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Dampflokunglück Lößnitztalbahn

Dresdner

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Havarien und Unglücke mit Dampflokomotiven haben in der heutigen Zeit in unseren Breiten eher Seltenheitswert.
Ganz in der Nähe von Dresden, auf einer der ältesten Schmalspurbahnen Deutschlands, der Lößnitzgrundbahn, ereignete sich am Sonnabend ein solches Ereignis.
Berichte, Bilder sowie mehrere Videos dazu finden sich unter (Admin: externer Link existiert nicht mehr).
Dresdner
 
Vor hundert Jahren waren Unfälle mit Dampflokomotiven natürlich wesentlich häufiger. Zum Vergleich ein Bericht über Dampfkesselexplosionen (eine Liste mit Lokomotiven-Unfällen habe ich dzt. nicht vorliegen, diese dürften noch wesentlich höher gewesen sein) in Deutschland im Jahr 1907, der für wissenschaftliche Analyse der Unfälle dienen sollte:

Die Dampfkesselexplosionen im Deutschen Reich im Jahre 1907

(Nach der vom Kaiserlichen Statistischen Amt ausgesehenen Statistik des Deutschen Reiches. 3. Heft, 1908.)

Während des Jahres 1907 haben sich, abgesehen von den Lokomotiven der Eisenbahnen und von den Dampfkesseln, die von der Militärverwaltung oder von der Verwaltung der Kriegsmarine benutzt werden, insgesamt an 16 Dampfkesseln Unfälle ereignet, und zwar:

1) Liegender Zweiflammrohrkessel von 7530 mm Länge und 1880 mm Dmr., 16,63 cbm Inhalt und 5 at Spannung, aufgestellt 1872 von der Kölnischen Maschinenbau-A.-G. in Köln-Bayenthal auf den Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerken, Abteilung Puddelwerk des Blechwalzwerkes, in Düsseldorf. Bei der Explosion am 3. Januar ist der zweite Blechring des rechten Flammrohres nach dem andern Flammrohr hin durchgedrückt und in der Rundnaht aufgerissen worden. Durch die entstandene Öffnung traten Wasser und Dampf nach hinten aus, wobei die hintere Wand, die zum Teil ½ Ziegel stark war, zerstört wurde. Ursache ist Wassermangel. Wahrscheinlich war zur Zeit der Explosion der obere Wasserslandhahn geschlossen und daher das Wasserstandglas voll Wasser. Nach der Explosion war der obere Hahn geschlossen; doch glaubte der Kesselwärter, dass der Halm in dieser Stellung geöffnet sei. Verletzt wurde niemand.

2) Liegender Zweiflammrohrkessel von 10000 mm Länge und 2000 mm Dmr., 24,8 cbm Inhalt und 8 at Spannung, aufgestellt 1900 von der Zeitzer Eisengießerei und Maschinenbau A. G. auf der Stadtgrube des Braunkohlenbergwerkes von W. Leder in Senftenberg, Kreis Kalau. Bei dein Unfall am 18. Februar ist das eine Flammrohr im zweiten und dritten Schuss eingebeult worden, wobei in der Rundnaht 17 Niete gerissen sind. Risse im Kesselblech oder in den Nietnähten sind nicht gefunden worden, sondern bei der Einbeulung sind nur die 17 Nietköpfe abgesprungen und der obere Bolzen des ersten Fairbairn-Ringes abgerissen. Ursache ist Wassermangel, der vielleicht dadurch herbeigeführt worden ist, dass der Ablaßhahn geöffnet und nicht rechtzeitig geschlossen wurde. Verletzt wurde niemand.

3) Liegender Walzenkessel von 5640 mm Länge und 1300 mm Dmr. mit darunter liegendem Sieder von 4800 mm Länge und 800 mm Dmr., 11 cbm Gesamtinhalt und 6 at Betriebsdruck, aufgestellt 1875 von Fr. Maas & Hardt in Barmen in der Eisengießerei und Maschinenfabrik von Friedr. Spies Söhne in Barmen. Bei der Explosion am 18. April ist der vorderste Blechring des Oberkessels im unteren Teil vollständig und auf ein Stück längs der vorderen Rundnaht im oberen Teil soweit aufgerissen, dass der vordere Kesselboden mit dem Kessel nur durch einen schmalen Blechstreifen zusammenhing. Ursache ist Wassermangel. Ein Heizer wurde getötet.

4) Liegender engröhriger Siederohrkessel mit Siederohren bis 100 mm Dmr. und Dampfsammler von 1300 mm Länge und 325 mm Dmr., 0,62 cbm Gesamtinhalt und 6 at Betriebsdruck, erbaut 1900 von dem Eisenwerk Gaggenau A.-G. und aufgestellt 1904 zur Krafterzougung und zum Kochen in der Metzgerei von Willi. Winnesberg, Mülheim, Rühr. Bei dem Unfall am 15. Juni ist ein Siederohr in der untersten Reihe herausgedrückt und etwa 6 m weit fortgeschleudert wurden. Das Rohr war stark nach oben durchgekrümmt und innen mit 3 mm dickem Kesselstein bedeckt. Ursache des Unfalles ist mangelhafte Befestigung der ohne Bördelung eingewalzten Rohre. Ein Mann wurde schwer verletzt.

5) Beweglicher stehender einfacher Walzenkessel von 400 mm Länge. 300 mm Dmr., 0,03 cbm Inhalt und 0,3 0,3 bis 0,5 at Betriebsdruck aus Kupferblech, 1907 von Schäffer & Walker, Berlin S.W., im Wasserwerk des Magistrates der Stadt Brieg zu Giersdorf für Desinfektionszwecke in Betrieb gesetzt. Bei dem Unfall am 2. Juli - der Kessel war zum erstenmal in Gebrauch - ist der obere Kesselboden samt Sicherheitsventil und Dampfschlauch rd. 30 m weit fortgeschleudert wurden. Der Kessel war nicht genehmigt und dem zuständigen Verein nicht angemeldet. Wasserstandglas, Probierhahn, Speisevorrichtungen und Manometer waren nicht vorhanden. Ursache des Unfalles ist zu große Dampf Spannung. Das Sicherheitsventil konnte erst bei 1,5 at abblasen. Außerdem wurde bei sinkendem Wasserstand der Dampfraum von den Heizgasen bestrichen und daher das Kupferblech hoch überhitzt. Ein Mann wurde leicht verletzt.

6) Liegender Feuerbüchsen-Schiffskessel von 3250 min Länge und 2850 mm Dmr. mit rückkehrenden Heizrohren, Inhalt 14,56 cbm, Betriebsdruck 12 ½ at, erbaut 1893 von der Gutehoffnungshütte in Sterkrade für die A.-G. für Transport-und Schleppschiffahrt vormals Joh. Knipschner in Duisburg-Ruhrort. Bei der Explosion am 30. Juni ist der rechte Teil der Feuerbüchse von unten her durchgedrückt und zum Teil in, zum Teil hinter der Querschweißnaht, die Flammrohr und Feuerbüchse verbindet, aufgerissen worden. Als Ursache kann Überschreiten des zulässigen Druckes angesehen werden. Da der Dampfer die Bergfahrt angetreten hatte, so ist anzunehmen, dass der Kessel auf vollen Druck geheizt war. Kurz vor der Explosion versagte die Maschine, und der Dampf verbrauch hörte auf, so dass der Dampfdruck bei dem lebhaften Feuer leicht um mehrere Atmosphären gestiegen sein kann. Der Haupthahn der Manometerleitung war nach der Explosion geschlossen. Maschinist und Heizer sind getötet, der Kapitän schwer verwundet worden.

7) Beweglicher Feuerbüchsenkessel von 1979,5 mm Länge, 810 mm Dmr. mit vorgehenden Heizrohren zum Betrieb einer Lokomotive, erbaut 1899 von der Hannoverschen Maschinenbau-A.-G. vormals Georg Egestorff für die Schlackenabfuhr des Hochofenbetriebes der Union, Eisen- und Stahlwerk, Dortmund. Bei der Explosion am 14. August ist die kupferne innere Feuerbüchse an der Krempung der Rohrwand aufgerissen und nach unten durchgedrückt worden. Ursache ist wahrscheinlich Wassermangel. Zwei Personen sind schwer verletzt worden, wovon eine nach zwei Tagen gestorben ist.

8) Liegender Einflammrohrkossel von 12000 mm Länge und 2300 mm Dmr. mit darüber liegendem Dampfsammler von 4500 mm Länge und 800 mm Dmr., Inhalt 37 cbm, Betriebsdruck 12 at, erbaut 1903 von Ewald Berninghaus in Duisburg für den Hochofenbetrieb der A.-G. für Hüttenbetrieb in Duisburg-Meiderich. Bei der Explosion am 5. September ist. der erste Wellrohrschuß in der Nietnaht vom zweiten abgerissen und bis zur Sohle durchgebeult worden. Der zweite Schuss und die folgenden Schüsse sind seitlich, zusammengedrückt worden, während die Öffnung im vorderen Kesselboden verdrückt worden, ist. Als Ursache wird Wassermangel angenommen. Die vorhandene Sicherheitspfeife war verstopft. Ein Kesselreiniger ist schwer verbrannt worden.

9) Beweglicher liegender Feuerbüchsenkessel von 1854 mm Länge und 730 mm Dmr. mit vorgehenden. Heizrohren, 1,6 cbm Inhalt und 5 at Betriebsdruck, erbaut 1883 von Ruston, Proctor & Co. in Lincoln. England, und zuletzt im Dreschbetrieb von Fr. Teschke in Liebwalde, Kreis Mohrungen, benutzt. Bei der Explosion am 30. September ist der obere Teil der Stirnwand des Kessels herausgerissen und etwa 110 m weit geschleudert worden. Dieser Teil der Stirnwand war aus dem vollen Blech zwischen, den beiden aufgenieteten Winkeleisen für die Befestigung der Längsanker herausgebrochen. Ursache ist zu hohe Dampfspannung. Von den beiden Sicherheitsventilen war das eine falsch zusammengesetzt, so dass es vorzeitig abblies und von dem Kesselwärter daher durch Strick und Knebel festgezogen worden war. Das zweite Sicherheitsventil war unwirksam, da die Feder zusammengedrückt und nicht mehr elastisch war.

10) Liegender Einflammrohrkessel mit Wellrohr von 10800 mm Länge und 2300 mm Dmr. mit darüber liegendem Dampfsammler von 10200 mm Länge und 800 mm Dmr., Gesamtinhalt 35 cbm, Betriebsdruck 10 at, erbaut 1905 von Siller & Jamart in Barmen für das Steinkohlenbergwerk der Dortmunder Steinkohlenbergwerks-A.-G. Luise Tiefbau in Kirchhörde. Bei der Explosion am 21. Oktober sind die beiden ersten Schüsse des Wellrohres tief eingebeult worden und der zweite Schuss an der oberen Hälfte abgerissen, so dass eine rd. 1265 mm breite und 415 mm hohe Öffnung entstand. Ursache ist Wassermangel, herbeigeführt durch Unachtsamkeit des Kesselwärters. Im Kessel sind Wasserlinien 210 mm unter dem Scheitel des Flammrohres gefunden worden. Verletzt wurde niemand.

11) Beweglicher liegender Feuerbüchsenkessel von 2112 mm. Länge und 900 mm Dmr. mit rückkehrenden Heizrohren. 0,878 cbm Inhalt und 5 at Betriebsdruck, erbaut 1875 von Jul. Soeding & von der Heyde, Hörde i. W., für den Dreschbetrieb von Franz Claas in Heerde, Kreis Wiedenbrück. Bei der Explosion am 22. November ist der hintere gewölbte Boden in der Bördelung der Krempe vollständig abgerissen, wobei der Kessel etwa 30 m fortgeschleudert wurde. Ursache ist wahrscheinlich zu hoher Dampfdruck. Der Kessel war für den Dreschkasten zu klein, und die Sicherheitsventile sollen früher schon öfter überlastet worden sein.

12) Liegender Zweiflammrohrkessel von 10000 mm Länge, 2000 mm Dmr., 24,7 cbm Inhalt und 6 at Betriebsdruck, zur Krafterzeugung und Heizung erbaut 1890 von J. Klaß Nachf. in Schöningen für die Bergbau und Brikettfabrikation der Braunschweigischen Kohlenbergwerke in Offleben, Kreis Helmstedt. Bei dem Unfall am 25. November sind in der ersten Rundnaht des rechten Flammrohres 24 von 42 Nieten abgerissen, so dass sich hier eine bis 50 mm breite Öffnung gebildet hat. Zur Zeit des Unfalles war der Wärter gerade damit beschäftigt, einen Kessel der vorhandenen Batterie zu speisen. Als er einen dumpfen Knall und Brausen und Zischen von ausströmendem Dampf vernahm, versuchten die beiden Kesselheizer nach dem betreffenden Kessel zu gelangen, um ihn von dem gemeinschaftlichen Dampfsammler abzusperren. Dies gelang ihnen auch, und sie verhinderten dadurch das gänzliche Ausströmen des Dampfes aus den andern Kesseln, deren Spannung inzwischen von 5,9 auf 4,4 at gefallen war. Als Ursache des Unfalles ist Wassermangel anzunehmen. Der Speisewärter konnte, wenn er oben auf den Kesseln mit den Speiseventilen beschäftigt war, den Wasserstand in den Gläsern nicht sehen, sondern musste sich auf ein Schwimmergerät verlassen, dessen Stange aber festgeklemmt war, so dass der Schwimmer dem sinkenden Wasserspiegel nicht folgen konnte.

13) Liegender Zweiflammrohrkessel von 12000 mm Länge, 2000 mm Dmr., 27,12 cbm Inhalt und 7 at Spannung, erbaut 1899 von der Gewerkschaft Orange in Bulmke für die Brikettfabrik der Gewerkschaft Brühl in Brühl, Kreis Köln-Land. Bei der Explosion am 27. November ist das linke Flammrohr bis etwa zur Mitte seiner Länge von rechts und links fast gleichmäßig zusammengedrückt worden und dann in der Rundnaht über den halben Umfang aufgerissen. Wahrscheinlich sind die Flammrohrbleche durch Kesselsteinablagerungen, die mit Öl durchsetzt waren, isoliert und dadurch überhitzt worden. Eine Person wurde getötet und zwei wurden verletzt.

14) Beweglicher stehender Feuerbüchsenkessel mit Quersiedern von 2900 mm Länge, 950mm Dmr., 1,056 cbm Inhalt und 6 at Betriebsdruck, erbaut 1899 von Menck & Hambrock in Altona-Ottensen und zuletzt im Kranwindebetrieb zum Löschen von Schiffen bei R. Riemann, Brunsbüttelkoog, Kreis Süderdithmarschen, in Verwendung. Bei der Explosion am 5. Dezember ist die Schweißnaht des Feuerbüchsenmantels oben im Feuerloch auf rd. 250 mm Länge bis 80 mm weit aufgerissen und die Feuerbüchse bis auf die Quersieder eingebeult worden. Ursache ist Wassermangel. Die Feuerbüchse war etwa bis zur Mitte des Feuerloches ausgeglüht. Da trotz des starken Feuerns der Druck nicht mehr steigen wollte, so ist anzunehmen, dass bei der Explosion gar kein Wasser, sondern nur noch Dampf im Kessel vorhanden war. Verletzt wurde niemand.

15) Liegender Einflammrohrkessel mit Wellrohren von 10800 mm Länge, 2200 mm Dmr., rd. 20 cbm Inhalt und 9 at Betriebsdruck, erbaut 1898 von der Maschinenbau-Anstalt Humboldt in Kalk bei Köln für das Elektrizitätswerk der Maschinenfabrik von Thyssen & Co. in Mülheim, Ruhr. Bei der Explosion am 21. Dezember sind die beiden ersten Flammrohrschüsse eingebeult worden und der zweite Schuss quer auf etwa 1150 mm aufgerissen, so dass eine bis 940 mm breite Öffnung entstanden ist. Der Kessel ist etwa 50 m weit fortgeschleudert worden. Ursache ist Wassermangel. Am Flammrohr konnten die Anlauffarben und am Kesselmantel, 300 mm unter der zulässigen Grenze, Wasserstandlinien beobachtet werden. Eine Person, ein Unbeteiligter hinter der Kesselhausmauer, wurde getötet, ein Heizer leicht verletzt.

16) Liegender Einflammrohrkessel mit Wellrohr und mit Galloway-Rohren von 11500 mm Länge und 2200 nun Dmr. mit darüber gelagertem, von den Heizgasen berührtem Dampfsammler von 10700 mm Länge und 800 mm Dmr., Gesamtinhalt 31.5 cbm, Betriebsdruck 12 at, erbaut 1900 von Silier & Jamart in Barmen für das städtische Elektrizitätswerk in Elberfeld. Bei der Explosion am 25. Dezember sind der erste und der zweite Ring des Wellrohres ihrer ganzen Länge nach von oben her eingedrückt worden, wobei etwa 20 Niete zwischen dem zweiten und dritten Wellrohrring gerissen sind. Hierbei hat sich eine Öffnung von 950 qcm gebildet. Die Explosion ist wahrscheinlich auf Überhitzung der ersten beiden Wellrohrschüsse zurückzuführen, die durch Ölablagerungen, verbunden mit starker Beanspruchung der Heizfläche, verursacht ist. Im Kesselstein hat man 5,2 vH, im Schlamm 13,2 vH und im filtrierten Kondensat, mit dem gespeist wurde. 13g/cbm Öl vorgefunden. Eine Person wurde verletzt.

Außer den vorstehenden trägt der Bericht eine Explosion aus dem Jahre 1905 nach, die sich an einem liegenden Einflammrohrkessel von 4100 mm Länge, 1020 mm Dmr., 3 cbm Inhalt und 4 at Betriebsdruck, erbaut 1883 von C. Jähne & Sohn in Landsberg a. W. für die Spiritusbrennerei von Heidtmann in Wilmsdorf. Kreis Leydenburg, am 13. Oktober 1905 ereignet hat. Bei der Explosion sind alle Teile des Kesselkörpers außer dem Flammrohr zerstört worden. Die Bruchlinien lassen darauf schließen, dass die Zerstörung in der Linie zwischen dem Abblase- und dem Speisestutzen ihren Anfang genommen hat und dass von hier aus das Mantelblech schraubenlinienartig nach vier Richtungen zerrissen worden ist. Als unmittelbare Ursachen sind der Anbruch des gusseisernen Mannlochrandes, der durch scharfes Anziehen der beiden Deckelschrauben vermutlich erweitert worden ist und die Unwirksamkeit des Sicherheitsventiles anzusehen, welches das Überschreiten des zulässigen Druckes nicht erkennen ließ. Verletzt wurde niemand.

Wie im vorigen Jahre sei auch für die diesjährige Statistik festgestellt, dass sich die Aufzeichnungen des Kaiserlichen Statistischen Amtes nicht an die vom Bundesrat gegebene Begrifferklärung einer Dampfkesselexplosion halten. Denn es ist unverkennbar, dass in den Fällen 2), 4) und 12) ein plötzlicher Ausgleich der Spannungen innerhalb und außerhalb des Kessels nicht stattgefunden haben kann.

Quelle: Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Nr. 47, Sonnabend, den 21. November 1908, Band 52, S. 1896 – 1898.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Dresdner,

eine Explosion eines Dampfkessels stelle ich mir äußerst unangenehm vor.
In dem Zusammenhang ist es zudem beachtlich, wie in Kriegen - bei uns etwa in den letzten beiden Weltkriegen - Dampflokomotiven bis an die Front im ärgsten Kugelhagel oder Bombardement unterwegs waren.

Manche Züge waren auch im Krieg als Geschütze unterwegs. Ich war lange im Glauben, Buster Keaton's grandioses Meisterwerk "Der General" (1926) sei fiktiv, bis ich von baugleichen und noch wesentlich stärker in Kriege involvierten Zügen gelesen habe.

Aber nun eine Frage, die mich schon lange beschäftigt - wer kann das beantworten?

Wie ist es möglich, dass Dampflokomotiven heute auf elektrisch betriebenen Bahnstrecken, also bei Oberleitung, fahren?
Die Schlote von Dampflokomotiven sind zum einen ziemlich hoch, zum anderen ist Rauch, Färbemittel, Wasserdampf, Dampfpfeife und dgl. gefährlich nah an der Oberleitung. Was machen da heute Dampflokomotiven, damit es zu keinem Funkenschlag kommt?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Funkenschlag bei Dampfloks? Ist mir was ganz was neues. DerhHöchste Punkt einer Dampflok sind meist die Kesselaufbauten (Schlot, Dom, Sanddom, Pfeife am Führerhausdach). Bei 15 KV 16 2/3 HZ hat man gut einen Meter Platz, bis es zum Überschlag kommt.
Wasser an uns für sich leitet Strom lange nicht so gut, wie manche Leute glauben. Ist jedoch ein Salz im Wasser, dann schaut die Sache anders aus. Nachdem es sich im Falle von Wasserdampf um reines Wasser handelt, das Gasförmig vorliegt, wird es mit der Stromleitung auch sehr schwer.

Was beim Zusammenstoß hätte passieren können: das Feuer in der Feuerbüchse lässt das restliche Wasser im Kessel verdampfen, die Feuerbüchse wird nicht mir ganz umspült. Dadurch erwärmt sich das Material dort mehr als an einer anderen Stelle. Durch die Hitzeinwirkung wird die Materialfestigkeit herabgesetzt. Schließlich reicht der im Kessel vorhandene Druck, um die Feuerbüchse durchzureißen. Druck geht verloren, die Nachverdampfung beginnt, wobei gilt: je größer das Leck, desto heftiger ist die Nachverdampfung. Das Kesselmaterial kann die vorhandene Wärme gar nicht so schnell abgeben wie das in ihm vorhandene Wasser. Das bedeutet, dass das Wasser selbst noch bei Erreichen des Umgebungsdrucks weiter aufgeheizt wird, der restliche Kesselinhalt verdampft in Sekundenbruchteilen. Daraus entsteht eine Menge Dampf...
Jetzt ist dann mal der kritische Punkt erreicht und irgendwas gibt nach: wenn es die Rohrwand ist, dann gibt es Siederohrspagetti. Wenn es der Kessel selbst gibt, macht es einen Knall, der Kessel fliegt nach Rückstoßprinzip durch die Gegend und das war es dann...

Um einen derartigen Fall zu vermeiden, muss das Feuer durch den Rost gestoßen werden. Sprich, das Feuer landet vom Rost im Aschkasten, wo es ausbrennen kann.

Wie kann es dazu kommen, das zu wenig Wasser im Kessel ist? Einerseits auf Steigungsstrecken kann es passieren, dass Teile der Feuerbüchse trockenfällt. Auch kann es im Winter passieren, dass der Injektor vereist, es kommt kein Wasser mehr nach... Das Wasser im Wasserstandsglas sinkt weiter, die Augen des Heizers werden groß, schon flucht der Heizer, wird hecktisch und stößt das Feuer durch den Rost....

MFG Dachstein
 
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