Marienprozession Santa Maria d'Anglona (Matera/Basilicata/Italien).
Die Kirche Santa Maria d'Anglona liegt auf einem Hügel 263 m über dem Meeresspiegel zwischen dem Sinni- und dem Agrital. Schon in der Antike war dieser Hügel besiedelt und war Ort eines griechischen Heiligtums (Verehrung der griechischen Göttin Demeter). Vom griechischen Heiligtum hat sich wenig erhalten. Am Standort des alten griechischen Opferaltars befindet sich der heutige christliche Altar. Während der Marienprozession wird das Marienbildnis, das nur von Frauen getragen wird, während der Prozession kurz abgestellt. Ich konnte beobachten, dass einheimische Frauen dauernd unter das Marienkleid griffen, um die Statue zu berühren. Auch konnte beobachtet werden, dass einige Frauen „reine, heilige“ Steine in der unmittelbaren Umgebung des Altars aufhoben und am Altar rieben. Diese Steine werden anscheinend mit nach Hause genommen, um für Fruchtbarkeit zu garantieren (Ritus vorchristlichen Ursprungs). Ganz klar haben sich solche Fruchtbarkeitsriten, indem sie in der Marienverehrung Einzug fanden, erhalten.
Die Kirche wurde in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts als Kathedrale der Diözese von Anglona aus Tuff und Travertin erbaut (Vorgängerbau aus dem 7./8. Jahrhundert). Mittelalterliche Schriftquellen bezeugen weiters, dass schon 1092 die Kirche Santa Maria d'Anglona als Bischofssitz diente. Umbaumaßnahmen stammen aus dem 13./14. Jahrhundert. 1369 wurde Anglona dem Erdboden gleichgemacht. Nur die Kathedrale blieb verschont.
Das Kirchenportal im romanischen Stil ist reich an Intarsien und Reliefs (Symbolik der vier Evangelisten).
1931 wurde Santa Maria d'Anglona zum nationalen Denkmal ausgerufen.
Am 8. September findet alljährlich die Marienfeier mit anschließender Prozession statt.
© Otto Defranceschi (Bild 08.09.2007).