Schloss Tratzberg liegt am steilen Hang des Stanerjoches in Stans, Tirol.
Von der alten Grenzburg gegen Bayern mit Klause, urkundlich 1297 erwähnt, ist nichts mehr erhalten. Nach Brand 1490 völliger Neubau durch die Gewerken Veitjakob und Simon Tänzl (erworben 1499), 1500-1515. Dabei Süd- und Ost-Flügel völlig ausgebaut, West-Flügel teilweise errichtet. Der restliche West-Flügel und der Nord-Flügel 1560-1571 unter Georg Ilsung erbaut, so dass ein von 4 gleichen Flügeln geschlossener Hof entstand. Typisches Gewerkenschloss des 16. Jahrhunderts, 1707 Propstei gegründet.
Besitzer: 1499-1552 Tänzl, 1552-1554 Manlich, 1554-1589 Ilsung, 1589-1657 Fugger, 1657-1694 Stauber und Imhoff, 1694-1732 Halden, 1732-1847 Grafen Tannenberg, seit 1847 Grafen Enzenberg. (nach Dehio-Tirol).
Austattung:
In den zur Besichtigung geöffneten Sälen sind wertvolles originäres Mobiliar aus der Zeit der Brüder Tänzl am Übergang von der Gotik zur Renaissance sowie Einrichtungsgegenstände der Fuggerzeit erhalten.
Eine Kostbarkeit stellt der so genannte Habsburgersaal dar, an dessen vier Wänden die Brüder Tänzl als Hommage an ihre Auftraggeber, das Haus Habsburg, einen raumübergreifenden Stammbaum der Familie gemalt haben. Dabei sind natürlich der deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. mit seinen zwei Ehefrauen (Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza), König Rudolf I., Herzog Rudolf IV. und die beiden Tiroler Landesfürsten Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche und Erzherzog Sigmund der Münzreiche.
Highlights unter den Stilmöbeln und Ausstattungsstücken in der Fuggerstube und Fuggerkammer sind
ein spätgotischer Südtiroler Schrank (um 1460), ein außergewöhnliches Exemplar im Alpenraum, mit Weinlaub-Reliefschnitzerei; er stammt aus der Deutschordensburg Reifenstein,
ein seltener gotischer Waschtisch mit Aufsatz, ein gotischer Wangentisch mit Scherenstuhl, ein gotisches Pfostenbett,
zwei Schragentische mit Intarsien um 1520 auf gewundenen Säulenbeinen,
eine große Truhe mit Füllungstüren; über dieser Truhe ein spätgotischer Lüster in Form einer Nixe
ein Gemälde von Hans Schäufelein (1509), "Turnier in der Innsbrucker Hofburg"
ein grün glasierter Kachelofen mit Reliefs und einer Kreuzigungsgruppe; ein weiterer solcher Kachelofen mit Darstellungen der 5 Sinne aus der Nürnberger Werkstatt um Georg Fest (um 1620) befindet sich im so genannten "Königinzimmer" (benannt nach Anna von Böhmen).
Weiterhin zugänglich sind die folgenden Räume:
Ein "Frauenstüberl" mit typischem Gebrauchsmobiliar der Hausfrau aus dem 17. Jahrhundert (Renaissance-Kastenbett, Kinderwiege, Hochstuhl, Damenwaschtisch, Spinnrad, Wäschepresse); auf einem doppelgeschossigen Renaissance-Fassadenschrank stehen drei Globen aus dem 18. Jahrhundert.
Das als Speisesaal genutzte Jagdzimmer aus Enzenberger Zeit aus dem 19. Jahrhundert mit geschnitzten Tierplastiken von Rotwild, Fuchs und Bären; im Zentrum dieses Raums sieht sich der Auftraggeber Graf Franz Enzenberg III. selbst, der im Revolutionsjahr 1848 einmaln mit Erzherzog Franz Joseph gemeinsam auf die Jagd ging (Skulpturengruppe).
Die Kapelle mit spätgotischem Netzgewölbe wurde von den Brüdern Tänzl errichtet; einige S