Die Stadt München begann sich im Jahre 1858 auf ihre Gründungsgeschichte zu besinnen, als mit der
„700-Jahr-Feier“ erstmals ein Stadtjubiläum begangen wurde. Das Bedürfnis nach historischer Vergegenwärtigung äußerte sich in einer ausgeprägten Verehrung (Kult) um Herzog Heinrich den Löwen. Mit einem monumentalen Standbild wurde er im öffentlichen Bewusstsein als Begründer der Stadt verankert.
Die Figur entstand während der Neugestaltung des alten Rathauses, das seit 1861 von seinen barocken Überformungen befreit und durch gotische Architekturelemente wie Staffelgiebel, Ecktürme und Maßwerverblendung in ein mittelalterliches Bauwerk zurückversetzt wurde. Auf der Schauseite zum Marienplatz wurde damals ein neu geschaffenes Standbild von Kaiser Ludwig dem Bayern aufgestellt, dem auf der Seite zum Tal die kampfbereite Heinrichsfigur „antwortete“. Zwischen den beiden Herrschern an der Fassade war im Inneren des Rathauses der Festsaal mit den Moriskentänzern eingespannt.
Weil man keine bildliche Vorstellung von der historischen Gestalt des im Jahre 1195 verstorbenen Welfenherzogs hatte, schuf der Bildhauer Konrad von Knoll (1829-1899) im Jahre 1864 aus Zinkguß, einen aus dem Geist des Historismus geschöpften Phantasieritter. Er stand für eine Kontinuität, die es in München so nie gegeben hat. 1998 wurde die Figur an der Fassade des alten Rathauses durch eine Kopie ausgetauscht und dem Stadtmuseum überstellt.