"Und manchmal, so sagt die Legende, ward der Ritter noch gesehen, des Nachts, wie er auf den Dächern von Graz im Mondschein über die Stadt wachte."
"Der unbekannte Ritter" ist das Siegerprojekt eines internationalen Wettbewerbs des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum unter Werner Fenz, das kürzlich (ohne Fenz) in das Universalmuseum Joanneum eingegliedert wurde. Die Projektleitung hat die Kunsthistorikerin Edith Risse inne. Ausgangspunkt war das Landeszeughaus als Sammlung von historischen Rüstungen und Waffen zur Errichtung eines "Bollwerks gegen den (Süd-)Osten". "Dieser Mythos hat lange Tradition und wird bis heute transportiert", sagt Elisabeth Fiedler vom Joanneum und verweist auf das Bildnis eines Türken in der Grazer Sporgasse.
Der türkisch-deutsche Künstler Nasan Tur setzt dem tradierten Bild von Graz als "Bollwerk gegen den Südosten" lebensgroße Figuren und neue Legenden entgegen.Ein wichtiger Teil der künstlerischen Intervention waren die Workshops, die der in Berlin lebende Künstler mit Grazer Schulkindern zwischen sechs und acht Jahren abhielt. Dabei wurden neue Grazer Legenden und Mythen erfunden, die Tur nun gemeinsam mit seinen Skulpturen dem tradierten Bild von Graz als "Bollwerk gegen Südosten" entgegensetzt. Das Bilderbuch mit drei Geschichten ist u. a. im Shop des Zeughauses erhältlich (Revolver Verlag).Tur, Jahrgang 1974, greift für sein Werk im öffentlich Raum bewusst auf das traditionelle (Bronze-)Denkmal zurück, um es mit inhaltlichen und formalen Brüchen auszustatten. "Der unbekannte Ritter" ist nackt oder nur mit Spielzeugwaffen gerüstet und nimmt unheroische Posen ein. Auch spricht der Künstler Themen wie Rassismus nicht direkt an, suggeriert aber, dass das Erinnern nicht die Vergangenheit betrifft, sondern die Gegenwart.
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