immer erst kalt auswaschen, dann erst warm – sonst geht das Blut nicht raus! :smi_ersch

Das war noch in der DDR. In Westdeutschland gab es längst Wegwerfbinden. Sie waren in neutrale weiße Kartons verpackt, weil es so furchtbar peinlich gewesen wäre, wenn einen jemand mit Camelias im Einkaufsnetz gesehen hätte. (Mein Gott, war man in den 50er Jahren zickig!) In Wirklichkeit erkannte die Packung natürlich jede(r), da es sonst nur bedruckte Schachteln gab und auch das Format unverwechselbar war. :D
 

Anhänge

  • CameliaGürtelOberschönenfeld2014.jpg
    CameliaGürtelOberschönenfeld2014.jpg
    118,7 KB · Aufrufe: 3
  • StoffbindenOberschönenfeld2014.jpg
    StoffbindenOberschönenfeld2014.jpg
    104,7 KB · Aufrufe: 4
Sie waren in neutrale weiße Kartons verpackt, weil es so furchtbar peinlich gewesen wäre, wenn einen jemand mit Camelias im Einkaufsnetz gesehen hätte.


Du liebe Zeit, die Gürtel kenn ich noch (hoffentlich rutscht der Knoten nicht durch :D), die Stoffdinger nicht mehr.
Wir hatten eine ältere Dame bei der Kassa eines Tante-Emma-Ladens an der Schwelle zum Supermarkt, die packte die später schon bedruckten Schachteln (die Firmen dachten nicht länger dran, auf Werbung zu verzichten) demonstrativ in Zeitungspapier, wobei sie einem ganz tief in die Augen schaute :D
 
Das hab ich mich auch immer gefragt, vielleicht wollte sie bedankt werden, weil sie mich vor Peinlichkeiten geschützt hat - ihrer Ansicht nach, oder warum sonst die ganze Aktion?
 
Das hab ich mich auch immer gefragt, vielleicht wollte sie bedankt werden, weil sie mich vor Peinlichkeiten geschützt hat - ihrer Ansicht nach, oder warum sonst die ganze Aktion?
Dann hast du dich also nie bedankt – wie frustrierend für die Frau! :(

Dies ist zwar nicht das volkskundliche Ratespiel, aber ich frage trotzdem: Weiß noch jemand, wozu diese Kätzchen dienten? :kopfkratz
 

Anhänge

  • Katzen.jpg
    Katzen.jpg
    89,3 KB · Aufrufe: 11
Nein, denn mit dem selben Blick hat sie einem immer angeschmiert, ein paar Schillinge zu wenig herausgegeben - und sich dann natürlich überschwenglich entschuldigt, wenn mans merkte :mad:.

Die mit dem Buckel erinnert mich an den "Schwarzen Kater" einen süffigen Johannisbeerlikör, der sich besonders gut im Eierlikör machte ;).
Also ich denke, die Schwänze haben etwas mit der Funktion zu tun: für Ringe oder so??
 
Nein, denn mit dem selben Blick hat sie einem immer angeschmiert, ein paar Schillinge zu wenig herausgegeben - und sich dann natürlich überschwenglich entschuldigt, wenn mans merkte :mad:.

Die mit dem Buckel erinnert mich an den "Schwarzen Kater" einen süffigen Johannisbeerlikör, der sich besonders gut im Eierlikör machte ;).
Also ich denke, die Schwänze haben etwas mit der Funktion zu tun: für Ringe oder so??
Na, dann war mein nachträgliches Mitgefühl wohl verschwendet. :(

Mit dem "Schwarzen Kater" hat es nichts zu tun. Und die Schwänze waren nicht für Ringe gedacht, sondern für etwas Eßbares, sozusagen den ersten kleinen Nachkriegs-Freßluxus, der auf den Tisch kam, wenn man abends Besuch hatte. ;)
 
Zurück
Oben