Ich fand mich erneut zu einer Kostümanprobe in Berlin ein und fuhr mit meinem Vater anschließend ins Neue Museum, wo ich dieses besondere, einprägsame Artefakt entdeckte. Aufnahme aus dem Mai 2024.
Im Neuen Museum zu Berlin, stößt man in der Antikensammlung auf dieses schöne, wie besondere Gladiatorenrelief aus Marmor, welches einst in Ephesos Teil einer Brüstung war und im 3. Jahrhundert nach Chr. gefertigt wurde. Es stellt eine dramatische Kampfszene einer Gladiatur dar und zeigt den tödlichen oder vielmehr entscheidenden Stich des Hoplomachus Asteropios links (Gattung Hoplomachus = Bezeichnung eines schwer bewaffneten Gladiatorentyps), in die seitliche Flanke des Gladiators Thraex Drakon rechts. (Gattung Thraex = Bezeichnung eines leicht bewaffneten Gladiatorentyps).
Beide Gladiatoren sind schwer behelmt, die Helme decken den gesamten Schulterbereich und das Gesicht mit Visier ab, ferner erkennt man gut bei beiden Typen die sogenannte Manica, also den Armschutz sowie das typische Subligaculum, den Lendenschurz, welchen es in vielerlei Ausführungen gab und mit dem Balteus, dem Gürtel, umschlossen wurde. Typisch für den Gladiatorentyp Thraex, erkennt man bei Drakon rechts auch den textilen Beinschutz bei beiden Beinen und dazu beide Beinschienen. Asteropios hat womöglich ein "Semigladius" oder vielmehr einen "Pugio", also den Dolch, während Drakon allem Anschein nach in der rechten Hand eine interessant gebogene Klingenwaffe besitzt. Die abgerundete Spitze dieser Waffe, erscheint im Hintergrund also seitlich, oberhalb des Rückens von Asteropios. Es könnte sich um eine Art Sichel bzw. "Falx" handeln, eine typische Hiebwaffe der antiken Daker, obwohl das hier dargestellte Stück, zu extrem gebogen ist. Eine "Sica", ein einschneidig, allerdings eckig gekrümmter geschwungener Dolch, wäre ebenfalls möglich, oder eine Art Nebentyp von solch einem Dolch. Interessant ist ebenfalls, das beide Gladiatorentypen ohne Schilde dargestellt werden, obwohl ein jeweils großer, rechteckiger "Scutum" zur Ausstattung der beiden Gattungen gehörte in der Antike. Womöglich haben sie beide ihre Schilde im Kampf verloren, dargestellt ist die linke Hand von Drakon, wie sie in die Flanke von Asteropios fasst. Asteropios sticht zu und es bleibt offen, ob Drakon überlebte und begnadigt wurde, oder letztlich doch getötet wurde. Sicherlich wird er aber Asteropios verwundet haben, schaut man sich die gefürchtete Waffe an, die zudem auch länger war von der Klinke her, als das recht kurze Gladius. Die Waffen waren jeweils so konzipiert, dass die Kämpfe möglichst lange und blutig andauerten und die Verletzungsgefahr nicht allzu hoch ausfiel. Das "Gladius" z. B. wurde im späteren Verlauf abgestumpft von der Spitze her, damit ein Stich nicht sofort tödlich ausfiel und so war es dann mehr zum Schlagen gedacht als zum Zustechen.