In architektonischer Hinsicht stellt die Vigiliuskirche eine absolute Rarität dar Es handelt sich um die einzige Dreikonchenanlage (Apsiden in Form eines Kleeblatts) Tirols. Direktes Vorbild ist die Heiligkreuzkapelle am Friedhof des Benediktinerinnenklosters St. Johann im schweizerischen Müstair.
Der Sage nach stand das Kirchlein auf einem Hügel, der durch Überschwemmungen und Vermurungen des Geländes verschwunden ist. Am 29. September des Jahres 1080 erfolgte die Weihe durch Bischof Heinrich von Trient. Im 13. Jahrhundert ging das Patronatsrecht an die Grafen von Tirol über, welche 1257 das Dominikanerinnenkloster Maria Steinach in Algund mit der Kirche beschenkten. Durch die Aufhebung der Klosters 1782 verfielen auch die Unterhaltspflichten für das Kirchlein und so begann der schleichende Verfall.
Das Spitzbogenportal an der Südfassade wird dem ausgehenden 15. Jahrhundert zugeordnet. Älteren Datums ist die Darstellung der Kreuzigung Christi, wo neben Maria und Johannes die Kirchenpatrone Vigilius und Blasius beigestellt sind. Kniend wird das Stifterpaar, wo es sich vermutlich um die Pächter des Gaßmairhofes handelt, dargestellt. Im Inneren fällt die geschnitzte Flachdecke aus dem frühen 16. Jahrhundert auf. Das einfache Renaissancealtärchen stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert. Eine umlaufende Inschrift, welche 1890/91 freigelegt wurde, hat man später wieder teilweise übermalt.
Die Kapelle mit Glockenmauer im Chorgiebel, mehreren Rundbogenfenstern und steingerahmtem Spitzbogentor mit Rundstab ziert eine Kreuzigungsgruppe an der Fassade, gestiftet um 1400. Die wenigen erhaltenen Fresken im Innenraum sind vorbildlich restauriert.
Am 26. Juni 1995 (Patrozinium) wurde nach annähernd 100 Jahren ein Bittgang abgehalten und eine Messe gefeiert. Um eine Verbauung dieses wertvollen Kirchleins zu verhindern, wurde vom Landesdenkmalamt im Jahre 1998 eine Bannzone ausgewiesen. (Text: Schild an der Kirchenmauer)
© Wolfgang Morscher, 16. September 2023
