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Der Drache?

Käuzchen

Member
Hallo allerseits!

Ich bin neu hier, und ich freue mich wirklich, dieses Forum entdeckt zu haben. Vielleicht kann mir hier jemand weiter helfen mit einer Frage, die mich schon lange beschäftigt.
Ich stamme aus Thüringen (Mitteldeutschland) aus einem kleinen Dorf. Und meine Urgroßmutter warnte mich immer vor unserer Nachbarin, weil diese, so sagten es meine Urgroßmutter und andere Leute im Dorf hinter vorgehaltener Hand, "den Drachen hatte".
Meine Nachfragen zu diesem Thema beantwortete meine Uroma nur mit bestimmten Verhaltensregeln, an die ich mich im Umgang mit der Nachbarin und einigen anderen Leuten im Dorf, die auch "den Drachen hatten", halten mußte. Ich durfte diesen Menschen nicht in die Augen sehen und sie nicht zuerst grüßen. Und auf ihre Fragen durfte man nicht mit Ja oder Nein antworten.
Ich habe mich schon mit diesem Thema befaßt, aber nicht mehr herausgefunden, als das es so eine Art Bund mit dem Teufel sei, den Drachen zu haben.

Ich habe von einer Bekannten, die aus einem Dorf im Mecklenburgischen stammt, eine ähnliche Geschichte gehört. Es scheint also eine verbreitete Geschichte zu sein.

Wenn jemand mehr darüber weiß, andere Geschichten und ähnliches, würde ich mich sehr über dessen Antwort freuen.


Mit freundlichen Grüßen,
Euer Käuzchen
 
Hallo Käuzchen,

willkommen in unserem Forum!

Die Bedeutung von den "Drachen haben" ist offenkundig eine schwierige, wenn auch sehr interessante Fragestellung.

Ich habe ein wenig in meinen Lexika nachgeschaut und finde wenig Hinweise - denoch:

Im Deutschen Sprichwörter-Lexikon gibt es das Sprichwort:
"Er hat den guten Drachen."
(= nach Faselius, und bedeutet "Er ist ein Glückspilz". In dem Sinne von "Glücksfräulein".)

Direkten Hinweis auf Deine Frage finde ich derzeit nur einen:

"Die gemeinen Leute bilden ihnen ein, der fliegende Drach sey nichts anders, als der Teuffel; daher, wann sie ihn sehen, so creutzigen und segnen sie sich und ihr Korn, mehr aus Aberglauben, als aus Frömmigkeit; setzt er sich aber gar auf einen Schornstein, oder kommt an ein Fenster, so sagen sie alsbald, der und der, wer er ist, hat ein Verbindniß mit dem Teuffel, er hat den Drachen, er kan hexen, und was dergleichen mehr."
nach Bräuner, Physicalisch- und Historisch-Erörterte Curiositaeten. Frankfurt a. M. 1737.

Ich bin sicher, hierzu folgen noch weitere Hinweise

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Lieber Wolfgang!

Danke für die rasche Antwort.
So etwas ähnliches habe ich bei meinen bisherigen Nachforschungen auch herausgefunden.

Ich stieß in dem Buch eines thüringer Völkerkundlers, der ebenfalls dem Phänomen des Drachen auf den Grund gehen wollte, auf folgende Annekdote.
In einem kleinen Dorf mt 30 Häusern frage er einen der Einwohner, wie viele hier wohl den Drachen hätten.
Die Antwort: 29.
Auf die Verwunderung des Gelehrten setzte der Dorfbewohner hinzu: Einer ist Junggeselle.
:rolleyes:

Ich hoffe wirklich, noch mehr zu erfahren und bin für alles dankbar.


Viele Grüße vom
Käuzchen
 
SAGEN.at schrieb:
"Tutius est commorari leoni et draconi, quam cum muliere nequam."
Käuzchen schrieb:
Das geht sicher auch in der Variante:
"Tutius est commorari leoni draconi, quam com mariti nequam."

Warum nicht dieses Zitat, um den Weihnachtsfrieden zu wahren ;) Schließlich ist der (Haus-)Drache auch ein Glückssymbol:

"Gratia mulieris sedulae delectabit virum suum et ossa illius inpinguabit"

Das findet sich im zitierten Text ein paar Zeilen weiter.
 
Vielen Dank für deine versöhnlichen Worte, Harry.

Das Phänomen des Drachen aber ist noch immer ein Rätseln.
;)

Käuzchen
 
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