Jüdischer Friedhof Ybbs-Göttsbach
Der Friedhof in Ybbs-Göttsbach besitzt als einziger jüdischer Friedhof Österreichs vor 1900 eine seit seiner Gründung im Jahre 1894 intakte Struktur: Eine Zeremonienhalle mit Tahara und Nebengebäuden (ehemals Pförtnerwohnung) sowie vollständiger Friedhofsumrandung. Eine geschlossene Formation, die seit 118 Jahren alle zeitlichen Stürme überdauert hat. Damit stellt der Friedhof die einzige lebendige Verbindung zur ehemaligen jüdischen Gemeinde des Mostviertels und des südlichen Waldviertels im 19. Jahrhundert dar. Selbst berühmte
Friedhöfe wie Czernowitz (1905), Prag (1911) oder Brno (1900) datieren aus späteren Jahren und sind zudem unvollständig. In Ybbs befindet sich überraschenderweise ein kleines, aber in der jüdischen Geschichte Mitteleuropas wichtiges Kleinod.
Eine weitere Besonderheit stellt die jahrelange Geschichtsarbeit von Dr. Johannes Kammerstätter dar, der das Leben der jüdischen Gemeinde, insbesondere der auf dem Friedhof beerdigten und deren Angehörigen minutiös rekonstruiert hat. Seine Trilogie stellt eine historische Meisterleistung in der jüdischen Geschichtsforschung dar und wird die Basis einer Dauerausstellung sein. Durch die intensive Kontaktpflege – nicht zuletzt im Rahmen des weltweit beachteten Projektes „Letter to the stars“ - wurde die Erinnerung zu den Nachkommen der Mostviertler Juden belebt und etwas vom Heimatboden erhalten. Unterstützt wurde diese Wiederbelebung durch die engagierte Arbeit der Jugend in der Restaurierung der Grabsteine und der Initiierung von Verbindungen über die Europäische Jugendvereinigung SANDKORN (derzeit 20 europäische und südosteuropäische Staaten) unter der Leitung von Mag. Hans Müller und Dr. Wolfgang Wagner.
Quelle: tragbaresvatwerland.at
Dahinter steht das Robert Mahler Forum. Es hat sich die
Restaurierung des alten jüdischen Friedhofs in Ybbs-Göttsbach und Erweiterung zu einem modernen Forum der Begegnung zur Aufgabe gemacht.
Begründung:
• Weil die jüdischen Menschen vor 1938 ein wichtiger Teil des Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftslebens im Mostviertel und südlichen Waldviertel waren.
• Weil die Kenntnis ihrer Geschichte einen wesentlicher Beitrag zur Gestaltung unserer Gegenwart, aber noch viel mehr der Zukunft darstellt.
• Weil wir bald eine Zeit ohne Augenzeugen erreicht haben werden und dann das Wissen in die Erfahrung der nächsten Generation übergegangen sein muss, um lebendig zu bleiben.
• Weil ein facettenreiches und geschichtlich interessantes Kulturzentrum auf moderner Basis in unserer Region fehlt.