Goslar, Alter Friedhof Hildesheimerstraße. Jänner 2013.
Hermann Wislicenus (* 20. September 1825 in Eisenach; † 25. April 1899 in Goslar) war ein deutscher Maler.
1877 erhielt Wislicenus den ersten Preis in der Konkurrenz um die Ausmalung des Kaisersaals in der Pfalz zu Goslar mit Gemälden aus der deutschen Kaisergeschichte und -sage, deren Ausführung ihn bis 1890 beschäftigte. Er malte den Saal mit Bildern aus, die das Kaisertum der Hohenzollern in die Tradition der römisch-deutschen Kaiser stellen. Das größte Bild in der Mitte des Saales zeigt die Apotheose des Kaisertums: Zentral im Bild reitet Wilhelm I., hinter ihm, ebenfalls zu Pferd, sein Sohn und Thronfolger Friedrich Wilhelm. Zur Linken Wilhelms stehen zwei junge Frauen in langen, hellen Gewändern, die Lothringen und das Elsass verkörpern. Beide tragen ihre Hauptkirche, den Dom von Metz und das Straßburger Münster, in den Händen. Zur Rechten Wilhelms steht Bismarck, der Baumeister des neuen Reiches.
Auf der linken Seite des Bildes sind die deutschen Fürsten zu sehen, ganz vorn der Bayernkönig Ludwig II., der Wilhelm eine Krone reicht. Auf der rechten Seite des Bildes sitzen die Gemahlinnen Wilhelms I. und seines Sohnes, Augusta und Victoria. Der dort stehende Junge ist der spätere Kaiser Wilhelm II.
Über der Szene schweben im Himmel Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, darunter Friedrich I. Barbarossa. Die Mutter Wilhelms I., Königin Luise, schwebt ihm von oben mit einer Krone entgegen.
Die an der langen Westwand und an den Schmalseiten im Norden und Süden um das größte Wandgemälde gruppierten Wandbemalungen entsprechen sich thematisch, passend zur Symmetrie des Saales.
Auf der Schmalseite im Süden ist das Märchen von Dornröschen dargestellt. Es soll hier symbolisieren, dass das alte Reich 1806 nicht untergegangen ist, sondern in einen langen Schlaf fiel und durch die Reichsgründung 1871 wieder erweckt wurde. Gegenüber auf der Schmalseite im Norden ist Friedrich I. Barbarossa zu sehen, wie er mit einem Schwert in der Hand dem Kyffhäuser entsteigt. Rechts oben in der Ecke fliegt ein Adler, der die Raben verjagt. Auf dem Bild trägt Friedrich I. die Gesichtszüge Wilhelms I. und blickt auch in dessen Richtung.
Weiterhin auf der Südseite: Sturz der Irminsul durch Karl den Großen 772. Gegenüber auf der Nordseite: Luther vor Karl V. auf dem Reichstag zu Worms 1521.
Auf der Westseite links vom großen Gemälde:
Krönung Heinrichs II. und seiner Gemahlin Kunigunde durch Papst Benedikt VIII. im Jahre 1014
Heinrich III. führt den abgesetzten Papst Gregor VI. gefangen über die Alpen. Mit im Zug geht Hildebrand, der spätere Papst Gregor VII.
Heinrich IV. Eigentlich war an dieser Stelle einer Darstellung des Gangs nach Canossa geplant, die aber schließlich nur in einem der kleineren, einfarbigen Bilder ausgeführt wurde.
Auf der Westseite rechts vom großen Gemälde:
Friedrich I. Barbarossa bittet Heinrich den Löwen um Unterstützung bei seinem fünften Italienzug (Kniefall von Chiavenna, 1176), Heinrich der Löwe weigert sich
Friedrich I. Barbarossa in der Schlacht bei Iconium während des Dritten Kreuzzuges in Kleinasien
Friedrich II., auf diesem Bild hat sich Wislicen