Die Sage vom Schafkirtenkreuz
Vor mehr als hundert Jahren weidete dort in der Umgebung ein alter Mann, der nach einem Unfall an beiden beinen gelähmt war und sich nur mit Holzkrücken fortbewegen konnte, seine Schafe. Einmal ließ er sich auf einem Betschemel vor dem Holzkreuz nieder, lehnte seine Krücken zum Kreuz, und so gut es ging, halb sitzend, halb kniened, verrichtete er sein Gebet. Als er damit fertig war, kam es ihm vor, als ob der holzgeschnitzte Heiland sein Haupt vom Kreuz zu ihm herneigte und zu ihm sagte: „Steh auf, du bist gesund!“.
Der Schafhirte vermochte das zuerst nicht zu begreifen. Er wollte nach seinen Krücken langen, um sich beim Aufstehen darauf stützen zu können. Da entglitten sie seinen Händen und fielen zu Boden. Nun war er in großer Not, weil sich kein Mensch in seiner Nähe befand. Mühsam wälzte sich der Mann vom Schemel hinab, um nach den Krücken zu fassen. Da gab er sich einen Ruck, und siehe da, auf einmal konnte er seine Beine wieder bewegen. Langsam zog er sich in die Höhe, und nun stand er seit zwanzig Jahren zum ersten mal ohne Krücken und ohne fremde Hilfe wieder auf seinen Beinen.
Zum Dank dafür ließ er ein schönes Marterl bauen und seine Krücken, die er ja nun nicht mehr brauchte, dort hineinstellen.