„Ich bin nicht für die Japaner gelaufen, ich bin für mich gelaufen. Und für mein geschundenes Volk.“
Das verzehrte Gesicht, es ist zu Kunst geworden. Da schwebt er nun als überlebensgroßer Bronzeguss, hechtet mit abgespreizten Armen und zusammengepressten Zähnen ins Ziel. Genau wie damals, am 9. August 1936. An diesem olympischen Tag hieß Son Kee Chung noch Son Kitei. Und sein koreanisches Herz schlug unter einem japanischen Trikot.
Es war dieses Gefühlschaos aus triumphaler Freude und Scham, das den Helden zeitlebens begleiten sollte. Seit 2016 würdigt die Statue das Schicksal des Koreaners Son Kee Chung. „Er ist nicht länger ein trauriger Sieger“, sagte Lee Kyung-soo, Botschafter der Republik Korea, bei der Einweihung des Son-Denkmals direkt an der Berliner Marathonstrecke. Dies sei das Ende eines bisher endlosen Laufs, glaubt der Präsident der Son Kee Chung Stiftung, Kim Sung Tae. Direkt am Zaun des Horst-Korber-Zentrums an der Glockenturmstraße prangt die Figur am Schauplatz der Ereignisse vor 80 Jahren. Sie steht in der Landschaft, wie auf alle Zeit beim Überschreiten der Ziellinie fixiert.
„Ein Sieg unter falscher Flagge“ sei damit ein Stück weit korrigiert worden, erklärte Klaus Böger, Präsident des Landessportbunds Berlin, bei der Enthüllung. Jene Goldmedaille sei die erste gewesen, die Korea bei den Olympischen Spielen jemals errang, obgleich es unter japanischer Herrschaft stand. Böger erhofft sich, dass junge Sportler des Leistungszentrums für Leichtathletik im Korber-Zentrum Son Kee Chung als Idol begreifen und sich seine alte Maxime zu Herzen nehmen: „Der Körper kann nur bis zu einem bestimmten Punkt etwas leisten. Danach müssen Tat und Verstand übernehmen.“