Die Ecke im russischen Dorfhaus, die auf Süden oder Osten gerichtet war, hieß „rote Ecke“ und spielte im Leben der Familie eine wichtige Rolle. Das war ein Ehrenplatz, man nannte ihn auch „vordere Ecke“, „heilige Ecke“, „Gottesecke“. In dieser in der Regel am meisten im Haus belichteten Ecke hing eine mit gesticktem Handtuch gedeckte Ikone. Hier wurde gebeten, gegessen, hier feierte man alle religiösen Feste und wichtige Ereignisse im Leben der Familie. Hinter die Ikone der roten Ecke legte man am Weidensonntag die geweihten Weidenzweige, damit sie das Haus und seine Bewohner vor bösen Geistern schützten.
Rote Ecke in einem Haus im Freilichtmuseum Kishi, Republik Karelien, Nordwesten Russlands
Juli 2007