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TeresaMaria

Schaedelsammlung_Dr_Gall

Schädelsammlung Dr. Gall im Rollettmuseum in Baden bei Wien.

Franz Josef Gall (1758 – 1828) wurde in
Tiefenbronn bei Pforzheim geboren, studierte
seit 1777 in Straßburg Medizin und
übersiedelte 1781 nach Wien, wo er seine
Studien 1785 vollendete. Die Arztpraxis des
jungen Doktor Gall war überaus erfolgreich,
und so konnte er es sich leisten, einen Teil
seiner Zeit für wissenschaftliche Forschungen
aufzuwenden. Sein Hauptthema war das
menschliche Gehirn. Fast intuitiv schwebte
ihm die Herstellung eines Zusammenhangs der
Schädelform mit den darunter gelegenen
Gehirnorganen vor. 1796 war sein System, das
man später Schädellehre, Phrenologie oder
Kranioskopie nannte, so weit ausgereift, dass
er begann, Privatvorlesungen darüber zu
halten. Auch durch den Vergleich mit
Tiergehirnen versuchte Gall Erkenntnisse über
das menschliche Gehirn zu gewinnen, was ihn
geradezu zur Verhaltensforschung im heutigen
Sinn führte.

Als Belegstücke für seine Theorien stellte Gall eine stets wachsende Sammlung von Schädeln
und Gipsbüsten sowie Wachsnachbildungen menschlicher und tierischer Gehirne zusammen.
1802 erhielt er von Seiten des Kaisers ein Lehrverbot an der Universität Wien (wegen
„Materialismus“). Da er keine Aufhebung des Lehrverbots erreichen konnte, begann er 1805
eine Jahre lange Deutschland-Tournée, die ihn schließlich nach Paris führte, wo er sich 1807
endgültig niederließ und seine Lehrtätigkeit wieder aufnahm.

Die Belegsammlung blieb in Wien zurück – vor der Erfindung der Eisenbahn war ein solcher
Transport für einen Privatgelehrten unfinanzierbar. In Paris stellte Gall eine neue, noch
umfangreichere Sammlung zusammen, die heute im Musée de l’Homme verwahrt ist. Als
Gall 1825 klar wurde, dass sein lebenslanger Traum, wieder nach Wien zurückzukehren, nicht
realisierbar war, überließ er die Wiener Sammlung brieflich dem Badener Wundarzt Anton
Rollett, um sie in dessen Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Anton Rollett und sein Sohn und Nachfolger Hermann Rollett erweiterten das Ensemble um
eine Abteilung „Gesichtsmasken“.
Heute umfasst die Sammlung 84 menschliche Schädel, 5 Abgüsse menschlicher Schädel, 3
Tierschädel, 108 Gipsbüsten nach der Natur, 16 Abgüsse von Künstlerhand geschaffener
Büsten, 21 Wachsmodelle von Gehirnen (6 menschliche, 15 tierische), 31 Gesichtsmasken, 8
Abgüsse menschlicher Hände und Füße, sowie einen Abguss einer Schädeldecke.
Die bedeutendsten Stücke der Sammlung sind aus heutiger Sicht:
Die Büste des „fürstlichen Mohren“ Angelo Soliman
Die Mozart-Büste – die einzige, die noch zu Lebzeiten des Künstlers entstand!
Die Lebendmaske Napoleons I. – es ist die einzige, die erhalten geblieben ist!
Der Abguss der Schädeldecke Ferdinand Raimunds – Anton Rollett war bei Raimunds
Selbstmordversuch gerade diensthabender Kreiswundarzt und fertigte den Abguss an.
Die Totenmasken des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie –
der 1914, nach dem Attentat von Sarajevo, mit der Abnahme der Totenmasken beauftragte
Bildhauer Josef Müllner war Badener, die Originalmasken kamen mit seinem Nachlass ins
Rollettmuseum Baden.


Literatur:
F. SCHULZ, Die Schädellehre Dr. Gall’s und seine Restschädelsammlung im Städtischen
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Kategorie
Umgang mit dem Tod
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TeresaMaria
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