Sterbebild (Faltblatt) aus dem Jahre 1953 betreffend den berühmten Volksschriftsteller.
Auf dem Titelblatt eine Abbildung des Verstorbenen, die Innenseiten enthalten eine Würdigung der Arbeit dieses Volksbildners aus Tirol.
Druck:
"Im Weiler Inneregg in der Gemeinde St. Veit im
Defereggental steht Reimmichls Vaterhaus. Dort
wurde Sebastian am 28. Mai 1867 als erstes von fünf
Kindern des Johann Rieger und der Maria Brugger
zu Breider geboren. Nach den Gymnasialjahren im
Vinzentinum in Brixen führte der Weg ins Priester-
seminar. Am 29. Juni 189i feierte Reimmiehl Primiz.
Stilfes bei Sterzing, Sexten, Dölsach und Sand in Tau-
fers waren die ersten Seelsorgsposten. In Dölsach war
der in allem vorbildliche Pfarrer Trayer sein Vorge-
Setzter - Reimmichl hat ihm auch ein literarisches
Denkmal gesetzt. In Sexten schlug die Geburtsstunde
seiner Schriftsterei, angeregt durch den originel-
len Michl, der Anlaß zum Schriftstellernamen Reim-
Michl wurde.
Aul die seit 1894 im "Tiroler Volksboten" ver-
öffentlichten Geschichten "Was der Reimmichl er-
zählt", wurde Prof. Dr. Aemiltan Schöpfer, der Grün-
der der Verlagsanstalt Tyrolia, aufmerksam. So kam
Reimmichl zunächst stellvertretend für den späteren
Bischof Dr. Sigismund Waitz zum "Tiroler Volksbo-
ten", dem "Bötl", das von 1897 an unter seinerRedak-
tion die beliebteste Zeitung im Lande und weit dar-
über hinaus wurde. 1893 verließ er die Bischofsstadt
und redigierte das "Bötl" von Gries am Brenner
aus, wo er die schriftstellerisch reichsten Jahre ver-
brachte. Fast 40 Jahre - vom Novemb. 1914 bis zu
seinem Tode - verlebte Reimmichl als Kaplan in
Heiligkreuz bei Hall, wo er sich auf einem Platz mit
prächtigem Rundblick ein kleines Häuschen erbaute
und bis 1946 die Seelsorge ausübte. Das Ende des
Krieges, die Auflösung der Monarchie, die Zer-
reißung des Landes trafen den echten Patrioten tief
ins Herz. In Heiligkreuz widmete er sich, nachdem
er die politische Leitung des "Volksboten" schon
1911 seinem Freunde Msgr.Grinner übertragen hatte,
durch 35 Jahre in der Hauptsache dem neuen
Volkskalender, der als Reimmichlkalender mit dem
volkstümlichen Kalendarium und dem originellen
Sternsinger-Umschlag seines Freundes Josef Bach-
lechner in allen deutschsprachigen Gebieten Euro-
pas und auch bei den deutschen Katholiken in Nord-
amerika Jahr für Jahr freudige Aufnahme fand.
Reimmichl war ein Volksdichter von so ausge-
prägtem Naturtalent, wie es keinen zweiten unter
seinen Zeitgenossen gab. Volksverbunden, von tiefer
Heimatliebe beseelt, überquellend von humorvollen
Einfällen und mit seltener Gemütstiefe schrieb er
mehr als 200 kleine und große Erzählungen und
Romane, die zunächst von den "Bötl"- und Kalen-
derlesern mit Begeisterung aufgenommen wurden,
dann in nahezu 60 Bänden von Auflage zu Auflage
im Verlag Tyrolia erschienen. Reimmichl wollte
aber nicht nur erzählen und unterhalten, er wollte
auch erziehen und den Seelsorger mitsprechen lassen,
was er am besten durch seinen Kalender erreichte,
der ihm von seinem Schrifttum am liebsten war, weil
er dadurch unmittelbar zum Volk reden und in die
entlegensten Häuser und Familie