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Cornelius Fabius

Hanseatin aus gutbürgerlichem Hause.

Schlicht und von anmutender Schönheit. Links noch relativ jung, rechts schon etwas älter geworden die liebe Frau. Wieder ein neuer Fotograph, welcher sich schon sehr verdient gemacht hat auf diesem Gebiet. Er erhielt neben 21 Medaillen auch 9 Ehrenpreise. Ein sehr bescheidener Herr, denn in der Ausgestaltung der Fotokarten wird es auf dem ersten Bick nicht ersichtlich, wie sehr er sich hervorgetan hat.

Aufnahmen im besonderen Kabinettformat des 19. Jahrhundert aus dem Atelier Carl Koch, Albuminpapierabzug auf Karton aufgezogen. Kartonpappe in einfacher Gestaltung mit einer Höhe von 11,8cm und einer Breite von 4,8cm.
Aufnahmen aus einem Nachlass meiner Familie
diese gezeigten formate sind klassische jugendstilformate, die kartonfarbe grau und braun ebenso, seltener wäre cremefarbig.

diese zumindest in wien als "handtuchformate" bezeichneten außergewöhnlich schmalen fotokartons entsprechen der damaligen mode und ästhetik des japonismus und seinen rollbildformaten. sie sind eine besondere herausvorderung für den fotographen.

um ein kleines system in die nomenklatur zu bringen, darf ich die maße der gängisten formate auflisten. kartongröße und nicht bildgröße. einige millimeter differenz gibt es fast immer, je nach zeit der produktion und ort.

visit (CdV) 63x102
victoria 83x122
cabinet 110x170
promenade 108x210
boudoir 134x215
imperial 175x250

außerdem:
mignon 45x60
mignonette 30x50
muschel 63x63 (alle "muschel" bestanden aus breit=hoch und es gab sie von fast allen basisformaten)
 
Sei mir herzlich gegrüßt Con_soleil,

ich bin dir wirklich sehr dankbar das du diese Informationen mit mir/uns teilst, vielen ist all dieses vielleicht bereits bekannt, mir aber so noch nicht. Ich habe über die Gestaltungsformen und die Maße bisher auch eher wenig mir zugeführt, ich dachte da immer das besonders bei den Fotografen welche so hoch dekoriert schon waren, z. B. die Gestaltung bzw. die Verzierungen auf der Rückseite besonders auffällig waren. Siehe die Fotokarte mit dem kleinen Mädchen von Prill. Stimmt, cremefarbig waren sie glaube ich nur bis 1880 oder? da habe ich in den Alben und Kartons nur zwei gefunden. Anhand deiner angegebenen Maßen, werde ich mir die weiteren Bilder noch mal genauer anschauen.

DANKE das war sehr freundlichst und vorallem hilfreich von dir, herzliche Grüße vom Wasser Cornelius.
 
beste grüße auch zurück ans wasser !

die kartons wurden von speziellen firmen für photographie-gebrauchsartikel seit etwa letzes viertel des 19.jahrhunderts angeboten. (vorher waren es meist kleine druckereien, die kartons bedruckten). außerdem konnten von fotomaterial bis kulissen, ateliermöbeln bis dunkelkammergerätschaften, von retuschierfarben bis vignetten aus den umfangreichen katalogen mit mehreren hundert seiten bestellt werden. in österreich ganz besonders aktiv waren zur jahrhundertwende krziwanek und auch wachtl, deren namen klein gedruckt auf den rückseiten ebenfalls zu finden sind.

der preis für 10.000 stück lithographierte kartons im visit-format war 1897 etwa 68 fl (österreichische gulden), das wären heute (2017) inflationsbereinigt etwa 950 euro !

rechner: https://www.oenb.at/docroot/inflationscockpit/waehrungsrechner.html
 
Grüß dich,

das benenne ich aber wirklich mal als umfassende Informationsmitteilung, ich bin wahrlich zutiefst dankbar. Also das mit den speziellen Lieferfirmen ist sehr interessant, auf weiteren Kartonbildern (ich stelle diese noch ein), ist auf der Rückseite nämlich auch exakt ein klein gedruckter Name vermerkt, das dürfte ja dann diese Firma sein.

Da entwickelt sich dank dir ja noch eine tiefgründigere Forschung, die Eltern meiner Eltern ruhen leider alle schon im Erdenreich und es gibt nur sehr wenige Informationen darüber. Aber mich haben neben den abgelichteten Persönlichkeiten, auch stets die Namen interessiert auf der Rückseite, bin mal gespannt was da noch zu finden ist an Daten zu den entsprechenden Fotoateliers in Norddeutschland.

Ich hätte sehr gerne solch einen Katalog gefunden, gerade solche Hefte zählten wohl zu den Schriftstücken, welche man immer griffbereit hatte. Das Stadtarchiv in unserem Stadtteil, hütet noch einige sehr besondere Bücher und Kataloge von Werbungen einiger Firmen und Betriebe, da werde ich mal in Zukunft wieder vorbeischauen, die haben bestimmt auch vieles zum Thema der Fotografie.
Hübsches Sümmchen, wenn man bedenkt was für den normalen Bürger heute Fotografie bedeudet, viele Menschen haben diese kleinen Meisterwerke auch eher in kleineren Mengen angeschafft und andere haben sich dann auch öfters ablichten lassen, aber so ein Kleinbetrieb konnte da gutes Geld machen mit dieser speziellen Produktion. Danke für den Link, es ist erstaunlich, was sich einem nach den Umrechnungen so bietet.
 
es gibt noch viele, viele dunkle ecken in der fotographiegeschichte! österreich (zumindest das heutige!) ist ganz gut abgedeckt mit forschungsergebnissen, aber auch hier finden sich fast wöchentlich neuigkeiten, wie man auch hier auf SAGEN.at gut sehen und nachlesen kann. einen oben beschriebenen katalog habe ich in meiner sammlung. und was die preise für frühe fotographien betrifft: 4 visitaufnahmen kosteten um 1860 den lohn von 2 arbeitwochen eines arbeiters.... jetzt weiß man spätestens, warum die auswahl an zu sehendem so selektiv ist auf entsprechenden bildern. erst in den 1880ern sanken die preise rasant durch die einfacheren methoden der trockenplatten etc... außerdem boomte die private fotographie - wiederum allerdings in der begüterten klasse. ......
 

Medieninformationen

Kategorie
Fotographica und Modegeschichte 1860 bis 1920
Hinzugefügt von
Cornelius Fabius
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