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An den Rändern der Erde...

D.F.

Member
An den Rändern der bewohnten Welt leben nach alter Vorstellung Völker, die umso ungewöhnlicher werden, je weiter sie vom (jeweils eigenen) Zentrum entfernt sind. Sie werden zunächst seltsam in ihren Sitten und zunehmend seltsamer in ihrer körperlichen Gestalt: es gibt dann die Kopflosen, die Hunds- und die Vogelköpfigen, die einbeinigen Schattenfüßler, die Verkehrtfüßigen, die Vielarmigen und die Einäugigen...

In der Literatur waren (und sind – vgl. U. Ecos Baudolino) sie z. T. recht beliebt, in der bildenden Kunst treten sie bis in die späte Gotik an durchaus prominenten Stellen (z. B. Portal der Kathedrale von Sens) auf, ab der Renaissance scheinen sie mir in der Kunst aber eher zu grotesken Verzierungselementen zu werden, z. B. hier in der Abtei von Monte Oliveto in der Toscana, wo sie nur den Raum zwischen den großen und wichtigen Kreuzgang-Bildern dekorativ füllen:

MONTE_OLIVETO_1.jpg
MONTE_OLIVETO_2.jpg


Was mich nun interessieren würde: Kennt jemand weitere Beispiele solcher Verwendung der alten Sagenwesen?

Mit Dank für weitere Hinweise und freundlichen Grüßen
D.F.
 
Hallo D.F.,

diese Abbildung habe ich in Meransen - das ist in Südtirol - gesehen:

Zauberer_schwimmt.jpg


Fresko, Pfarrkirche Meransen, Südtirol
© Wolfgang Morscher, 16. November 2006

Ich glaube, solche hätte ich noch ein paar mehr... :rolleyes:

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hier eine Gestalt aus St.Jakob-Kastellaz, Südtirol:

Kastelaz_Archiv_00910.jpg

St. Jakob, Kastellaz, Südtirol
© Bildarchiv SAGEN.at, Nr. 00910, Aufnahme: 1972

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
SAGEN.at schrieb:
Hier eine Gestalt aus St.Jakob-Kastellaz, Südtirol:

Wolfgang (SAGEN.at)
Hallo, Leute,
ich wollt nur sagen, daß ich diese Darstellung (Metamorphose von Fisch zu Einhorn oder Einhornfisch?) toll finde. Wer einmal einem Steinbock oder auch nur einen Muffelwidder bei Rangordnungskämpfen oder Ähnlichem zugesehen hat, weiß diese dargestellte Körperhaltung in ihrem Naturalismus zu würdigen .....

Gibts eigentlich eine Interpretation bzw. Beschreibung des Bildes bezüglich Symbolik oder so???

An alle: ich bin wieder einmal froh, hier Zugang zu Infos zu haben, an die ich sonst nie anstreifen könnte, weils außerhalb meiner Hobbies liegt und ich nie genug Zeit hätte !!

Herzliche Grüße aus dem Steyrtal
Norbert
 
Hierzu habe ich gerade ein mir inzwischen lieb gewordenes Buch zu Hand genommen: H.H. Houbens "Der Ruf des Nordens", erschienen im Jahre 1927 im Wegweiser-Verlag in Berlin. Darin heisst es auf S. 15.f.:
Mittelalterliche Reisebeschreibungen erzählen von den Ländern und Meeren des Nordens märchenhafte Geschichten. Die Inseln da oben seien von Waldmenschen bewohnt und bärtigen Weibern; in Sibirien, in der Gegend des Weißen Meeres, hausten Drachen, denen Menschenopfer gebracht werden. Uralte Saga berichtet von Amazonen, deren Töchter weißen Antlitzes und von schöner Gestalt seien; die Knaben dagegen hätten Hundsköpfe, die säßen ihnen auf der Brust; sie bellten, statt zu sprechen; auf den Märkten Rußlands seien diese Mißgeburten zu kaufen. Auch Menschenfresser, die "Wizzis", weißhaarige Wilde, lebten da irgendwo; ihre Hunde seien auf Menschfang dressiert. In Fabeln von Riesen und von Zwergen, die wie Thiere behaart seien, kann sich die Phantasie des Mittelalters nicht genug tun (...).

Ferne Länder haben schon stets die Phantasie der Menschen angeregt. Ihre Erkundung bedeutete, Grenzen zu überschreiten, das Vertraute zu verlassen. Die Ferne war immer ambivalent - verlockend und schrecklich zugleich.
 
Für mittelalterliches Getier - wirkliches und phantastisches - gibt es eine wunderschöne Seite:
The Medieval Bestiary

Schönen Tag
D.F.

PS: Was ich allen Interessierten noch dringendst empfehlen möchte, ist, den Links zu den Originalquellen zu folgen: da gibt es noch viel mehr wunderbares Bildmaterial (und - wenn man es schafft, sie zu entziffern, was nicht bei allen Manuskripten leicht ist - köstliche Texte)!
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu den seltsamen Völkern an den Rändern der Erde gibt es übrigens hier noch einen sehr ausführlichen Text: Marion Michaela Steinicke, Apokalyptische Heerscharen und Gottesknechte. Wundervölker des Ostens vom Untergang der Antike bis zur Entdeckung Amerikas

Die 2002 in Berlin vorgelegte Dissertation erfaßt den "klassischen" Bestand sowohl für die Texte wie für die Bilddokumente. Die Lektüre ist oft ausgesprochen unterhaltsam, der Bildteil läßt dagegen gar sehr zu wünschen übrig: so schlecht hätte er selbst im fernen Jahr 2002 nicht ausfallen müssen...

Freundlich grüßend
D.F.
 
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