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Sachsen feiert in diesen Tagen das 300-jährige Jubiläum des europäischen Porzellans.
Hochkarätige Sonderausstattungen wurden im Japanischen Palais der Staatlichen Kunstsammlungen Dresdenund sowie auf der Meißner Albrechtsburg eröffnet. Dazu kommt die Porzellansammlung im Dresdner Zwinger, deren Ausstellungsräume in den vergangenen Jahren aufwändig saniert wurden.
In den lokalen Medien wird der Geschichte des europäischen Porzellan ein breiterer Raum als sonst üblich eingeräumt.
"Porzellan als Fest der Sinne" - die Meißner Ausstellung:
Quelle: sz-online / Jörg Schurig
"Triumph der Blauen Schwerter" - die Dresdner Ausstellung:
Quelle: mdr.de
Wie alles begann - die Geburt des europäischen Porzellans:
Quelle: sz-online / Peter Ufer
Video zur Meißner Ausstellung:
Dresdner
Hochkarätige Sonderausstattungen wurden im Japanischen Palais der Staatlichen Kunstsammlungen Dresdenund sowie auf der Meißner Albrechtsburg eröffnet. Dazu kommt die Porzellansammlung im Dresdner Zwinger, deren Ausstellungsräume in den vergangenen Jahren aufwändig saniert wurden.
In den lokalen Medien wird der Geschichte des europäischen Porzellan ein breiterer Raum als sonst üblich eingeräumt.
"Porzellan als Fest der Sinne" - die Meißner Ausstellung:
Porzellan als Fest der Sinne
300 Jahre nach Gründung der Porzellan-Manufaktur Meissen inszeniert die dortige Albrechtsburg das Ereignis als Fest der Sinne. Unter dem Titel „Stein der Weis(s)sen“ wurde am Freitag die Jubiläumsausstellung der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen eröffnet. Auf rund 1600 Quadratmetern widmet sie sich bis 31. Oktober der Herstellung des „Weißen Goldes“ und seiner Vermarktung. Wichtigstes Exponat ist die Albrechtsburg selbst. Sie war von 1710 bis 1863 erste Produktionsstätte für Meissener Porzellan - erst dann zog die Manufaktur an ihren heutigen Standort in der Talstraße um.
„Die Albrechtsburg wird aus dem Dornröschenschlaf erweckt“, frohlockte Sachsens oberster „Schlossher“, Christian Striefler. Tatsächlich hat der Staatliche Schlösserbetrieb für eines seiner Prestige-Objekte weder Kosten noch Mühen gescheut. In die Exposition wurden rund zwei Millionen Euro investiert. Seit 1990 hat Sachsen für die hoch über der Elbe gelegene Albrechtsburg rund 21 Millionen Euro ausgegeben. Bis auf Restarbeiten ist das imposante Bauwerk saniert. Burgdirektor Uwe Michel hofft 2010 auf rund 150.000 Gäste. In der Bauphase kamen jährlich etwa 80.000 bis 90.000 Besucher.
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Herzstück der Schau ist ein interaktives Modul, das die damaligen Produktionswege vom Kaolin bis zum Versand darstellt. In einer Experimentierwerkstatt können Gäste selbst das berühmte Porzellan mit dem Markenzeichen der Gekreuzten Blauen Schwerter herstellen. Das fertige Produkt bleibt allerdings auf der Burg, dämpfte Kuratorin Simone Schellenberger Erwartungen. Nach ihren Aussagen brachte die Beschäftigung mit der Materie keine neuen Erkenntnisse über die Porzellan-Historie. Allerdings wurden im Burghof die Fundamente eines originalen Brennofens gefunden.
Die Schau belegt nicht nur den Wandel des Meissener Porzellans von einem Luxusgut zum Alltagsgeschirr. Auch das Agieren der Manufaktur auf einem später hart umkämpften Markt wird thematisiert. Zu den besten Zeiten arbeiteten rund 800 Menschen auf der Albrechtsburg - so viele wie es aktuell in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur sind. Zu DDR-Zeiten waren es gut 1000 mehr. 1810 hatte die Unternehmung sogar kurz vor dem Ende gestanden. Technologische Neuerungen verhalfen der Manufaktur aber immer wieder zu neuem Glanz.
Die Schau auf der Albrechtsburg reiht sich in die Feiern zum 300. Manufaktur-Geburtstag ein. An diesem Samstag wird im Japanischen Palais Dresden die Ausstellung „Triumph der Blauen Schwerter“ eröffnet. Das Palais hatte Sachsen-Herrscher August der Starke (1670-1733) einst als Porzellanschloss konzipiert. Am Sonntag folgt im Berliner Ephraim-Palais die Präsentation „Zauber der Zerbrechlichkeit“ - auch sie betrachtet Meissen im Kontext der europäischen Porzellan-Konkurrenz. (dpa)
Quelle: sz-online / Jörg Schurig
"Triumph der Blauen Schwerter" - die Dresdner Ausstellung:
Sonderschauen zum 300. Porzellanjubiläum
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigen vom 8. Mai bis 29. August eine Sonderausstellung zum 300. Jubiläum des Meissener Porzellans. Die Schau unter dem Titel "Triumph der Blauen Schwerter" präsentiert rund 800 historische Porzellane aus Meissener Herstellung. Sammlungsdirektor Ulrich Pietsch sagte dem MDR, dass namhafte Museen aus der ganzen Welt Leihgaben für die Dresdner Jubiläumsausstellung zur Verfügung gestellt haben. Zugleich präsentieren die Staatlichen Kunstsammlungen zerbrechliche Kostbarkeiten aus ihrem Depot, für die in der regulären Ausstellung der Porzellansammlung im Zwinger kein Platz ist. Pietsch sagte, die Ausstellung zeichne ein umfassendes Bild der Meissener Porzellankunst zwischen Barock und Biedermeier.
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Die Staatlichen Kunstsammlungen beherbergen rund 20.000 Porzellane, von denen nur etwa zehn Prozent ständig gezeigt werden können. Der sächsische Hof unter August dem Starken, einem bekennenden Liebhaber und fast schon süchtigen Sammler von Porzellan, hatte rund 35.000 Stücke aus aller Welt zusammengetragen. Das Japanische Palais ist einstmals als reines Porzellanschloss für Augusts Sammlung errichtet worden, beherbergt seit geraumer Zeit allerdings Naturkunde- und Archäologieausstellungen. Der Freistaat Sachsen ist bestrebt, das Japanische Palais wieder zu einem Porzellanmuseum umzugestalten. Aufgrund der angespannten Finanzsituation liegt dieses Vorhaben allerdings zunächst auf Eis. Pietsch sagte, er rechne gegenwärtig nicht mit einer zeitnahen Umsetzung. Trotzdem gibt die Sonderausstellung schon jetzt einen Eindruck davon, in welchem Glanz ein sächsisches Porzellanschloss später einmal erstrahlen könnte. Die Dauerausstellung im Zwinger bleibt im Jubiläumsjahr regulär geöffnet.
Quelle: mdr.de
Wie alles begann - die Geburt des europäischen Porzellans:
Als die Sachsen die Chinesen kopierten
Am Anfang war die Sucht. Nach Reichtum, Schönheit, Größe. Dann kam der Irrtum, man könne Gold produzieren wie frisch gebrannte Töpferware. Das Dritte war der Übermut eines kleinen Apothekergesellen, der das Maul so voll nahm, dass der sächsische Kurfürst August ihn erhöhte. Hinzu kam noch der Fleiß der Sachsen.
Am Ende war das Porzellan. Das erste in Europa. Der Apothekergeselle hieß Johann Friedrich Böttger, der ab 1702 mal in Dresden, mal in Meißen, mal in Königstein als Gefangener Augusts des Starken dessen Sucht nach Reichtum befriedigen sollte. Gold gelang ihm nicht.
Doch seine Experimente hatten Folgen. Neben den alchimistischen Versuchen, unedle Metalle in edle zu verwandeln, stellte Böttger keramische Untersuchungen mit verschiedenen Erden an. Das war im Jahr 1706. Dem Apothekergesellen standen zu jener Zeit der Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und der gelehrte Staatsdiener Pabst von Ohain zur Seite. Die drei erkannten im Frühjahr vor 304 Jahren das Herstellungprinzip von rotem Steinzeug. Ein Etappensieg. Damit vollzogen sie den ersten Schritt zur Erfindung des weißen Hartporzellans. Den dreien war schlagartig bewusst geworden, dass man für das Steinzeug roten Bolus, einen eisenhaltigen, fetten Ton, benötigte, um ähnliche Vasen, Tassen, Figuren herstellen zu können, wie es die Chinesen aus Yixing schon lange taten. Den Asiaimport sammelte August der Starke. Er wollte mehr. Um die Sucht nach Schönheit zu befriedigen, sollte Böttger nun, wenn ihm schön kein Gold gelänge, das Porzellan herstellen. So verwegen war der Wunsch nicht mehr, denn der gescheiterte Goldmacher näherte sich der Lösung. Würde er statt des roten Bolus einen geeigneten weißen wie bei der Steinzeugherstellung mit Quarz vermischen und Knochenasche als Flussmittel hinzufügen, dann käme man einem dem Porzellan ähnlichen Material recht nahe. Um jedoch das echte Porzellan zu schaffen, fehlte noch immer das endgültige Rezept. Neben kalkhaltiger Kreide und Quarz brauchte es das Kaolin.
Erfunden war mit dem halben Rezept aber eine Keramik, die wir heute als Böttgersteinzeug kennen. Vermutlich, weil Böttger sich nicht so sicher war, ob er jemals den weißen Scherben erschaffen könnte, forcierte er die Verfeinerung seines roten, auch als Jaspisporzellan bezeichnete Steinzeug. Er ließ es mit einer schwarzen, aus Mangan hergestellten, lüstrierenden Glasur veredeln. Mit seinen in Gold- oder Silberfarben aufgetragenen Dekoren verlieh der Hoflackierer Martin Schnell dem schwarzen Porzellan anschließend den letzten Schliff. August der Starke erfreute sich an dem neuen Luxusgut.
Es waren allerdings nichts weiter als Kopien chinesischer Vorbilder. Wenn die Deutschen heute ihre Nasen rümpfen, weil Asiaten ICEs oder Autos kopieren, dann hilft ein Blick in die Geschichte. Vor 300 Jahren waren Deutsche die Kopierer.
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Das Buch zum 300. Jubiläum: Ulrich Pietsch, Peter Ufer, Mythos Meissen — Das erste Porzellan Europas, editionSZ. 27,90 Euro
Quelle: sz-online / Peter Ufer
Video zur Meißner Ausstellung:
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