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Baudenkmäler in der Festspielzeit

Babel

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Ist es auch in Österreich Sitte geworden, die sehenswertesten Orte in der Haupturlaubszeit durch "Events" ganz oder teilweise unsichtbar zu machen? Ein paar Beispiele aus Deutschland:

Vor drei Tagen besuchte ich Feuchtwangen. Der Kreuzgang aus dem 12. Jahrhundert ist derzeit nur zugänglich, wenn man durch das "Café am Kreuzgang" geht (Montags Ruhetag), und was man im Geviert des ehemaligen Stiftshofes vorfindet, zeigen Bild 1 und 2. Denn jetzt finden die "Kreuzgangspiele" statt.

Beispiel Braunschweig: Auf der Website "Reiseland-Niedersachsen" heißt es: "Betreten Sie die Bühne der Romanik, auf der Kaiser und Könige Geschichte gemacht haben ... Als Wahrzeichen seiner Macht und seiner Gerichtsbarkeit wurde der Burglöwe auf dem Burgplatz von Braunschweig von Heinrich dem Löwen errichtet und gilt heute als ein Hauptwerk romanischer Plastik." 2004 wollte ich die "Bühne der Romanik" betreten; Bild 3 zeigt den Burghof, wie er sich damals präsentierte.

Beispiel Bad Hersfeld: Die Ruine der ehemaligen Stiftskirche gilt als eine der größten romanischen Basiliken nördlich der Alpen und ist heute die größte romanische Kirchenruine der Welt. Sie hat ihre eigene Wikipedia-Seite mit Bildern der Stiftskirche. Ich war drei- oder viermal in Hersfeld, habe sie aber noch nie von innen gesehen, da sie während der Festspielzeit gesperrt ist.

Wer nur im Sommer Urlaub machen kann (wie ich während meiner Berufszeit), trifft allenthalben auf gesperrte oder hinter Tribünen nur stückweis erkennbare Sehenswürdigkeiten. Und auch, wer sich seine Reisetermine aussuchen kann, möchte ja die schönen Monate des Jahres ausnutzen. Nur leider ...
 

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Was bringt dem Burgherrn der schönste Renaissancehof an Einnahmen, wenn er leer ist. Da kommen die Babel, die Karad und vielleicht der Harry, um ihn - ein Mal - zu bewundern. Ansonsten ist er nur schön und leer.
Werden jedoch die Hinterkuhhausener Festspiele ausgerufen, dann ist der Hof zwar angeräumt mit Tribühnen, Bühne, Beleuchtungs- und Beschallungsmaterial aber an jedem Spieltag kommt eine dreistellige Besucheranzahl pro "Event". Und die kommen nicht nur ein Mal sondern jedes Jahr.
Noch das unvermeidliche Mediengerassel und es kommen auch Mausi und Pipsi und Käthi und Pleti und die Seitenblicke und die "Kultur"szene. Ach ja, jetzt kommt auch das Geld und der Burgherr kann vielleicht ein Dach decken oder einen Trakt renovieren...

Bitte verzeihe meinen Sarkasmus aber auch die schönste Basilika und der kulturgeschichtlich wertvollste Kreuzgang kosten eine Menge Geld.
 
... auch die schönste Basilika und der kulturgeschichtlich wertvollste Kreuzgang kosten eine Menge Geld.
Das weiß ich. Ich verstehe nur nicht, warum man nicht die zweitsehenswerte Örtlichkeit der jeweiligen Stadt für Festspiele nutzt. Dann hätte man die Übernachtungsgäste, die wegen des Burghofs oder des Kreuzgangs kommen und die Festspielbesucher.
 
Wenn ich Deine Bilder sehe, könnte ich in Tränen ausbrechen ! Oder, wenn ich dort hinkäme, fürchterlich fluchen - mein Gatte schämt sich dann immer zu Tode für mich. Ich verstehe auch nicht ganz, weshalb man die Aufführungen nicht NEBEN die Sehenswürdigkeiten setzen kann.
 
Ich verstehe auch nicht ganz, weshalb man die Aufführungen nicht NEBEN die Sehenswürdigkeiten setzen kann.
Wahrscheinlich sagt man sich in den Festspielstädten: Den Kreuzgang, die Stiftskirche und den Löwen Heinrichs des Löwen sieht ja auf allen Ansichtskarten (die damit eine ganz neue Bedeutung bekommen!), in den Stadtprospekten und im Internet, weshalb müssen die bescheuerten Touristen sie partout auch noch im Original sehen?

2006, als wir die Fußball-WM in Deutschland hatten, bereitete die Stadt Nürnberg sich auf das Ereignis vor, indem sie den Schönen Brunnen in einem Kunstwerk verschwinden ließ. Die Bevölkerung protestierte heftig; ständig umstanden massenhaft Leute die Baustelle, die Tag und Nacht von Sicherheitskräften bewacht wurde. Das fertige Kunstwerk habe ich nicht mehr gesehen.
(Das erste Foto – die Erklärung zum Schönen Brunnen – stammt natürlich aus einem anderen Jahr.)
 

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Ich bin jeder Diskussion über Kunst und Kunstbetrieb zugänglich. Kritische Stimmen, wie etwa hier in diesem Thread tragen auch zu meinem Kunstverständnis (und vielleicht auch zur Lösung dieses Problems) bei .
Beschimpfungen aber, wie auf dem Bild 6.jpg zeugen von der Unreife des Schmierers und haben dabei nichts zu suchen! :Niemals:
 
Ich bin jeder Diskussion über Kunst und Kunstbetrieb zugänglich ...
Beschimpfungen aber, wie auf dem Bild 6.jpg zeugen von der Unreife des Schmierers und haben dabei nichts zu suchen! :Niemals:
Ich eigentlich weniger. Nach diversen Schulaufsätzen in den späteren Oberschuljahren darüber, was Kunst ist (in den 50er Jahren war es vorzugsweise Picasso) und was keine ist und wieso und warum, muß ich mir das nicht auch in meinem heutigen Alter noch antun. ;)

Damit hast du natürlich recht. Aber darum ging es hier ja nicht. Hätte man sonst in Nürnberg ein neues Kunstwerk aufgebaut, hätte das niemanden aufgeregt. Vielleicht hätte der eine zum anderen grinsend gesagt: Was bauen sie denn da wieder auf? :D, und das wär's auch schon gewesen ... Aber wenn man ein "Nationalheiligtum" der Nürnberger antastet (an dem man/frau nie vorbeigeht, ohne an dem goldenen Ring zu drehen, was angeblich Glück bringt), weckt das die finstersten Instinkte. Na, es war vielleicht ein mißverständliches Beispiel.
 
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