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Christophorus

Hermann Maurer

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In der Barockzeit und sicher auch noch danach hat man meist an äußeren Kirchenwänden gerne Christophorusdarstellungen in Freskomalerei angebracht. Ein sehr schönes Beispiel dafür zeigt die St. Stephanskirche in Horn, Niederösterreich, knapp unterhalb der Dachtraufe. Von dieser Darstellung geht im Volke die Meinung, jedenfalls kenne ich diese seit meiner Jugendzeit, dass derjenige, der andächtig zum Christophorus aufblickt, an diesem Tage nicht sterbe.
Ist dieser Aberglaube auch sonst verbreitet und wo?
Der Heilige ist Patron der Pilger und Reisenden und heute auch Patron der Kraftfahrer. Es gibt zahlreiche Wallfahrtsorte, wo auch regelmäßig Autoweihen stattfinden. Ein bedeutender diesbezüglicher Ort ist St. Christophen im Wienerwald seit dem Jahre 1928. Es gibt von diesen Wallfahrtsorten auch Wallfahrtsbilder und Medaillen, beispielsweise von St. Christophen und Sigmundsherberg, Niederösterreich. Belege in der Sammlung Prof. Hermann Maurer, Horn.
 
Ich kenne das auch von meiner Mutter (Kärnten nahe Spittal an der Drau).

Eine bemerkenswerten Christophorus-Darstellung ist an der nördlichen Innenwand der (ebenso bemerkenswerten) Kirche von Schöngrabern bei Hollabrunn zu sehen.
Seit ich diese Malerei gesehen habe, rätsle ich, wieso er in der Gestalt des Hl. Leopold III. (?) dargestellt ist.
 

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Vielleicht hat das mit dem Landespatronat zu tun. Am Karner von St. Michael sind kaum sichtbare Reste von Wandmalerei, die der Dehio als Christophorus mit Herzoghut beschreibt.
 
Auch in unserer örtlichen Viktorkirche (Sankt Viktor, nach dem Heiligen aus Xanten) befand sich ein großes Christopheruswandgemälde, nur noch Reste
vorhanden. Mir wurde es so erklärt: der Haupteingang (Westen) wurde nicht
immer geöffnet, der Nordausgang war für Beerdigungen (Weg zum Kirchhof),
im Osten steht im Chor der große Antwerpener Altar, das Christopherusbild
sah man beim Hinausgehen neben dem Südportal, er segnet die Reisenden.
(Schwerte/Westfalen) -
Viele Bekannte haben eine Christopherus"plakette" im Auto, er soll sie
beschützen. Mir ist es fremd, da ich evangelisch bin, kannte ich dergleichen
früher gar nicht.
Viele Grüße von Ulrike
 
dass derjenige, der andächtig zum Christophorus aufblickt, an diesem Tage nicht sterbe.

Das "Vollständige Heiligenlexikon", Hg. von J. E. Stadler, F. J. Heim und J. N. Ginal, Augsburg 1858 bis 1882, Band 1, S. 612 schreibt dazu:

"Die Gläubigen erkannten diese schöne Bedeutung, und es bildete sich nach dieser frommen Auffassung der Vers: Christophore sancte. virtutes sunt tibi tantæ, Qui te mane videt, nocturno tempore ridet; denn glücklich ist Jeder am Abend, wenn er mit Christo am frühen Morgen begonnen und sein Joch den Tag über redlich getragen. Später aber bildete sich ein anderer Vers, als Zeuge der veränderten Gesinnung, nämlich: Christophori sancti speciem quicumque tuetur, Ista nempe die non morte mala morietur, und es ist wohl möglich, daß mit solchen Bildern des hl. Christophorus, welche vor einem "bösen Tode" schützen sollten, mancher Mißbrauch getrieben wurde."
Ich glaube von dieser Vorstellung des Anblickens des Christophorus im Zusammenhang mit einer riesenhaften Darstellung an der Außenfassade einer Kirche auch im Vinschgau, Südtirol gehört zu haben.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Auch Wrede schreibt dazu im HDA, 1932:

"Am meisten wurde Christophorus als Patron gegen bösen, d.i. plötzlichen, unversehenen Tod verehrt. Nach der Legende erbat Christophorus vor seinem Tode von Gott für seine Verehrer sichere Hilfe gegen Todesgefahr. Weit und breit glaubte man daher früher, daß derjenige, der das Bild des Heiligen morgens andächtig betrachtet hätte, tagsüber vor dem Tode sicher sei. Veranlaßt durch diesen Volksglauben entstanden allenthalben an der Außenseite oder im Innern von Kirchen, an Burgen, Häusern, Brücken, Stadttoren und -mauern vielfach riesengroße Abbildungen oder Standbilder des Heiligen. Zahlreiche Verse und Aussprüche, deutsche und lateinische, am geläufigsten die oft angeführte Paraphrase:

Christophori faciem die quacumque tueris,
Illa nempe die morte mala non morieris

(Buxheimer Christoph von 1423, Holzschnitt) geben weiterhin laute Kunde von diesem tiefwurzelnden Volksglauben. Auch im Volkslied wurde der todbannenden Wirkung einer frommen Betrachtung seines Bildes gedacht. Den Aberglauben, den man mit den Christophorusbildern trieb, hat als einer der ersten Erasmus von Rotterdam in seinem Enchiridion militis christiani (can. IV) scharf gegeißelt. Dem, der den Christophorusbildern Tag um Tag seine Verehrung bezeigte, um vor einem vorzeitigen Tode bewahrt zu bleiben, wirft er vor, er bete, daß der Tod ihn nicht jählings treffe anstatt zu bitten, daß Gott ihm bessere Gesinnung verleihe usw. In dem 1508 erschienenen Lob der Narrheit (Encomium Moriae) rückte er der meist äußerlichen und abergläubischen Christophorus Verehrung weiter zu Leibe. Dort spricht er von drolligen Käuzen, die einem zwar törichten, aber beseligenden Aberglauben anhingen. Trotz solcher Angriffe und trotz der Reformation stieß die Beseitigung der Bilder noch später manchmal auf Schwierigkeiten, so 1750 in der lutherischen Kirche zu Breckerfeld."
Wolfgang (SAGEN.at)
 
Wolfgang:Ich glaube von dieser Vorstellung des Anblickens des Christophorus im Zusammenhang mit einer riesenhaften Darstellung an der Außenfassade einer Kirche auch im Vinschgau, Südtirol gehört zu haben.

In den Judikarien (Rendenatal, Bleggio-Lomaso) im Trentino sind an den Außenfassaden der Kirchen, die von den Mitgliedern der Malerfamilie Baschenis (sie stammen aus einem Bergamasker Gebirgsdorf) mit Fresken versehen wurden, neben den Totentänzen auch überdimensionale Darstellungen des Hl. Christophorus zu sehen, bzw. noch zu erkennen:

Kirchlein S.Antonio Abate, Pelugo
christo - S.Antonio Abate, Pelugo.jpg

S.Stefano, Carisolo (ein besseres Foto war bei den Lichtverhältnissen leider nicht möglich)
christo -s.stefano, carisolo.jpg

S.Vigilio, Pinzolo
christof -S. Vigilio, Pinzolo.jpg

Aber auch außerhalb der oben genannten Gegenden und nicht von den Baschenis sind sie zu sehen, wie hier am Kirchlein S. Tomaso in der Nähe von Andalo:
christof - s.tomaso.jpg
 
Ergänzend sei für die Christophoruswallfahrt von Sigmundsherberg noch angeführt, dass hier die ersten Autoweihen im Jahre 1937 stattfanden.
Nach dem im Jahre 1946 von F. Pitza geschaffenen Hochaltarbild wurden in der Folge (unbezeichnete) Ansichtskarten - als moderner Ersatz für Wallfahrtsbildchen? - mit der Darstellung des Hl. Christophorus ausgegeben.
Beleg dafür in der Sammlung Prof. Hermann Maurer, Horn. Siehe die Abbildung!
 

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Ergänzend sei zu dem oben angeführten Wallfahrtsort St. Christophen im Wienerwald, der seit dem Jahr 1928 eine Wallfahrt der Kraftfahrer ist, ein Gebetszettel abgebildet. Dieser kann auch als spezieller Schutzbrief verstanden werden, ist doch darauf ein Platz für die Kennzeichennummer und den Namen des Autobesitzers ausgespart.
Beleg in Sammlung Prof. Hermann Maurer, Horn.

Zu dieser Wallfahrt der Autofahrer vergleiche auch Bildgalerie vom 24. Juli 2010.
 

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An der Südfassade der ehemaligen Schlosskirche in Pöggstall im Waldviertel, die nach Auflassen der Pfarrkirche St. Anna im Felde 1810 zur Pfarrkirche geweiht wurde, befindet sich ein Hl. Christophorus, Anfang 18.Jh. - freigelegt 1964.

Und auch an Profanbauten, wie an einem Haus in der Sieveringer Hauptstraße in Wien 19, findet sich ein Wandbild über 3 Etagen: Hl. Christophorus von Berthold Löffler, 1933.
 

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den christophorus hab ich als kleine silberne münze im auto kleben, da er ja auch der schutzpatron der autofahrer ist.
da mein mann aber nix von heiligen hält, musste ich ihn im handschuhfach verstecken.
trotzdem weiß ich nun, daß er da drin ist und ihm das egal ist, ob er gut sichtbar am armaturenbrett oder im handschuhfach klebt. *grins*

liebe grüße, sonja
 
Der Heilige Christophorus wurde in der Regel an Kirchenfassaden angebracht wo ein stark frequentierter Weg vorbeiführte und das aus den schon genannten Gründen.

In manchen Ortschaften wurde dem Abbild des Heiligen aber noch andere Eigenschaften zugesprochen, davon zeugen Kratzspuren im Holz oder in der Fassade. Siehe auch im Bauernkalender.

Die 'Schwabenkinder' sollen auf ihrem beschwerlichen Weg ins Schwabenland vom Heiligen Christophorus am Arlberg Holzspäne abgeschabt haben gegen das Heimweh!

Berit
 
Zuletzt bearbeitet:
... eine Reihe künstlerischer Wandmalereien wurde 1954 freigelegt.
Von dem 6 m hohen Christopherusfresko an der (Süd-)Wand, einem Werk
von besonderer Qualität, waren nur noch Fragmente erhalten, nämlich
die beiden Köpfe, um die Sturmvögel kreisen ...
Aus: St.- Viktor- Kirche Schwerte
Viele Grüße von Ulrike
 
Im Val di Peio (nördl. Seitental des Val di Sole im Trentino) befindet sich am Rand des Dorfes Cògolo die „Chiesetta di Pegaia“, die als einziges Gebäude des gleichnamigen Knappen-Dorfes nicht durch einen Erdrutsch im Jahr 1431 zerstört wurde.
Künstler der Familie Baschenis aus Bergamo schufen 1513 die Fresken an der Fassade:
Der Hl. Augustinus und die Mutter Maria mit dem Kind und – Zitat aus der Beschreibung - „… natürlich der Hl. Christophorus, nicht nur der Schutzpatron der Reisenden, sondern auch als Schutz gegen den plötzlichen Tod der Menschen, die hier arbeiten.“

chr.-val pejo - pegaia (3).jpg chr.-val pejo - pegaia (2).jpg



Auch im Nonstal, dem Apfeltal des Trentino, findet man an den Dorfkirchen den Hl. Christophorus, hier an der Michaelskirche des Weilers Priò

chr.-nonstal - prio (11).jpg chr.-nonstal - prio (12).jpg



In Wald i. Pinzgau hatten die Schulkinder vom Hinterwaldberg früher lange Schulwege zurückzulegen (bis zu 500 Höhenmeter verteilt auf fast 8 km Länge), daher der Christphorus auch auf dem Schulhaus.

chr.- vs wald-pzg.  2.jpg chr.- vs wald-pzg.   1.jpg
 
Kürzlich entdeckte ich dieses Fahrrad. Die 84jährige Besitzerin erzählte mir, sie würde jedes Jahr zur Autoweihe in die Wallfahrtskirche Maria Steinparz fahren. Dort sagt der Pfarrer: die Frau mit dem Fahrrad zuerst!
Die Aufkleber gehen durch Wind und Wetter immer wieder verloren, es kommen aber auch wieder welche nach, derzeit sind es drei.
Die Frau benutzt ihr Fahrrad täglich außer bei Glatteis oder Starkregen. Drei mal die Woche fährt sie zu ihrer pflegebedürftigen Schwester 5 Kilometer, davon einige bergauf durch einen Wald.
 

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Die großen Christophorus-Bilder müssen sehr weit verbreitet gewesen sein (und sind es noch). Erasmus von Rotterdam schreibt im "Lob der Torheit": "... Haben sie eine Holzstatue oder das Bildnis ihres Polyphem oder auch ihres Christophorus erblickt, so meinen sie, an diesem Tag gegen den Tod gefeit zu sein." Von Hans Holbein d. J. gibt es eine Randzeichnung dazu.

Riesige Christophorus-Darstellungen sind auch innerhalb von Kirchen erhalten: Wer sich für den Tag für den Tag vor dem plötzlichen Tod schützen wollte, brauchte bloß mal schnell zur Kirchentür reingucken. Ich schaue mal, was ich unter meinen Fotos dazu finde.

Hier das Holbein-Bildchen (- hoffe ich wenigstens. Da ich in diesem Forum neu bin, mich eben erst angemeldet habe und noch rumprobieren muß, weiß ich nicht, ob es funktioniert):
 
Ich versuch's noch mal mit dem Erasmus/Holbein-Bildchen:
 

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Diesen über 2 Meter großen Christophorus ließ ein Landwirt in der Weststeiermark vor etwa 15 Jahren aus einem Stamm schnitzen und bei der Einfahrt seines Anwesens aufstellen.
 

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