Alljährlich zu Georgi und fallweise auch zu Martini ziehen im Nordtiroler Unterland die Schulbuben von Haus zu Haus und heischen Geld oder Naturalien. Dies hat entgegen weit verbreiteter Meinung nichts mit Fruchtbarkeitsbrauch zu tun, sondern entspringt dem in früheren Jahrhunderten von erwachsenen Alphirten bzw. Sennern alljährlich ausgeübten Heischen ihres Jahreslohns, da die Entlohnung in den meisten Berufen einmal jährlich erfolgte. Das Mitführen von Kuhschellen und -glocken diente überdies früher nicht dem Vertreiben von bösen Geistern. Vielmehr musste sich nach Einbruch der Dunkelheit jeder, der sich einem Anwesen näherte, lautstark durch Lärm ankündigen, um nicht versehentlich von den Hausbewohnern als "lichtscheues Gesindel", Diebe oder sonstwelche böswillige Leute erschlagen zu werden. Nach langjähriger Vergessenheit wurde der Brauch in der 2. Hälfte des 19. Jhs. durch Initiative von Heimatpflegern wiederbelebt.