Grabstein im jüdischen Friedhof Seegasse im 9. Bezirk in Wien.
Trotz der Verbannung der Juden aus der Stadt betrieben ihre Gegner, allen voran der Bischof Kollonitsch, auch weiterhin ihre völlige Vertreibung. Im Jahr 1670 war es wieder einmal soweit. Kaiser Leopold I. verfügte die Ausweisung der Juden aus dem Werd, den „judenfreien Werd" aber nannte man fortan Leopoldstadt. Um zumindest die Grabstätte der Gemeinde unversehrt zu erhalten, hinterlegte ein Kaufmann namens Koppel Frankel 4000 Gulden und erhielt vom Magistrat dafür die Versicherung, dass der Friedhof erhalten und sogar eingezäunt werden würde.
Nach der Vertreibung der Juden fehlte dem Staatssäckel bald überall das für die Finanzierung der Türkenkriege so dringend benötige Geld. Man verfiel deshalb auf die Idee, einige reiche Juden nach Wien zu berufen, denn wer ein Jude war, bestimmte hierzulande schon immer die Obrigkeit. Einer dieser „Hofjuden" war der Bankier Samuel Oppenheimer aus Heidelberg, der sich als Heereslieferant und Kriegsfactor bald unentbehrlich machte, und deshalb einigermaßen geachtet, und sogar beschützt wurde, als der aufgebrachte Pöbel einmal seinen Kontor erstürmte. Dieser Samuel Oppenheimer scheint ab 1696 als Eigentümer des jüdischen Fried-Hofs auf. Oppenheimer ließ den Friedhof instand setzen und anstelle des Zaunes eine Steinmauer errichten. Er gründete auch das jüdische Siechen-Haus (später Altersheim), das an der Stelle des heutigen modernen Altersheimes in der Seegasse bis 1943 bestand. Sein Sarkophag (1703) befindet sich heute noch am Friedhof in der Seegasse.
Quelle: Friedhofsführer
