Dresdner
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In diesem Jahr wird die Vigiljochbahn im südtiroler Ort Lana 100 Jahre alt.
Zu diesem Jubiläum hat der Zueggbiograph Albert Innerhofer eine personalisierte Briefmarke herausgebracht, welche auf der diesjährigen Lanaphil erwerbbar ist.
Interessenten sollten die Marke unbedingt vorbestellen, da die Auflage schon weitgehend vergriffen ist.
Zum 95-jährigen Jubiläum der Bahn vor 5 Jahren stellte Herr Innerhofer die nachfolgenden Informationen zur Verfügung:
Dresdner
Zu diesem Jubiläum hat der Zueggbiograph Albert Innerhofer eine personalisierte Briefmarke herausgebracht, welche auf der diesjährigen Lanaphil erwerbbar ist.
Interessenten sollten die Marke unbedingt vorbestellen, da die Auflage schon weitgehend vergriffen ist.
Zum 95-jährigen Jubiläum der Bahn vor 5 Jahren stellte Herr Innerhofer die nachfolgenden Informationen zur Verfügung:
Mit dieser als eine der ersten Seilschwebebahnen der Welt konnten Einheimische wie Gäste den Lananer Hausberg, das Vigiljoch, bequem erreichen. Diese Seilbahn galt schon damals als Pionierarbeit sondergleichen und wurde nach den Plänen des damals sehr bekannten Schweizer Bergbahnerbauers Emil Strub aus Zürich und des Wieners Dr. Walter Conrad von der Firma Ceretti & Tanfani aus Mailand erbaut. Kurz vor der Inbetriebnahme traten noch Mängel an dieser Seilbahn auf, worauf der lokale Seilbahnpionier Dipl.-Ing. Luis Zuegg aus Lana noch technische Umbauarbeiten vornehmen mußte.
Aufbruchstimmung herrschte damals allerorts am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Industrie und Technik. Auch in Tirol entstanden nacheinander Elektrizitätswerke und mechanische Werkstätten und nach der Jahrhundertwende wurden die ersten Bahnen in Betrieb genommen. Gleich mehrere Pioniere der Technik sorgten mit ihren Erfindungen für großes Aufsehen. Auch in Südtirol entstanden, so wie im übrigen Europa, in jenen Jahre erste Bahnen. So wurde 1867 die Brennerbahn, 1881 die Bozen-Meraner-Bahn, 1898 die Überetscherbahn und 1903 die Mendelbahn feierlich eröffnet. Am 11. August 1906 wurde die Lana – Meran – Bahn als erste elektrische Straßenbahn in Betrieb genommen. 1906 ging auch die Vintschgerbahn in Betrieb. Am 13. August 1907 wurde die Rittner Bahn feierlich eröffnet; ihr 100 Jahr Jubiläum konnte kürzlich gefeiert werden. Auch die Virglbahn nahm ihren Betrieb im Jahre 1907 auf. Im spanischen San Sebastian wurde 1907 weltweit die erste Bergbahn in Betrieb genommen. Es folgten 1908 die erste Seilbahn von Bozen nach Kohlern, die Meraner Straßenbahnen nach Forst und Obermais, die Tauferer Bahn und im selben Jahr wurde in Grindelwald in der Schweiz ebenfalls eine Bahn eröffnet. Die Guntschnabahn folgte 1912, so wie die Vigiljocherbahn, und 1913 wurde bereits die zweite Kohlererbahn in Betrieb genommen. 1913 wurde auch die Lokalbahn Lana-Burgstall-Oberlana eröffnet. 1916 folgte die Grödnerbahn, 1918 die Fleimstalbahn und 1920 die Dolomitenbahn.
Die bisher gewonnenen Erfahrungen bei der Verwirklichung dieser ersten Seilbahnen wurden in Lana beim Bau der Vigiljochbahn insbesondere durch Dipl.-Ing. Luis Zuegg genutzt. Er konnte bereits vor und während des Ersten Weltkrieges Erfahrungen im Seilbahnbau sammeln, war er doch als Landsturmingenieur an der Südfront tätig gewesen.
Daher wurde die Vigiljochbahn nach dem neuesten technischen Wissen geplant und ausgeführt. Dieses hervorragende technische Werk war die Schöpfung eines Konsortiums unter der Führung des Rechtsanwaltes Dr. Jakob Köllensperger aus Lana. Das Grundprinzip dieser Bahn war einfach: über ein gespanntes Tragseil liefen die Wagen mittels Rollen und ein Zugseil sorgte für die Fortbewegung der einzelnen Wagen. Für den Bau mußte zunächst eine Hilfsbahn zum Transport der Baumaterialien errichtet werden, galt es doch 400 Tonnen Material für etliche tausend Kubikmeter Betonfundamente für die insgesamt 39 Eisenständer und die Seilbahnstationen an Ort und Stelle zu bringen. Diese Vigiljochbahn hatte eine Gesamtlänge von 2210 m und bewältigte einen Höhenunterschied von 1153 m. Die Talstation lag 328 m, die Bergstation 1481 m über dem Meeresspiegel. Diese 1912 erbaute Seilbahn zerfiel in zwei Sektionen mit einer Mittelstation in 861 m Höhe, wo die Fahrgäste die Seilbahngondeln wechselten. Dadurch konnte die Leistungsfähigkeit verdoppelt werden, da gleichzeitig vier Wagen fuhren. Alle Seile wurden von der St. Ägyder Drahtseilfabrik geliefert, für das Tragseil wurde das armdicke „Herkulesseil“ gewählt. Die 16 Insassen der Gondel durften davon überzeugt sein, dass dieses System für ihre Sicherheit genügte. Der Wagen lief mit einer Geschwindigkeit von 6,5 km/h. In nur 20 Minuten stieg der Schwebebahnwagen 1153 m hoch, wozu im Vergleich ein Fußgänger drei Stunden brauchte; also war die Bahn neunmal so schnell. Die verschiedenen Seile wurden bei dieser ersten Bahn von insgesamt 39 Stützen getragen, die alle aus Eisen gebaut und auf stufenförmig tief ins Erdreich gegossenen Betonsockeln montiert wurden. Die Höhe dieser Stützen schwankte zwischen 4 und 31 m (Langer Hans) und die Drahtspannweite betrug bis zu 238 m. Den elektrischen Strom zum Drehen der Riemenscheiben lieferte das Elektrizitätswerk, welches Dipl.-Ing. Luis Zuegg bereits 1903 in der nahegelegenen Gaulschlucht von Lana erbaut hatte. Zwischen den dicken Drahtseilen liefen noch dünne Telefondrähte, die es dem Schaffner erlaubten, sich mittels eines Signalstabes vom Wagen aus an jedem Punkt der Strecke mit dem Maschinisten zu verständigen.
Nach fast dreijähriger Bauzeit konnte am 31. August 1912 um 15 Uhr die feierliche Eröffnung der Schwebebahn Lana – Vigiljoch erfolgen. Nach der Begrüßung durch den Obmann
Dr. Jakob Köllensperger und der Segnung der Anlage durch Dekan P. Gottfried Pernter O.T., erfolgte die Jungfernfahrt mit den zahlreich erschienenen Ehrengästen. Mit einem Empfang und einem reichhaltigen Büfett im neu errichteten Berghotel und einem Festessen im Gasthof Theiss endete dieser Tag. Sehr viele Schaulustige aus Lana und Umgebung nahmen an dieser Eröffnungsfeier teil, um auch Augenzeuge dieses „technischen Wunderkindes“ zu werden. Die „Meraner Zeitung“ brachte zur Eröffnung eine vierseitige Sonderausgabe heraus, und Karl Felix Wolff schrieb 1913 einen sehr umfangreichen Führer. Diese neu eröffnete Seilschwebebahn auf das Vigiljoch galt von Beginn an als technische Attraktion und fand sofort sehr regen Zuspruch und Zulauf. So benutzten bereits im September 1912 über 9000 Fahrgäste diese Bahn. In den folgenden Jahren nutzten immer mehr Familien das Vigiljoch als Sommerfrischort und alsbald begann man dort mit dem Bau von zahlreichen Villen. Im Winter wurden Skikurse abgehalten und eine eigene Rodelbahn wurde angelegt.
Das Vigiljoch und seine Bahn wurden auch beworben. Kein geringerer als der bedeutende Künstler Hans Weber-Tyrol erhielt 1914 von der Seilbahngesellschaft den Auftrag verschiedene Bilder zu malen, welche als Plakate und Ansichtskarten gedruckt und in Umlauf gebracht wurden. Sogar eine Schwebebahn-Marsch wurde komponiert. Oberhalb der Bergstation wurde auch ein Sessellift bis in die Nähe des gotischen Kirche zum Heiligen Vigilius gebaut. Neben mehreren Gasthöfen entstand in unmittelbarer Nähre der Bergstation nach den Plänen von Architekt Gustav Birkenstaedt ein alpines Berghotel .
Volle 40 Jahre lang erfüllte diese Bahn unfallfrei ihren Dienst bis unter der Präsidentschaft von Josef Zuegg in den Jahren 1952-53 der erste große Umbau nach den modernsten Grundsätzen in Angriff genommen wurde. Dabei wurde die Mittelstation aufgelassen und nur mehr vier mächtige Eisenbetonstützen waren für die Bahnkonstruktion notwendig. Die Fahrzeit betrug nur mehr acht Minuten und die alten, offenen Wagen wurden durch die neuen Aluminiumkabinen der Jenbacher Werke ersetzt.
Auch im letzten Jahrzehnt wurden immer wieder Erneuerungen an der Vigiljochseilbahn vorgenommen, so die Sanierung der Talstation und der Parkgaragen, der Neubau der Bergstation Sessellift mit Erweiterung des Restaurants, die Generalrevision bei der Seilbahn und beim Sessellift, die Verbesserung des Antriebs durch moderne Riemenscheiben und die Automatisierung; weiters erfolgte die Sanierung der sanitären Einrichtungen, verschiedene Felssicherungsarbeiten wurden vorgenommen und die Spazierwege am Vigiljoch wurden verbessert. Mit stolz kann man heute auf die gut funktionierende Seilbahn blicken und auf das autofreie Erholungsgebiet am Vigiljoch, das Einheimische und Gäste besonders schätzen. In der Bergstation der Seilbahn ist eine Ausstellung von historischen Ansichtskarten über die erste Vigiljochseilbahn zu sehen, die für alle Besucher täglich zugänglich ist.
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