Marie Wögerbauer beschreibt im Jahr 1903 den Salzburger Brauch des "Vergelt's Gott"-Sammelns:
Wolfgang (SAGEN.at)
Das Vergelt's Gott-Sammeln im Salzburgischen.
Von Frau Marie Wögerbauer, Salzburg.
Im Salzburgischen kommt der vielleicht wenig gekannte, schöne Brauch des „Vergelt's Gott"-Sammelns vor, das heißt, für eine Guttat, ein Liebeswerk wird nur die Dankesäußerung „Vergelt's Gott" angenommen und jeder so erworbene Dank auf einem Stabe oder Kreuz mit einem Zeichen angemerkt oder — nur im Gedächtnisse aufbewahrt. Je mehr solcher Zeichen sich zu einer ganzen Sammlung vereinen, desto größere Freude für den Besitzer.
Arme, welche an Geldwert nichts zu verschenken haben und doch auch wohltätig sein wollen, um eine solche Sammlung zu erwerben, bemühen sich, dieses Ziel durch geleistete Liebesdienste zu erreichen, in dem frommen Glauben, sieh dadurch eine Stufe in den Himmel bauen oder für begangene Sünden leichter Vergebung finden zu können.
Eine arme alte Frau in Salzburg, welche sich schon einer ganzen Reihe erworbener „Vergelt's Gott" erfreut, erzählt über Entstehung und Bedeutung des Brauches, an welche sie mit rührendem Vertrauen glaubt, Folgendes:
Ein recht böser, geiziger, dabei schlauer Bauer, welcher niemals, etwas Gutes tun wollte, ließ sich doch einmal überreden, einen durch seinen Hof führenden Fußweg allgemein benützen zu lassen; doch gab er die Erlaubnis dazu nur unter der Bedingung, dass jeder Vorübergehende vor dem Kreuze, welches er beim Eingang in den Hof aufrichten ließ, ein „Vergelt's Gott" sagen müsse. Bei jedem solchen „Vergelt's Gott" machte nun der Bauer einen Einschnitt in das Kreuz und sammelte davon eine große Zahl.
Als der Bauer gestorben war und zum Himmelstor kam, um Einlass zu finden, sagte der heilige Petrus : „Ja, was. willst denn Du da, Du ungueter Ding Du, Du wirst do nit etwan gar glauben, dass D' in Himmi einikimmst, o na!" — Worauf der Bauer: „Oho! was is's denn nachher mit meine .Vergelt's Gott'?" — Heiliger Petrus (verwundert): „Ja, hast denn Du auch .Vergelt's Gott'?" — Bauer: „Ja, freili, und viel han i." — Heiliger Petrus: „Ja wenn das is, dass D' wirkli an (solche) hast, da kannst's holen geh'n, nachher wer'n w'r schon seg'n, was g'schieht." — Der Bauer geht und holt seine „Vergelt's Gott", die, auf die Waage gelegt, schwerer ins Gewicht fallen als seine Sünden, worauf ihn der heilige Petrus bei einem kleinen Spalt „in den Himmi" einischlupfen lasst.
Quelle: Zeitschrift für Österreichische Volkskunde, IX. Jahrgang 1903, S. 64 (Ethnographische Chronik aus Österreich).
Ist dieser Brauch auch heute noch bekannt?Von Frau Marie Wögerbauer, Salzburg.
Im Salzburgischen kommt der vielleicht wenig gekannte, schöne Brauch des „Vergelt's Gott"-Sammelns vor, das heißt, für eine Guttat, ein Liebeswerk wird nur die Dankesäußerung „Vergelt's Gott" angenommen und jeder so erworbene Dank auf einem Stabe oder Kreuz mit einem Zeichen angemerkt oder — nur im Gedächtnisse aufbewahrt. Je mehr solcher Zeichen sich zu einer ganzen Sammlung vereinen, desto größere Freude für den Besitzer.
Arme, welche an Geldwert nichts zu verschenken haben und doch auch wohltätig sein wollen, um eine solche Sammlung zu erwerben, bemühen sich, dieses Ziel durch geleistete Liebesdienste zu erreichen, in dem frommen Glauben, sieh dadurch eine Stufe in den Himmel bauen oder für begangene Sünden leichter Vergebung finden zu können.
Eine arme alte Frau in Salzburg, welche sich schon einer ganzen Reihe erworbener „Vergelt's Gott" erfreut, erzählt über Entstehung und Bedeutung des Brauches, an welche sie mit rührendem Vertrauen glaubt, Folgendes:
Ein recht böser, geiziger, dabei schlauer Bauer, welcher niemals, etwas Gutes tun wollte, ließ sich doch einmal überreden, einen durch seinen Hof führenden Fußweg allgemein benützen zu lassen; doch gab er die Erlaubnis dazu nur unter der Bedingung, dass jeder Vorübergehende vor dem Kreuze, welches er beim Eingang in den Hof aufrichten ließ, ein „Vergelt's Gott" sagen müsse. Bei jedem solchen „Vergelt's Gott" machte nun der Bauer einen Einschnitt in das Kreuz und sammelte davon eine große Zahl.
Als der Bauer gestorben war und zum Himmelstor kam, um Einlass zu finden, sagte der heilige Petrus : „Ja, was. willst denn Du da, Du ungueter Ding Du, Du wirst do nit etwan gar glauben, dass D' in Himmi einikimmst, o na!" — Worauf der Bauer: „Oho! was is's denn nachher mit meine .Vergelt's Gott'?" — Heiliger Petrus (verwundert): „Ja, hast denn Du auch .Vergelt's Gott'?" — Bauer: „Ja, freili, und viel han i." — Heiliger Petrus: „Ja wenn das is, dass D' wirkli an (solche) hast, da kannst's holen geh'n, nachher wer'n w'r schon seg'n, was g'schieht." — Der Bauer geht und holt seine „Vergelt's Gott", die, auf die Waage gelegt, schwerer ins Gewicht fallen als seine Sünden, worauf ihn der heilige Petrus bei einem kleinen Spalt „in den Himmi" einischlupfen lasst.
Quelle: Zeitschrift für Österreichische Volkskunde, IX. Jahrgang 1903, S. 64 (Ethnographische Chronik aus Österreich).
Wolfgang (SAGEN.at)