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Brothers Grimm

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Bild: Constantin

Der Film "Brothers Grimm - Lerne das Fürchten" von Terry Gilliam (118 min, USA 2005) ist nun im Kino angelaufen.

Es dürfte sich um ein Märchen über die unter anderem als Märchenerzähler bekannten Brüder Grimm handeln.

Die Brüder Jacob Ludwig Carl Grimm (geb. 4. Jänner 1785, gest. 1863) und Wilhelm Carl Grimm (geb. 24. Februar 1786, gest. 1859) wurden in Hanau geboren, wuchsen in Steinau auf und studierten Rechtswissenschaften an der Universität von Marburg.

Sie begannen mit dem Sammeln von Sagen und Märchen und veröffentlichten 1812 ihre erste gemeinsame Märchensammlung "Kinder- und Hausmärchen", der auf SAGEN.at ein ausführliches Kapitel gewidmet ist.

Terry Gilliam hat für den Film "Brothers Grimm" folgende Märchen als Inspirationsquelle benutzt, die in Elementen eingeflochten werden:

- Rapunzel (KHM 12)

- Rotkäppchen (KHM 26)

- Brüderchen und Schwesterchen (KHM 11)

- Die sieben Raben (KHM 25)

- Hänsel und Gretel (KHM 15)

- Aschenputtel (KHM 21)

- Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen (KHM 4)

- Der treue Johannes (KHM 6)

- Fitchers Vogel (KHM 46)

Wie sind Eure Eindrücke vom Film?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
"der film kriegt überall mehr oder weniger schlechte kritiken, wozu ich inhaltlich erstmal nichts sagen kann, weil ich ihn nicht gesehen hab. aber terry gilliam kann man nicht ernsthaft vorwerfen, dass er respektlos mit unserem kulturerbe umgeht - da müssten wir zuerst schon ein wenig mehr engagement zeigen, und uns selbst mit diesem erbe auseinandersetzen, beispielsweise auch in filmen."

Quelle: Leserbrief in DerStandard.at, 6. Oktober 2005, dem wir vollinhaltlich zustimmen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Angel,

ich habe den Film auch noch nicht gesehen. Er hatte erst heute den Kinostart. Vielleicht berichtet jemand?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Über Cannes weiß ich nichts?
Interessant ist, daß der Film in Tschechien gedreht wurde: das ist ja wirklich ein zauberhaftes Land, mit tausenden Burgen und Schlössern - kann ich wirklich sehr empfehlen!

Ein klein wenig schade erscheint mir, wie die Brüder Grimm durch den Film charakterisiert werden: in ihrem wirklichen Leben waren sie zwar auch sehr harte Kämpfer, jedoch einmal 1837 gegen den Staatsstreich von König Ernst August von Hannover, wo sie sich widersetzten ("Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien"), ihren Beruf als Göttinger Professoren verlieren und aus dem Land getrieben werden. Damit wurden sie zu Idolen einer stürmisch wachsenden Studentenbewegung.
Zum anderen kämpften sie hauptsächlich am Schreibtisch und haben unter gewaltiger Anstrengung unglaubliche germanistische Arbeiten geleistet. Neben den oben angeführten Büchern arbeiteten sie unermüdlich am "Deutschen Wörterbuch", bis zum Buchstaben "F" (Frucht ist das letzte Thema von Jacob Grimm) - das 33-bändige Wörterbuch wurde erst 1960 fertiggestellt.
Die private Bibliothek der Brüder Grimm umfasst übrigens 7821 gelesene, mit Notizen versehene, Bücher...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich würde den Film total gern sehen. Wie ist er?
Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft, was heute in den Salzburger Nachrichten darüber zu lesen ist, ein Bild davon, glaube ich, kann man sich machen: (Administrator: Link existiert nicht mehr)

MICHAEL STADLER
"Brothers Grimm" von Terry Gilliam ist eine Gratwanderung, die im Labyrinth von Märchen- und Filmwelt die Orientierung verliert.


Es war einmal ein Junge, der jenseits des "Großen Teichs" das Licht der Welt erblickte. Er erwies sich als kluges Köpfchen und wurde an ein kalifornisches College geschickt, wo er politische Wissenschaften studierte. Doch schon zu dieser Zeit war seine Liebe zur Komik größer als zur Politik. Noch an der Universität gab er ein satirisches Magazin heraus, später rief er mit Gleichgesinnten "Monty Pythons Flying Circus" ins Leben und bald war sein Name - Terry Gilliam - untrennbar mit der legendären Comedy-Truppe verbunden.

Doch auch mit den Geschichten ("Brazil", "Die Abenteuer des Barons von Münchhausen", "12 Monkeys"), die er solo auf die Leinwand zauberte, brachte er die Menschen zum Lachen, Staunen und Erschaudern. Dann folgten sieben lange Jahre der Pause, aus der sich Terry Gilliam mit "Brothers Grimm" zurückmeldete.

Er zog das ganze Register seiner filmischen Handwerkskunst, um die Menschen in die Fantasiewelt der berühmten Gebrüder Grimm zu entführen. Zu diesem Zweck verwandelte er die beiden biederen Literaturwissenschafter aus deutschen Landen in zwei Betrüger, die mit der Angst der Menschen vor Hexen, Zauberern und bösen Trollen gute Geschäfte machten. Sie inszenierten sich als "Ghostbusters", hielten das Volk mit Taschenspielertricks zum Narren, kassierten für das Verjagen von bösen Geistern und verschwanden, bevor ihr Schwindel auffliegen konnte. Doch eines Tages landen Jake (Heath Ledger) und Will (Matt Damon) in den von ihnen gesammelten Märchen. Sie treffen auf Hänsel und Gretel, Schneewittchen, Aschenputtel, Dornröschen und Co. Zuerst glauben sie, es mit noch geschickteren Gaunern zu tun zu haben, als sie es selbst sind. Bald müssen sie jedoch erkennen, dass sie tatsächlich im Kampf von Gut gegen Böse an vorderster Front stehen.

Terry Gilliams Werk wurde in den größten Filmpalästen des Landes gezeigt. Sein Zauber vermochte allerdings nicht recht zu wirken. Bei seiner verschlungenen Gratwanderung zwischen absurder Komik und düsterem Horror hatte der Ex-Monty-Python wiederholt die Orientierung verloren. Er irrte hilflos durch Märchen und Filmgeschichte. Er zitierte, parodierte und interpretierte. Manche Szenen von "Brothers Grimm" erwiesen sich als wahre Brillanten des skurrilen Humors, doch dazwischen fand sich auch viel wertloser Action-Plunder, der die verworrene Handlung der Geschichte nicht kaschieren konnte.

Halt, stopp - Märchen haben das Recht auf ein Happy End. Also: "Brothers Grimm" war aber ein einmaliger Ausrutscher und Terry Gilliam filmte glücklich weiter bis an sein Lebensende.


Ich werde ihn mir nicht ansehen...

@ Wolfgang: Ich kann mich erinnern, vor vielen Jahren mehrere Märchenfilme, die in der damaligen Tschechoslowakei produziert worden sind, gesehen zu haben - sie waren wundervoll!
Und war nicht die fantastisch-märchenhafte Kinderserie "Pan Tau" , mit dem Mann mit der Melone,auch eine tschechische Produktion?
 
In Tschechien wurden immer traumhafte Märchenfilme produziert. Besonders gut gefallen waren auch in jüngerer Zeit zumindest die ersten Folgen von "Prinzessin Fantaghiro", Italien/Deutschland 1991/97, weil diese in Pernstein gedreht wurden. Ich war mal dort, habe aber leider nur dieses eine Foto.

Pernstein ist eine ganz unglaubliche Burganlage, ich hatte bis dahin selten eine so beeindruckende Burg gesehen. Da war vom Verlies, Folterkammer, Küche, Herrenzimmer und vieles andere mehr so gut erhalten, wie es entweder nur hervorragende Filmregisseure in Auftrag geben können, oder es war doch echt?

Leider ist Pernstein im April 2005 durch Feuer stark beschädigt worden, ich weiß nicht, ob die Anlage wieder geöffnet ist?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo,

also ich als Kornkreisforscher hatte da mit dem Kinofilm "Sign - Zeichen" (mit Mel Gibson und von Mystery-Regisseur Night M. Shyamalan) eine ähnliche Situation:

Der Film hatte kaum was mit Kornkreisen zu tun - hat im Gegenteil nur platte Alien-Klischees bedient und war auch sonst ziemlich schlecht und absurd durchdacht. Viele Kornkreisinteressierte haben sich da ziemlich aufgeregt....über die Art und weise wie das Thema sozusagen "verhunzt" und "missbraucht" würde.

Ich habe das eher locker gesehen. Schließlich ist es letztendlich wirklich wie man so schön sagt "nur ein film" und diese haben eben nicht automatisch den Ansspruch, das Thema auch "artgerecht" und/oder werksgetreu zu interpretieren. Ein Ornithologe regt sich schließlich auch nicht über Hitchcocks "Vögel", und Archäologen auch nicht über "Die Mumien" Filme auf...

Hingegen sorgen solche Filme imemr wieder dafür, dass das derart "missbrauchte" Thema wieder in den Schlagzeilen ist und somit Aufmerksamkeit und Interesse bekommt. Im Nachhinein hat "Signs" damals dazu beigetragen, dass sich wieder viel mehr Leute und die Medien für das Thema Kornkreise interessiert haben (ob einen dass dann immer freuen kann, ist wieder eine andere Frage:)

In Sachen "Kornkreise im Werk der Gebrüder Grimm" habe ich einen kleinen Beitrag auf meiner Seite: http://www.kornkreise-forschung.de

In diesem Sinne alles Gute und bis bald
Andreas
 
Hallo Andreas,

das wissenschaftliche Hintergrundthema zum Film "Brothers Grimm" nennt sich übrigens Europäische Ethnologie, oder nach der alten Bezeichnung Volkskunde... :smi_predi

Der Vergleich von Dir, daß "Die Vögel" Gegenstand des Ornithologen und "Die Mumien" Gegenstand des Archäologen sind, ist sehr gut!

Ich sehe solche Filme diesbezüglich auch recht fröhlich und positiv, "Indiana Jones" zeigt Beispiele aus dem Leben eines Archäologen, sicherlich ziemlich kummuliert, aber in Südamerika kann man sicher zwischen die Interessen der Einwohner und etwa Holzfäller-Industrie geraten (vgl auch "The Emerald Forest" = "Der Smaragdwald" - einer meiner Lieblingsfilme...) Auch das Wissenschaftsgebiet der Pharmazie sollte hier erwähnt werden, die Suche der Pharmazeuten nach Pflanzen in Südamerika kann an Spannung mit Indiana Jones mithalten.

Professor Ilg vom Institut für Europäische Ethnologie (Volkskunde) hier in Innsbruck hat mir einmal einen Nachmittag lang von seinen Südamerika-Forschungen erzählt, das war in manchen Bereichen ähnlich spannend wie in den oben erwähnten Beispielen aus dem Kino.

Wir hatten unlängst hier an der Uni eine "Nacht der Forschung", da wurde deutlich, dass in letzter Zeit auch die Mediziner recht stark dran sind, sich mit TV-Dokumentationen zu vergleichen, etwa zum Thema Gerichtsmedizin u.a.m.

Also zusammenfassend gesagt: ich sehe auch in "Brothers Grimm" eine Gelegenheit, dass auf das Wissenschaftsgebiet der Europäischen Ethnologie hingewiesen wird. Das Studium wird an allen bedeutenden Universitäten angeboten und lohnt sich ganz sicher...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Noch zum Thema tschechische Märchenfilme. Mein Absoluter Lieblingsmärchenfilm (schon so viele Male gesehen) ist 3 Nüsse für Aschenbrödel, ist glaub ich schon etwa 30 Jahre alt, aber immer wieder ein Genuss für Auge, Herz und Seele. Kommt jedes Jahr zu Weihnachten im TV.
 
Oh, irgendwie schon ziemlich eingeschlafen hier. ;)

Wollte nur sagen:
ich fand den Film nicht besonders gut.
Für erwachsene zu märchenhaft, für Kinder zu brutal.
Er schwankte zwischenn icht wirklich lustig und nicht gut.

Ja, es gab ein paar gute Momente, aber der Film als Ganzes war nicht stimmig.
Liegt vielleicht auch daran, dass wir das mit unseren sagen und Märchen enger sehen als die Amis.
Wir wissen halt, dass das so falsch ist ... dass Gretel nicht einfach mal verloren geht und in einen Sarkophag gepackt wird.
Ich zumindest konnte mich damit nicht anfreunden. Oder das Pferd, mit dem wie mit dem Wolf gesprochen wird und dass Spinnen in sich hat ... also ... nein ...
 
@ Wolfgang: Ich kann mich erinnern, vor vielen Jahren mehrere Märchenfilme, die in der damaligen Tschechoslowakei produziert worden sind, gesehen zu haben - sie waren wundervoll!
Und war nicht die fantastisch-märchenhafte Kinderserie "Pan Tau" , mit dem Mann mit der Melone,auch eine tschechische Produktion?

Schön, dass hier Pan Tau erwähnt wird. Vor kurzem bin ich mit Schülern (12-14 Jahren) zusammengekommen, die weder Pan Tau noch die Märchenbraut kannten. Beide Serien wurden in Tschechien produziert und sind mir noch heute in bester Erinnerung. Man kann sich diese jetzt auch auf DVD ansehen. Da werden Erinnerungen wach :smi_klats!
 
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