Schreiberlin
New member
Hallo ich bin neu hier und möchte hier meine Geschichte veröffentlichen. Viel Spaß beim Lesen. Ich freue mich über Statements jeglicher Art !
Der Besuch
Nichts ist so wie es scheint
VORWORT
Sebastian Schmidt ist 12 Jahre alt und geht in die siebte Klasse des Martin-Luther-Gymnasiums in Beeskow. Seine Mutter ist Fachärztin für Neurologie und hält regelmäßige Besprechungen mit Ihren Kollegen in ihrer Wohnung ab, so hat es zumindest den Anschein. Denn bald merkt Sebastian, dass die Gespräche um etwas ganz anderes gehen.
Alles begann am 19. Oktober des Jahres 2002.
An diesem Tag lag ein neues Meeting an …
KAPITEL 1
„Sebastian, hast du schon deine Schularbeiten gemacht?“ fragte mich meine Mutter, wie jeden Tag.
„Ich bin schon dabei.“, antwortete ich, um jede Diskussion zu vermeiden.
„Wir bekommen heute um 15 Uhr noch Besuch. Es wird eine Besprechung geben, die sehr bedeutend für mich ist. Versuche uns bitte also bestmöglich nicht zu stören.“
Solche Besuche sind bei uns nichts Seltenes. Schon oft gab es bei uns derartige Meetings zu irgendwelchen beruflichen Dingen. Dass es sich diesmal um weitaus mehr handelte, merkte ich erst sehr spät.
„Ach ja, Sebastian, dieser Besuch ist sehr wichtig für mich. Bitte mach den Herren beim Eintritt die Türen auf. Sie sollen einen positiven Eindruck von uns bekommen.“
Kurz nach drei schaute ich zur Tür heraus, ob der Besuch schon angekommen ist. Und er war angekommen.
„Sind wir hier richtig bei Schmidt, Gerlinde Schmidt? Gestatten, mein Name ist David Morrison und mein Kollege hier ist Alexander Pitt.“
„Guten Tag, mein Name ist Sebastian.“
Plötzlich schien David mit seinem Kollegen zu flüstern. „Das ist er also, unser großer Vorstand Sebastian als Teenager. Die Sache wird sicher interessant.“
Auffällig war, dass beide Personen formell gekleidet waren mit Anzügen und Krawatten. Sie hatten jeweils einen ledernen Aktenkoffer bei sich.
„Warten sie einen Moment, ich hole meine Mutter.“
Als meine Mutter die Herren ins Haus gebeten hatte, schaute ich noch einmal kurz nach draußen. Ich sah jedoch kein PKW, mit dem sie gekommen sein könnten.
„Sind sie zu Fuß hier, Herr Morrison?“ fragte ich.
„Nein, wir haben eine recht spezielle Reisemöglichkeit.“ antwortete er.
Die Antwort reichte mir nicht.
„Was heißt denn speziell? Haben Sie ein Taxi genommen?“
„Entschuldigen Sie, sind wir zu spät?“ fragte David. „Unsere Reise hat sich wegen kleiner Turbulenzen etwas hingezogen.“
„Nein, Sie kommen genau richtig. Ziehen wir uns doch in das Wohnzimmer zurück, dann können wir alles besprechen.“ meinte meine Mutter.
„Sebastian, könntest du bitte in dein Zimmer gehen und deine Hausaufgaben machen?“
Da ich an solcherlei Besprechungen eh kein Interesse habe, tat ich das, was mir meine Mutter aufgetragen hatte. Zeit wurde es auch dafür.
„Frau Schmidt, die nachfolgenden Informationen sind streng vertraulich und gehen nur Sie etwas an. Wie Sie wissen, sind wir im Auftrag von Sebastian Schmidt hier, ihrem Sohn im Jahr 2032. Bei unserem Projekt, welches TOMABEL genannt wird, haben wir vor, diverse Pläne aus unserer Zeit in die Ihrige zu schicken, um einige Lebensumstände, vor allem den Aufbau der Städte in Zusammenhang mit der Natur, bei uns zu verbessern.“
„Sie meinen die Infrastruktur der Städte?“
„Genau, diese Unterlagen können die Infrastruktur der jetzigen Städte erheblich vereinfachen und gleichzeitig effizienter machen. Sie müssten diese Pläne, als Kontaktperson aus dem Jahr 2002, an den höchstrangigsten Mann in Deutschland weiterleiten, dem Bundeskanzler. Sie dürfen ihm jedoch rein gar nichts von uns verraten!“
„Ich möchte die Pläne vorher sehen.“
„Das werden Sie noch früh genug. Wenn Sie damit einverstanden sind, dann unterschreiben Sie bitte diesen Vertrag hier.
Wir kommen dann morgen noch einmal vorbei. Dann haben wir die Pläne fertig ausgearbeitet.“
„In Ordnung. Verraten Sie mir bitte nur eins noch. Ich weiß, solche Gespräche sind eigentlich verboten. Aber, wie geht es meinem Sohn in Ihrer Zeit?“
„Oh, ihm geht es prächtig. Aber wir sollten uns auf das eigentliche konzentrieren.“
Rechnen Sie mit uns morgen gegen 16 Uhr, doch verraten Sie ihrem Sohn nichts von unserem Vorhaben. Wir sind für ihn nur zwei einfache Kollegen der Arztpraxis.“
„Auf Wiedersehen.“
Als ich mit meinen Hausaufgaben fertig war, verließ ich mein Zimmer und ging in die Küche, wo meine Mutter gerade dabei war, das Abendessen vorzubereiten.
„Wo sind denn die Herren, die vorhin gekommen sind?“ fragte ich.
„Sie sind gerade gegangen.“
„Und was wollten sie von dir?“
„Dieses Fachchinesisch würdest du eh nicht verstehen, mein Schatz, dafür bist du noch etwas zu jung.“
„Auch wenn es mich nichts angeht, ich will es wissen.
Ich habe ein Recht darauf, denn schließlich bin ich dein Sohn und nicht irgendwer.“ sagte ich laut.
„Hör mir mal zu Sohn, ich weiß, dass du es gerne wissen möchtest, aber ich kann es dir zum jetzigen Zeitpunkt wirklich noch nicht sagen.“
KAPITEL 2
Tagebuch-Eintrag für den 19. Oktober 2002 / 18:00 Uhr
Eigenartig, dass meine Mutter mir nicht verraten wollte, um was es in dem Gespräch ging. Ich finde ich bin alt genug um dort mitreden zu können. Morgen kommen die Herren wieder und vielleicht finde ich dann endlich heraus, was eigentlich Sache ist.
Einen Tag später das gleiche Theater. Türen öffnen und immer freundlich sein. Doch diesmal hatte ich keine Schularbeiten auf, was so viel heißt das ich nun den Gesprächen folgen konnte. Diesmal besuchte uns nur David Morrison, sein Kollege war wohl anderweitig beschäftigt.
„Sebastian, bitte räum dein Zimmer auf, ich möchte mit meinem Kollegen alleine sprechen.“
So was habe ich mir schon gedacht. Ich hatte aber kein Problem damit, also tat ich es.
„Können Sie mir nun wie vereinbart die Pläne zeigen?“
„Ja, wir haben sie fertig ausgearbeitet. Hier haben Sie, was sie wollten. Sie wissen, was Sie zu tun haben. In wenigen Tagen werden wir Ihnen einen Brief zuschicken. Aber beachten Sie, dass Sebastian ihn nicht lesen darf. Es geht um Ihren Sohn in der Zukunft. Ich muss jetzt wieder los. Auf Wiedersehen.“
„Danke.“
Nachdem die Haustür zuging, habe ich die Tür meines Zimmers geöffnet. Plötzlich erschrak meine Mutter.
„Junge, bist du mit deinem Zimmer schon fertig?“
Ich sah, wie Sie diverse Unterlagen auf dem Tisch hastig zusammenrollte, als wenn es etwas gab, dass für meine Augen nicht bestimmt ist.
„Ja, du kannst es dir gerne anschauen. Nicht wieder zu erkennen ordentlich.“
„Das freut mich… ähm, die nächste Operation liegt an und meine Kollegen gaben mir Unterlagen zum genauen Ablauf der OP. Ich glaube kaum, dass dich das interessiert, mein Sohn.“
„Nein, das ist wahrlich nichts für mich.“ meinte ich.
„Mach dann bitte das Abendbrot fertig, wir wollen heute etwas früher essen als sonst. Ich habe nämlich noch einiges zu tun heute Abend.“
Die Unterlagen tat sie umgehend in ihr Arbeitszimmer und schloss die Zimmertür zu.
Tagebuch-Eintrag für den 20. Oktober 2002 / 22:00 Uhr
Heute Nacht will ich endlich die Unterlagen einsehen, die mir meine Mutter vorenthält. Ich vermute, dass sie doch mehr beinhalten als das, was Sie mir beschrieben hat. Ich stelle meinen Wecker auf zwei Uhr, dann dürften sie längst schlafen.
Punkt zwei Uhr schlich ich aus meinem Zimmer. Alles war düster. Als ich dann das Arbeitszimmer aufschloss und betrat, sah ich die Pläne vor mir. Ich machte das Licht an und rollte einen Plan leise auseinander. Daraufhin las ich die riesige Überschrift: ‚VERBESSERUNG DER INFRASTRUKTUR DER STÄDTE’ Ich hatte es doch gewusst. Meine Mutter hatte mich die ganze Zeit über belogen. Alles war ersponnen. In den Gesprächen ging es doch um viel mehr als mir vorgegaukelt wurde. Hinter der Überschrift las ich:
‚Stand: 26.10.2032’
Irgend etwas stimmte hier nicht. Stammte der Besuch etwa aus der Zukunft? Würden uns Zeitreisende besucht haben? Da hörte ich meine Mutter.
„Hast du das auch gehört?“
„Schatz, da ist nichts, versuch noch etwas zu schlafen.“
Das war mein Zeichen. Ich legte alles wieder wie es war zurück und schlich leise wieder in mein Zimmer. Vier Stunden konnte ich jetzt noch schlafen, wenn überhaupt, denn ich hatte den Kopf voller Gedanken.
Die besagten vier Stunden später…
„Sebastian, steh bitte auf, ich muss mit dir reden.“
So herzlich wird man auch nicht jeden Morgen geweckt. Halb verschlafen folgte ich meiner Mutter in ihr Arbeitszimmer. Irgendwie wusste ich jetzt schon, was auf mich zukommen würde.
„Was hast du heute Nacht in meinem Arbeitszimmer gesucht? Geht es um die Pläne, die ich bekommen habe? Ich hab dir doch schon alles geklärt. Vertraust du mir etwa nicht?“
„Doch, aber…ich war halt neugierig und verstand nicht, wieso du mir nichts davon zeigen wolltest.“
„Trotzdem hast du nichts in meinem Zimmer verloren, ich schließe nicht umsonst immer ab. Kommt das rüber?“
„Ja…ich mache jetzt Frühstück…“
Beim Frühstück wollte mein Vater wissen, was denn eigentlich Fakt ist und meine Mutter erzählte natürlich wieder die Story mit der Operation und wie wichtig die Unterlagen dafür sein würden. Aber ICH habe die Pläne gesehen und weiß genau, dass was ganz anderes hinter dem großen Geheimnis steckt. Und jetzt lügt sie nicht nur mich, sondern auch noch meinen Vater an. Es muss um etwas gehen, was niemand erfahren darf. Und Zeitreisende aus der Zukunft sind ein triftiger Grund dazu…
„Sebastian, schau bitte nach der Schule, ob wir Post bekommen haben, ich erwarte einen Brief von einem Assistenzarzt.“
„In Ordnung.“ entgegnete ich meiner Mutter.
Wohl ein Brief von einem der Zeitreisenden?
Gleich nach der Schule kam ich aufgeregt nach Hause und öffnete umgehend den Briefkasten. In der Tat lag ein Brief drin, doch der Absender kam mir seltsam vor. Der Brief wurde von einem gewissen Sebastian Schmidt abgesendet. Habe ich mir etwa kürzlich selbst einen Brief zugeschickt? Mit einem mulmigen Gefühl öffnete ich den Brief und las ihn. Zum Glück kam meine Mutter an diesem Tag erst spät nach Hause, so dass ich genügend Zeit hatte, mich mit dem Brief zu beschäftigen…
„Hallo Mutter. Du wolltest wissen, wie es mir in der Zukunft geht? Oh, mir geht es sehr gut. Ich habe sogar Karriere gemacht. Als Chef der Europäischen Umweltorganisation habe ich reichlich Privilegien. Ich habe mich ziemlich gemausert, nachdem ich die Schule 2008 erfolgreich mit dem Abitur absolviert hatte. Ich studierte Physik und Mathematik und erhielt mit einer Diplomarbeit sogar einen Preis. Mittlerweile habe ich ein schönes Haus mitten in Beeskow, eine Stadt, die sich seit den letzten dreißig Jahren um ein vierfaches vergrößert hat. Und mit dem Expandieren der Stadt folgten auch die Probleme. Verkehrsstaus an allen Ecken und Enden, Smog und Abgase waren nur einige Dinge, die das Leben in der Stadt ungemütlich machten. Daher kam ich auf die Idee, die Infrastruktur von der Wurzel an zu verändern. Und das ging nur, wenn man in der Vergangenheit etwas korrigiert. Denn heute ist es dafür zu spät. Als erste Person dachte ich an dich und so wurdest du ja schließlich auch Mitglied bei uns. Überreiche die Pläne dem Bundeskanzler und du wirst sehen, er ist begeistert davon, schließlich sind die Unterlagen von den versiertesten Personen der Umwelt Organisation ausgearbeitet worden. Ich hoffe, du besuchst uns mal wieder. Bis dann, dein Sohn Sebastian.“
Ich war fasziniert, diesen Brief zu lesen. Mein eigenes Ich schrieb uns aus der Zukunft. Es ist berauschend, etwas aus der Zukunft zu lesen, besonders wenn man etwas über sich selbst erfährt. Ich packte den Brief wieder in die Hülle und lag ihn auf den Dielentisch. Meine Mutter darf auf keinen Fall wissen, dass ich ihn gelesen habe…
KAPITEL 3
Tagebuch-Eintrag für den 27. Oktober 2002 / 21:00 Uhr
Nun ist es bereits eine Woche her, dass ich den Brief von meinem eigenen Ich aus der Zukunft gelesen habe. Meiner Mutter fiel Gott sei Dank nicht auf, dass der Brief bereits geöffnet war. Heute Abend kommt eine Nachrichtensondersendung über den Bundeskanzler. Er will eine kleine Rede halten. Und ich glaube ich weiß schon ganz genau, worum es in dieser geht…
Um Punkt 20 Uhr saßen meine Eltern und ich vor dem Fernseher und waren gespannt auf das, was kam. Und ich behielt Recht. Der Bundeskanzler erhielt revolutionäre Pläne von einer Person, die anonym bleiben will. „Diese Pläne ergeben eine völlig neue Infrastruktur der Städte und Dörfer und werden das Leben in vielerlei Hinsicht zum Positiven hin verändern.“ sagte er.
Das reichte mir.
„Mutter, kannst du bitte kurz mitkommen? Ich habe ein paar Fragen.“
„Kannst du nicht wenigstens noch bis zum Ende der Rede warten?“
„Nein, es ist wichtig.“
Sie kam mit und wir saßen uns ins Nebenzimmer.
„Warum machst du das? Warum sagst du mir nicht einfach, dass es deine Pläne sind, von denen die Rede ist. Das mit der Operation war doch ein einziges Lügengebilde. Willst du mir deinen so genannten Arztkollegen nicht etwas näher vorstellen? Oder geht das gar nicht, weil der vielleicht noch ein Kleinkind ist?“
„Kleinkind…wie meinst du das?“
„Ich würde deinen zeitreisenden Freund gerne mal kennen lernen. Doch da der aus der Zukunft kommt, besser gesagt aus dem Jahr 2032, ist er jetzt mit Sicherheit noch ein ganz junger Bursche.“
Okay, Sebastian...Schluss mit all den Lügen. Du hast mit allem Recht. Meine Arztkollegen sind Zeitreisende und die Pläne über die Infrastruktur der Städte habe ich dem Bundeskanzler übergeben. Da du nun bescheid weißt, erscheint es nur logisch, dass du in die Organisation eingeweiht wirst. Ich werde heute Abend noch in die Zukunft reisen und alles mit David absprechen.“
Meine Mutter begab sich auf die Straße und ein gleißendes Licht erfüllte die Gegend. Als man wieder etwas sehen konnte, war sie verschwunden. Eine Stunde später das selbe helle Licht. Und da war sie wieder.
„Okay, Sebastian.. Komm bitte her, es ist soweit.“ Also ging ich zu ihr.
Im nächsten Augenblick zog etwas Kaltes durch meinen Körper. Ich kann es nicht genau beschreiben. Es durchzog meinen Körper von oben nach unten.
Es wurde von einem Augenblick zum nächsten hell und der Boden unter meinen Füßen veränderte sich wie Sand, wurde dann jedoch wieder fest, als es vollkommen hell war. Die Sonne blendete mich.
Meine Mutter war verschwunden. Ich stand noch an der selben Stelle wie vorher und zitterte am ganzen Körper. Diese ganzen Ereignisse in den paar Sekunden hatten mich überwältigt.
Doch was war mit mir geschehen? Ich sah nur auf mich und nahm meine Umgebung im ersten Moment nur flüchtig war.
Ich fand mich auf einer asphaltierten Straße wieder. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, war, dass ich träume, doch es war einfach zu real für einen Traum. Vor mir sah ich mein zu Hause. Doch die restliche Umgebung war völlig neuartig für mich. Ich lebe in einer Kleinstadt. Doch das hier sah aus wie eine riesige Stadt.
Plötzlich wurde mir schwindelig und ich fiel mit dem Kopf auf den Asphalt.
KAPITEL 4
Mail an den Zentralsitz der Europäischen Umwelt Organisation Deutschland
Datum: 26.10.2032
Uhrzeit: 15:30 Uhr
Sehr geehrter Herr Schmidt,,
eine weitere Kontaktperson ist unserer Organisation beigetreten, und unserem Projekt „TOMABEL“ stehen nun zwei Kontakte aus dem Jahr 2002 zur Verfügung. Es wird kein großer Vorteil sein, eine 12-jährige Person als weiteres Mitglied zu haben, doch wir müssen auch auf die Wünsche unserer bestehenden Kontakte eingehen. § 54 der Umwelt Organisation erlaubt die Aufnahme einer weiteren Person durch die Einverständnis eines Mitglieds. Von diesem Paragraph habe ich Gebrauch gemacht und hoffe auf Ihre Einverständnis.
Die neue Kontaktperson dürfte jetzt eingetroffen sein, ich werde sie einweihen.
Mit freundlichen Grüßen
David Morrison
Als ich wieder zur Besinnung kam, sah ich eine Person näher kommen.
„Sebastian, es ist alles in Ordnung. Du hast nur eine kleine Schramme am Kopf.“
„Was? Wo bin ich? Moment…Sie sind doch…“
„David Morrison, wir hatten bereits das Vergnügen. Willkommen in der Zukunft, genauer gesagt im Jahr 2032.“
„Wie bitte? Ich verstehe nicht ganz.“
„Das alles muss unglaublich klingen für dich. Darum möchte ich dich bitten, herein zu kommen, ich werde dich über alles aufklären.“
Ich betrat nun mein eigenes zu Hause der Zukunft, das mir trotz verstrichener 30 Jahre immer noch sehr vertraut vorkam. Doch der elektronische Briefkasten vor dem Haus war mir neu. Ich war gespannt, was es noch für Neuheiten in der Zukunft gab.
Als wir im Haus waren, fragte mich David, wie spät es ist.
„Vier Uhr Morgens.“ antwortete ich ihm nach kurzem Blick auf meine Uhr.
„In Ordnung. Als erste Handlung, möchte ich dir eine neue Uhr schenken. Sie zeigt das Datum und die Uhrzeit im Jahr 2002 und im Jahr 2032 an.
Setz dich doch hin, es gibt viel zu bereden.“
Daraufhin betätigte er einen Schalter und drei Stühle klappten aus sich öffnenden Bodenluken heraus.
„Danke.“ sagte ich fasziniert. Also gut, ich bin in der Zukunft, so unglaublich wie das klingen mag. Zeitreisen sind also doch möglich geworden. Ich habe viele Fragen.
Wir saßen uns beide hin.
„Als neuestes Mitglied der ‚Europäischen Umwelt Organisation’ möchte ich dich herzlich begrüßen. Die Organisation hat sich 2030 gegründet und ist speziell auf die Erhaltung der natürlichen Umwelt in Verbindung mit der Infrastruktur der Städte ausgerichtet.“
„Vielen Dank für diesen neuen Status. Aber was mich wirklich brennend interessiert ist, wann und wie Zeitreisen entstanden sind.“
„Zeitreisen sind ab 2025 möglich. Ein genialer Wissenschaftler namens Steven Fox entwickelte vor einem Jahrzehnt eine Formel, mit Hilfe derer eine Krümmung des Raum- und Zeitkontinuums möglich war. Daraufhin baute er eine Maschine, mit der man Personen in die Zukunft oder in die Vergangenheit teleportieren kann. Mit diesem Apparat wurdest du hergeholt. Zeitreisen sind jedoch extrem teuer. Ein einziger Teleport beispielsweise kostet 5 Millionen Welt.“
„ Fünf Millionen Welt? Eine neue Währung?“
„Ja, genau, sämtliche Länder haben sich auf eine Währung geeinigt. Nun, zum Glück funktioniert das Finanzsystem in unserer Zeit etwas anders, so dass der Umwelt Organisation ausreichend Geld zur Verfügung steht. Momentan führen für das Projekt TOMABEL, was so viel heißt wie
‚To Make A Better Live’ durch.“
Und dort wurde ich nun Mitglied. Ziemlich starker Tobak für einen 12-jährigen Jungen, der eben noch Playstation - Spiele für spannend hielt.“
David führte fort…
„Bis jetzt besitzt die Organisation 17 Mitglieder, das sind 15 aus dem Jahr 2015 und zwei aus dem Jahr 2002. Demnächst haben wir vor, Mitglieder aus dem 19. Jahrhundert aufzunehmen.“
Da schoss mir ein Gedanke durch den Kopf…
„Solche Zeitreisen können die Zukunft verändern.“
„Was ist daran so schlimm? Durch unsere Reisen in andere Zeiten ist unser primäres Anliegen, die Zukunft zu verbessern, für uns und für den Rest der Menschheit.“
„Und da geht niemals etwas schief?“ fragte ich konternd. “Tja, bis jetzt noch nicht, und da sind wir auch froh drüber.“
„Ich frage mich schon die ganze Zeit, was diese Pläne zu bedeuten haben, die Sie meiner Mutter überreicht haben. Ich kann mir kaum vorstellen dass sie für die nächste Ärzte-Konferenz nützlich sind.“
„Deine Mutter ist unsere derzeit wichtigste Kontaktperson, denn Sie verändert momentan direkt die Vergangenheit und damit die Zukunft zum Besseren. Natürlich darf keiner etwas von uns in deiner Zeit erfahren, schließlich existieren wir bei euch noch gar nicht, und allein das Wissen der Masse von unserer Existenz hätte fatale Folgen. Die Pläne dienen...“
„Lassen Sie mich raten. Zur verbesserten Infrastruktur der Städte? Soweit bin ich auch schon gekommen.“
„Exakt. Deine Mutter hat diese Pläne den oberstes Leuten eures Landes übergeben, was du ja sicherlich im Fernsehen mitverfolgt hast. Natürlich sind sie nicht nur für Deutschland, sondern auch für den Rest der Welt gleichermaßen bedeutend.“
„Hm verstehe. Und diese Zeitreisen sind wirklich nur für organisatorische Zwecke gedacht? Oder gibt es auch „Vergnügungsreisen“, z.B. um Einstein bei dem Entwerfen seiner Relativitätstheorie über die Schulter zu schauen, oder um dabei zu sein, wenn Apollo 11 im Jahre 1969 auf dem Mond landet?“
„Bisher steht die Verbesserung der Lebensumstände der Zukunft im Vordergrund. So genannte Spaß-Trips in andere Zeiten sind einfach zu teuer und rentieren sich wohl kaum.“
Da klingelte es an der Tür.
Okay, Türklingeln sind noch immer nicht aus der Mode gekommen.
„Gerlinde Schmidt, Sie kommen genau richtig. Ich habe Ihren Sohn in unsere Organisation eingeweiht und wollte ihm gerade die Stadt zeigen und die schöne neue Welt da draußen. Aber jetzt können Sie das ja für mich übernehmen.“ „Na klar.“ meinte meine Mutter und ging mit mir nach draußen, nachdem wir David verabschiedet hatten.
Das war ein aufregendes Gefühl. Eine Stadt in der Zukunft, was für Veränderungen würde es geben, welche technischen Neuheiten würden entwickelt sein. Was mir sofort auffiel, als wir das Haus verließen, waren die elektronischen Rollwege, mit denen man ganz schnell von A nach B kam ohne größere körperliche Anstrengungen. Die hab ich natürlich gleich mal ausprobiert. „Trau dich ruhig, die beißen nicht.“ meinte meine Mutter ganz cool. Nun rollte ich sprichwörtlich in eine bessere Zukunft…
KAPITEL 5
Tagebuch-Eintrag für den 26. Oktober 2032 / 19:00 Uhr
Die futuristische Stadtbesichtigung war sehr faszinierend. Meine Mutter hat mir jedes Detail der schönen neuen Welt gezeigt und ich bin traurig, dass es jetzt erstmal wieder in meine Zeit geht. Nach dem Abendbrot geht’s wieder in die Gegenwart.
Nachdem wir uns satt gegessen hatten, verabschiedeten wir uns erst einmal von David und folgten seinen Anweisungen, wieder draußen auf die Straße zu gehen, zu dem Ort, wo ich auch hergekommen war.
„Vielen Dank für euren Besuch, immer wieder gerne.“ sagte David. „Wenn Sie uns brauchen sind wir gerne bereit wieder zu kommen.“ meinte meine Mutter und dem war nichts mehr hinzuzufügen.
Plötzlich wurde mir wieder schwindelig, bis ich die Umgebung nur noch verschwommen wahrnahm. Mir wurde kalt und ich wurde ohnmächtig.
Als ich wieder bei Sinnen war, lag ich wieder auf dem gewohnten Sand unserer Straße. Meine Mutter kam auch gerade zu Bewusstsein.
„Alles in Ordnung?“ fragte ich und fasste sie an der Hand an um sie hochzuziehen. „Alles bestens. Der Trip war doch genau dein Ding, oder?“
„Ja, es war schon extrem cool, das können wir mal wieder machen.“
„Aber du weißt, kein Wort zu Niemandem.“ sagte sie mit Nachdruck. „Du kannst dich auf mich verlassen.“
Plötzlich wurde es gleißend hell und ich konnte die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Als das helle Licht verschwunden war, sah ich David vor mir stehen. „Was ist los David, hatten wir uns nicht eben noch verabschiedet?“
„Ich weiß, Sebastian, aber du musst unbedingt mit mir in die Zukunft kommen. Es ist etwas furchtbares passiert…“
FORTSETZUNG FOLGT
Der Besuch
Nichts ist so wie es scheint
VORWORT
Sebastian Schmidt ist 12 Jahre alt und geht in die siebte Klasse des Martin-Luther-Gymnasiums in Beeskow. Seine Mutter ist Fachärztin für Neurologie und hält regelmäßige Besprechungen mit Ihren Kollegen in ihrer Wohnung ab, so hat es zumindest den Anschein. Denn bald merkt Sebastian, dass die Gespräche um etwas ganz anderes gehen.
Alles begann am 19. Oktober des Jahres 2002.
An diesem Tag lag ein neues Meeting an …
KAPITEL 1
„Sebastian, hast du schon deine Schularbeiten gemacht?“ fragte mich meine Mutter, wie jeden Tag.
„Ich bin schon dabei.“, antwortete ich, um jede Diskussion zu vermeiden.
„Wir bekommen heute um 15 Uhr noch Besuch. Es wird eine Besprechung geben, die sehr bedeutend für mich ist. Versuche uns bitte also bestmöglich nicht zu stören.“
Solche Besuche sind bei uns nichts Seltenes. Schon oft gab es bei uns derartige Meetings zu irgendwelchen beruflichen Dingen. Dass es sich diesmal um weitaus mehr handelte, merkte ich erst sehr spät.
„Ach ja, Sebastian, dieser Besuch ist sehr wichtig für mich. Bitte mach den Herren beim Eintritt die Türen auf. Sie sollen einen positiven Eindruck von uns bekommen.“
Kurz nach drei schaute ich zur Tür heraus, ob der Besuch schon angekommen ist. Und er war angekommen.
„Sind wir hier richtig bei Schmidt, Gerlinde Schmidt? Gestatten, mein Name ist David Morrison und mein Kollege hier ist Alexander Pitt.“
„Guten Tag, mein Name ist Sebastian.“
Plötzlich schien David mit seinem Kollegen zu flüstern. „Das ist er also, unser großer Vorstand Sebastian als Teenager. Die Sache wird sicher interessant.“
Auffällig war, dass beide Personen formell gekleidet waren mit Anzügen und Krawatten. Sie hatten jeweils einen ledernen Aktenkoffer bei sich.
„Warten sie einen Moment, ich hole meine Mutter.“
Als meine Mutter die Herren ins Haus gebeten hatte, schaute ich noch einmal kurz nach draußen. Ich sah jedoch kein PKW, mit dem sie gekommen sein könnten.
„Sind sie zu Fuß hier, Herr Morrison?“ fragte ich.
„Nein, wir haben eine recht spezielle Reisemöglichkeit.“ antwortete er.
Die Antwort reichte mir nicht.
„Was heißt denn speziell? Haben Sie ein Taxi genommen?“
„Entschuldigen Sie, sind wir zu spät?“ fragte David. „Unsere Reise hat sich wegen kleiner Turbulenzen etwas hingezogen.“
„Nein, Sie kommen genau richtig. Ziehen wir uns doch in das Wohnzimmer zurück, dann können wir alles besprechen.“ meinte meine Mutter.
„Sebastian, könntest du bitte in dein Zimmer gehen und deine Hausaufgaben machen?“
Da ich an solcherlei Besprechungen eh kein Interesse habe, tat ich das, was mir meine Mutter aufgetragen hatte. Zeit wurde es auch dafür.
„Frau Schmidt, die nachfolgenden Informationen sind streng vertraulich und gehen nur Sie etwas an. Wie Sie wissen, sind wir im Auftrag von Sebastian Schmidt hier, ihrem Sohn im Jahr 2032. Bei unserem Projekt, welches TOMABEL genannt wird, haben wir vor, diverse Pläne aus unserer Zeit in die Ihrige zu schicken, um einige Lebensumstände, vor allem den Aufbau der Städte in Zusammenhang mit der Natur, bei uns zu verbessern.“
„Sie meinen die Infrastruktur der Städte?“
„Genau, diese Unterlagen können die Infrastruktur der jetzigen Städte erheblich vereinfachen und gleichzeitig effizienter machen. Sie müssten diese Pläne, als Kontaktperson aus dem Jahr 2002, an den höchstrangigsten Mann in Deutschland weiterleiten, dem Bundeskanzler. Sie dürfen ihm jedoch rein gar nichts von uns verraten!“
„Ich möchte die Pläne vorher sehen.“
„Das werden Sie noch früh genug. Wenn Sie damit einverstanden sind, dann unterschreiben Sie bitte diesen Vertrag hier.
Wir kommen dann morgen noch einmal vorbei. Dann haben wir die Pläne fertig ausgearbeitet.“
„In Ordnung. Verraten Sie mir bitte nur eins noch. Ich weiß, solche Gespräche sind eigentlich verboten. Aber, wie geht es meinem Sohn in Ihrer Zeit?“
„Oh, ihm geht es prächtig. Aber wir sollten uns auf das eigentliche konzentrieren.“
Rechnen Sie mit uns morgen gegen 16 Uhr, doch verraten Sie ihrem Sohn nichts von unserem Vorhaben. Wir sind für ihn nur zwei einfache Kollegen der Arztpraxis.“
„Auf Wiedersehen.“
Als ich mit meinen Hausaufgaben fertig war, verließ ich mein Zimmer und ging in die Küche, wo meine Mutter gerade dabei war, das Abendessen vorzubereiten.
„Wo sind denn die Herren, die vorhin gekommen sind?“ fragte ich.
„Sie sind gerade gegangen.“
„Und was wollten sie von dir?“
„Dieses Fachchinesisch würdest du eh nicht verstehen, mein Schatz, dafür bist du noch etwas zu jung.“
„Auch wenn es mich nichts angeht, ich will es wissen.
Ich habe ein Recht darauf, denn schließlich bin ich dein Sohn und nicht irgendwer.“ sagte ich laut.
„Hör mir mal zu Sohn, ich weiß, dass du es gerne wissen möchtest, aber ich kann es dir zum jetzigen Zeitpunkt wirklich noch nicht sagen.“
KAPITEL 2
Tagebuch-Eintrag für den 19. Oktober 2002 / 18:00 Uhr
Eigenartig, dass meine Mutter mir nicht verraten wollte, um was es in dem Gespräch ging. Ich finde ich bin alt genug um dort mitreden zu können. Morgen kommen die Herren wieder und vielleicht finde ich dann endlich heraus, was eigentlich Sache ist.
Einen Tag später das gleiche Theater. Türen öffnen und immer freundlich sein. Doch diesmal hatte ich keine Schularbeiten auf, was so viel heißt das ich nun den Gesprächen folgen konnte. Diesmal besuchte uns nur David Morrison, sein Kollege war wohl anderweitig beschäftigt.
„Sebastian, bitte räum dein Zimmer auf, ich möchte mit meinem Kollegen alleine sprechen.“
So was habe ich mir schon gedacht. Ich hatte aber kein Problem damit, also tat ich es.
„Können Sie mir nun wie vereinbart die Pläne zeigen?“
„Ja, wir haben sie fertig ausgearbeitet. Hier haben Sie, was sie wollten. Sie wissen, was Sie zu tun haben. In wenigen Tagen werden wir Ihnen einen Brief zuschicken. Aber beachten Sie, dass Sebastian ihn nicht lesen darf. Es geht um Ihren Sohn in der Zukunft. Ich muss jetzt wieder los. Auf Wiedersehen.“
„Danke.“
Nachdem die Haustür zuging, habe ich die Tür meines Zimmers geöffnet. Plötzlich erschrak meine Mutter.
„Junge, bist du mit deinem Zimmer schon fertig?“
Ich sah, wie Sie diverse Unterlagen auf dem Tisch hastig zusammenrollte, als wenn es etwas gab, dass für meine Augen nicht bestimmt ist.
„Ja, du kannst es dir gerne anschauen. Nicht wieder zu erkennen ordentlich.“
„Das freut mich… ähm, die nächste Operation liegt an und meine Kollegen gaben mir Unterlagen zum genauen Ablauf der OP. Ich glaube kaum, dass dich das interessiert, mein Sohn.“
„Nein, das ist wahrlich nichts für mich.“ meinte ich.
„Mach dann bitte das Abendbrot fertig, wir wollen heute etwas früher essen als sonst. Ich habe nämlich noch einiges zu tun heute Abend.“
Die Unterlagen tat sie umgehend in ihr Arbeitszimmer und schloss die Zimmertür zu.
Tagebuch-Eintrag für den 20. Oktober 2002 / 22:00 Uhr
Heute Nacht will ich endlich die Unterlagen einsehen, die mir meine Mutter vorenthält. Ich vermute, dass sie doch mehr beinhalten als das, was Sie mir beschrieben hat. Ich stelle meinen Wecker auf zwei Uhr, dann dürften sie längst schlafen.
Punkt zwei Uhr schlich ich aus meinem Zimmer. Alles war düster. Als ich dann das Arbeitszimmer aufschloss und betrat, sah ich die Pläne vor mir. Ich machte das Licht an und rollte einen Plan leise auseinander. Daraufhin las ich die riesige Überschrift: ‚VERBESSERUNG DER INFRASTRUKTUR DER STÄDTE’ Ich hatte es doch gewusst. Meine Mutter hatte mich die ganze Zeit über belogen. Alles war ersponnen. In den Gesprächen ging es doch um viel mehr als mir vorgegaukelt wurde. Hinter der Überschrift las ich:
‚Stand: 26.10.2032’
Irgend etwas stimmte hier nicht. Stammte der Besuch etwa aus der Zukunft? Würden uns Zeitreisende besucht haben? Da hörte ich meine Mutter.
„Hast du das auch gehört?“
„Schatz, da ist nichts, versuch noch etwas zu schlafen.“
Das war mein Zeichen. Ich legte alles wieder wie es war zurück und schlich leise wieder in mein Zimmer. Vier Stunden konnte ich jetzt noch schlafen, wenn überhaupt, denn ich hatte den Kopf voller Gedanken.
Die besagten vier Stunden später…
„Sebastian, steh bitte auf, ich muss mit dir reden.“
So herzlich wird man auch nicht jeden Morgen geweckt. Halb verschlafen folgte ich meiner Mutter in ihr Arbeitszimmer. Irgendwie wusste ich jetzt schon, was auf mich zukommen würde.
„Was hast du heute Nacht in meinem Arbeitszimmer gesucht? Geht es um die Pläne, die ich bekommen habe? Ich hab dir doch schon alles geklärt. Vertraust du mir etwa nicht?“
„Doch, aber…ich war halt neugierig und verstand nicht, wieso du mir nichts davon zeigen wolltest.“
„Trotzdem hast du nichts in meinem Zimmer verloren, ich schließe nicht umsonst immer ab. Kommt das rüber?“
„Ja…ich mache jetzt Frühstück…“
Beim Frühstück wollte mein Vater wissen, was denn eigentlich Fakt ist und meine Mutter erzählte natürlich wieder die Story mit der Operation und wie wichtig die Unterlagen dafür sein würden. Aber ICH habe die Pläne gesehen und weiß genau, dass was ganz anderes hinter dem großen Geheimnis steckt. Und jetzt lügt sie nicht nur mich, sondern auch noch meinen Vater an. Es muss um etwas gehen, was niemand erfahren darf. Und Zeitreisende aus der Zukunft sind ein triftiger Grund dazu…
„Sebastian, schau bitte nach der Schule, ob wir Post bekommen haben, ich erwarte einen Brief von einem Assistenzarzt.“
„In Ordnung.“ entgegnete ich meiner Mutter.
Wohl ein Brief von einem der Zeitreisenden?
Gleich nach der Schule kam ich aufgeregt nach Hause und öffnete umgehend den Briefkasten. In der Tat lag ein Brief drin, doch der Absender kam mir seltsam vor. Der Brief wurde von einem gewissen Sebastian Schmidt abgesendet. Habe ich mir etwa kürzlich selbst einen Brief zugeschickt? Mit einem mulmigen Gefühl öffnete ich den Brief und las ihn. Zum Glück kam meine Mutter an diesem Tag erst spät nach Hause, so dass ich genügend Zeit hatte, mich mit dem Brief zu beschäftigen…
„Hallo Mutter. Du wolltest wissen, wie es mir in der Zukunft geht? Oh, mir geht es sehr gut. Ich habe sogar Karriere gemacht. Als Chef der Europäischen Umweltorganisation habe ich reichlich Privilegien. Ich habe mich ziemlich gemausert, nachdem ich die Schule 2008 erfolgreich mit dem Abitur absolviert hatte. Ich studierte Physik und Mathematik und erhielt mit einer Diplomarbeit sogar einen Preis. Mittlerweile habe ich ein schönes Haus mitten in Beeskow, eine Stadt, die sich seit den letzten dreißig Jahren um ein vierfaches vergrößert hat. Und mit dem Expandieren der Stadt folgten auch die Probleme. Verkehrsstaus an allen Ecken und Enden, Smog und Abgase waren nur einige Dinge, die das Leben in der Stadt ungemütlich machten. Daher kam ich auf die Idee, die Infrastruktur von der Wurzel an zu verändern. Und das ging nur, wenn man in der Vergangenheit etwas korrigiert. Denn heute ist es dafür zu spät. Als erste Person dachte ich an dich und so wurdest du ja schließlich auch Mitglied bei uns. Überreiche die Pläne dem Bundeskanzler und du wirst sehen, er ist begeistert davon, schließlich sind die Unterlagen von den versiertesten Personen der Umwelt Organisation ausgearbeitet worden. Ich hoffe, du besuchst uns mal wieder. Bis dann, dein Sohn Sebastian.“
Ich war fasziniert, diesen Brief zu lesen. Mein eigenes Ich schrieb uns aus der Zukunft. Es ist berauschend, etwas aus der Zukunft zu lesen, besonders wenn man etwas über sich selbst erfährt. Ich packte den Brief wieder in die Hülle und lag ihn auf den Dielentisch. Meine Mutter darf auf keinen Fall wissen, dass ich ihn gelesen habe…
KAPITEL 3
Tagebuch-Eintrag für den 27. Oktober 2002 / 21:00 Uhr
Nun ist es bereits eine Woche her, dass ich den Brief von meinem eigenen Ich aus der Zukunft gelesen habe. Meiner Mutter fiel Gott sei Dank nicht auf, dass der Brief bereits geöffnet war. Heute Abend kommt eine Nachrichtensondersendung über den Bundeskanzler. Er will eine kleine Rede halten. Und ich glaube ich weiß schon ganz genau, worum es in dieser geht…
Um Punkt 20 Uhr saßen meine Eltern und ich vor dem Fernseher und waren gespannt auf das, was kam. Und ich behielt Recht. Der Bundeskanzler erhielt revolutionäre Pläne von einer Person, die anonym bleiben will. „Diese Pläne ergeben eine völlig neue Infrastruktur der Städte und Dörfer und werden das Leben in vielerlei Hinsicht zum Positiven hin verändern.“ sagte er.
Das reichte mir.
„Mutter, kannst du bitte kurz mitkommen? Ich habe ein paar Fragen.“
„Kannst du nicht wenigstens noch bis zum Ende der Rede warten?“
„Nein, es ist wichtig.“
Sie kam mit und wir saßen uns ins Nebenzimmer.
„Warum machst du das? Warum sagst du mir nicht einfach, dass es deine Pläne sind, von denen die Rede ist. Das mit der Operation war doch ein einziges Lügengebilde. Willst du mir deinen so genannten Arztkollegen nicht etwas näher vorstellen? Oder geht das gar nicht, weil der vielleicht noch ein Kleinkind ist?“
„Kleinkind…wie meinst du das?“
„Ich würde deinen zeitreisenden Freund gerne mal kennen lernen. Doch da der aus der Zukunft kommt, besser gesagt aus dem Jahr 2032, ist er jetzt mit Sicherheit noch ein ganz junger Bursche.“
Okay, Sebastian...Schluss mit all den Lügen. Du hast mit allem Recht. Meine Arztkollegen sind Zeitreisende und die Pläne über die Infrastruktur der Städte habe ich dem Bundeskanzler übergeben. Da du nun bescheid weißt, erscheint es nur logisch, dass du in die Organisation eingeweiht wirst. Ich werde heute Abend noch in die Zukunft reisen und alles mit David absprechen.“
Meine Mutter begab sich auf die Straße und ein gleißendes Licht erfüllte die Gegend. Als man wieder etwas sehen konnte, war sie verschwunden. Eine Stunde später das selbe helle Licht. Und da war sie wieder.
„Okay, Sebastian.. Komm bitte her, es ist soweit.“ Also ging ich zu ihr.
Im nächsten Augenblick zog etwas Kaltes durch meinen Körper. Ich kann es nicht genau beschreiben. Es durchzog meinen Körper von oben nach unten.
Es wurde von einem Augenblick zum nächsten hell und der Boden unter meinen Füßen veränderte sich wie Sand, wurde dann jedoch wieder fest, als es vollkommen hell war. Die Sonne blendete mich.
Meine Mutter war verschwunden. Ich stand noch an der selben Stelle wie vorher und zitterte am ganzen Körper. Diese ganzen Ereignisse in den paar Sekunden hatten mich überwältigt.
Doch was war mit mir geschehen? Ich sah nur auf mich und nahm meine Umgebung im ersten Moment nur flüchtig war.
Ich fand mich auf einer asphaltierten Straße wieder. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, war, dass ich träume, doch es war einfach zu real für einen Traum. Vor mir sah ich mein zu Hause. Doch die restliche Umgebung war völlig neuartig für mich. Ich lebe in einer Kleinstadt. Doch das hier sah aus wie eine riesige Stadt.
Plötzlich wurde mir schwindelig und ich fiel mit dem Kopf auf den Asphalt.
KAPITEL 4
Mail an den Zentralsitz der Europäischen Umwelt Organisation Deutschland
Datum: 26.10.2032
Uhrzeit: 15:30 Uhr
Sehr geehrter Herr Schmidt,,
eine weitere Kontaktperson ist unserer Organisation beigetreten, und unserem Projekt „TOMABEL“ stehen nun zwei Kontakte aus dem Jahr 2002 zur Verfügung. Es wird kein großer Vorteil sein, eine 12-jährige Person als weiteres Mitglied zu haben, doch wir müssen auch auf die Wünsche unserer bestehenden Kontakte eingehen. § 54 der Umwelt Organisation erlaubt die Aufnahme einer weiteren Person durch die Einverständnis eines Mitglieds. Von diesem Paragraph habe ich Gebrauch gemacht und hoffe auf Ihre Einverständnis.
Die neue Kontaktperson dürfte jetzt eingetroffen sein, ich werde sie einweihen.
Mit freundlichen Grüßen
David Morrison
Als ich wieder zur Besinnung kam, sah ich eine Person näher kommen.
„Sebastian, es ist alles in Ordnung. Du hast nur eine kleine Schramme am Kopf.“
„Was? Wo bin ich? Moment…Sie sind doch…“
„David Morrison, wir hatten bereits das Vergnügen. Willkommen in der Zukunft, genauer gesagt im Jahr 2032.“
„Wie bitte? Ich verstehe nicht ganz.“
„Das alles muss unglaublich klingen für dich. Darum möchte ich dich bitten, herein zu kommen, ich werde dich über alles aufklären.“
Ich betrat nun mein eigenes zu Hause der Zukunft, das mir trotz verstrichener 30 Jahre immer noch sehr vertraut vorkam. Doch der elektronische Briefkasten vor dem Haus war mir neu. Ich war gespannt, was es noch für Neuheiten in der Zukunft gab.
Als wir im Haus waren, fragte mich David, wie spät es ist.
„Vier Uhr Morgens.“ antwortete ich ihm nach kurzem Blick auf meine Uhr.
„In Ordnung. Als erste Handlung, möchte ich dir eine neue Uhr schenken. Sie zeigt das Datum und die Uhrzeit im Jahr 2002 und im Jahr 2032 an.
Setz dich doch hin, es gibt viel zu bereden.“
Daraufhin betätigte er einen Schalter und drei Stühle klappten aus sich öffnenden Bodenluken heraus.
„Danke.“ sagte ich fasziniert. Also gut, ich bin in der Zukunft, so unglaublich wie das klingen mag. Zeitreisen sind also doch möglich geworden. Ich habe viele Fragen.
Wir saßen uns beide hin.
„Als neuestes Mitglied der ‚Europäischen Umwelt Organisation’ möchte ich dich herzlich begrüßen. Die Organisation hat sich 2030 gegründet und ist speziell auf die Erhaltung der natürlichen Umwelt in Verbindung mit der Infrastruktur der Städte ausgerichtet.“
„Vielen Dank für diesen neuen Status. Aber was mich wirklich brennend interessiert ist, wann und wie Zeitreisen entstanden sind.“
„Zeitreisen sind ab 2025 möglich. Ein genialer Wissenschaftler namens Steven Fox entwickelte vor einem Jahrzehnt eine Formel, mit Hilfe derer eine Krümmung des Raum- und Zeitkontinuums möglich war. Daraufhin baute er eine Maschine, mit der man Personen in die Zukunft oder in die Vergangenheit teleportieren kann. Mit diesem Apparat wurdest du hergeholt. Zeitreisen sind jedoch extrem teuer. Ein einziger Teleport beispielsweise kostet 5 Millionen Welt.“
„ Fünf Millionen Welt? Eine neue Währung?“
„Ja, genau, sämtliche Länder haben sich auf eine Währung geeinigt. Nun, zum Glück funktioniert das Finanzsystem in unserer Zeit etwas anders, so dass der Umwelt Organisation ausreichend Geld zur Verfügung steht. Momentan führen für das Projekt TOMABEL, was so viel heißt wie
‚To Make A Better Live’ durch.“
Und dort wurde ich nun Mitglied. Ziemlich starker Tobak für einen 12-jährigen Jungen, der eben noch Playstation - Spiele für spannend hielt.“
David führte fort…
„Bis jetzt besitzt die Organisation 17 Mitglieder, das sind 15 aus dem Jahr 2015 und zwei aus dem Jahr 2002. Demnächst haben wir vor, Mitglieder aus dem 19. Jahrhundert aufzunehmen.“
Da schoss mir ein Gedanke durch den Kopf…
„Solche Zeitreisen können die Zukunft verändern.“
„Was ist daran so schlimm? Durch unsere Reisen in andere Zeiten ist unser primäres Anliegen, die Zukunft zu verbessern, für uns und für den Rest der Menschheit.“
„Und da geht niemals etwas schief?“ fragte ich konternd. “Tja, bis jetzt noch nicht, und da sind wir auch froh drüber.“
„Ich frage mich schon die ganze Zeit, was diese Pläne zu bedeuten haben, die Sie meiner Mutter überreicht haben. Ich kann mir kaum vorstellen dass sie für die nächste Ärzte-Konferenz nützlich sind.“
„Deine Mutter ist unsere derzeit wichtigste Kontaktperson, denn Sie verändert momentan direkt die Vergangenheit und damit die Zukunft zum Besseren. Natürlich darf keiner etwas von uns in deiner Zeit erfahren, schließlich existieren wir bei euch noch gar nicht, und allein das Wissen der Masse von unserer Existenz hätte fatale Folgen. Die Pläne dienen...“
„Lassen Sie mich raten. Zur verbesserten Infrastruktur der Städte? Soweit bin ich auch schon gekommen.“
„Exakt. Deine Mutter hat diese Pläne den oberstes Leuten eures Landes übergeben, was du ja sicherlich im Fernsehen mitverfolgt hast. Natürlich sind sie nicht nur für Deutschland, sondern auch für den Rest der Welt gleichermaßen bedeutend.“
„Hm verstehe. Und diese Zeitreisen sind wirklich nur für organisatorische Zwecke gedacht? Oder gibt es auch „Vergnügungsreisen“, z.B. um Einstein bei dem Entwerfen seiner Relativitätstheorie über die Schulter zu schauen, oder um dabei zu sein, wenn Apollo 11 im Jahre 1969 auf dem Mond landet?“
„Bisher steht die Verbesserung der Lebensumstände der Zukunft im Vordergrund. So genannte Spaß-Trips in andere Zeiten sind einfach zu teuer und rentieren sich wohl kaum.“
Da klingelte es an der Tür.
Okay, Türklingeln sind noch immer nicht aus der Mode gekommen.
„Gerlinde Schmidt, Sie kommen genau richtig. Ich habe Ihren Sohn in unsere Organisation eingeweiht und wollte ihm gerade die Stadt zeigen und die schöne neue Welt da draußen. Aber jetzt können Sie das ja für mich übernehmen.“ „Na klar.“ meinte meine Mutter und ging mit mir nach draußen, nachdem wir David verabschiedet hatten.
Das war ein aufregendes Gefühl. Eine Stadt in der Zukunft, was für Veränderungen würde es geben, welche technischen Neuheiten würden entwickelt sein. Was mir sofort auffiel, als wir das Haus verließen, waren die elektronischen Rollwege, mit denen man ganz schnell von A nach B kam ohne größere körperliche Anstrengungen. Die hab ich natürlich gleich mal ausprobiert. „Trau dich ruhig, die beißen nicht.“ meinte meine Mutter ganz cool. Nun rollte ich sprichwörtlich in eine bessere Zukunft…
KAPITEL 5
Tagebuch-Eintrag für den 26. Oktober 2032 / 19:00 Uhr
Die futuristische Stadtbesichtigung war sehr faszinierend. Meine Mutter hat mir jedes Detail der schönen neuen Welt gezeigt und ich bin traurig, dass es jetzt erstmal wieder in meine Zeit geht. Nach dem Abendbrot geht’s wieder in die Gegenwart.
Nachdem wir uns satt gegessen hatten, verabschiedeten wir uns erst einmal von David und folgten seinen Anweisungen, wieder draußen auf die Straße zu gehen, zu dem Ort, wo ich auch hergekommen war.
„Vielen Dank für euren Besuch, immer wieder gerne.“ sagte David. „Wenn Sie uns brauchen sind wir gerne bereit wieder zu kommen.“ meinte meine Mutter und dem war nichts mehr hinzuzufügen.
Plötzlich wurde mir wieder schwindelig, bis ich die Umgebung nur noch verschwommen wahrnahm. Mir wurde kalt und ich wurde ohnmächtig.
Als ich wieder bei Sinnen war, lag ich wieder auf dem gewohnten Sand unserer Straße. Meine Mutter kam auch gerade zu Bewusstsein.
„Alles in Ordnung?“ fragte ich und fasste sie an der Hand an um sie hochzuziehen. „Alles bestens. Der Trip war doch genau dein Ding, oder?“
„Ja, es war schon extrem cool, das können wir mal wieder machen.“
„Aber du weißt, kein Wort zu Niemandem.“ sagte sie mit Nachdruck. „Du kannst dich auf mich verlassen.“
Plötzlich wurde es gleißend hell und ich konnte die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Als das helle Licht verschwunden war, sah ich David vor mir stehen. „Was ist los David, hatten wir uns nicht eben noch verabschiedet?“
„Ich weiß, Sebastian, aber du musst unbedingt mit mir in die Zukunft kommen. Es ist etwas furchtbares passiert…“
FORTSETZUNG FOLGT