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Genau vor 100 Jahren ...

  • Medienersteller far.a
  • Datum
Das "Kohl Hansl - Kreuz"

Es war der 3.Juni 1910. Maria Kohl, gerade 3 Jahre und 3 Monate alt, spielte am Sandhaufen vor dem Hause Nr. 14 in Speltenbach, Pfarre Altenmarkt bei Fürstenfeld. Ein 9-jähriger Bub (er wurde "der Tancses – Bua" genannt) lockte das Mädchen mit: "Mitzerl, geh mit, wir gehen Blumen brocken (pflücken)."
Nach einiger Zeit gingen die Eltern, die vorher Heu geführt hatten, mit Nachbarn das Kind suchen. Dabei trafen sie auch auf die Großmutter des "Tancses - Buam". Sie sagte, dass sie das Mitzerl bei der "Auniwand`n der Familie Salmhofer liegen gesehen habe, wo es schliefe.
Daraufhin gingen alle zur besagten Stelle und fanden (es war mittlerweile 9 Uhr abends) das Kind "schlafend". Erst daheim beim Waschen wurde das Ausmaß der Bluttat entdeckt. Der herbeigerufene Arzt Dr. Heinrich versuchte das Leben des Kindes noch zu retten, doch um 7 Uhr morgens des nächsten Tages verstarb Maria. Sie hatte 9 Schnitte (vom Hals abwärts).
Die erhebenden Gendarmen wurden immer wieder von Frau Anna Urschler (Oma des Karl Urschler sen.) angehalten, die den Buben verdächtigte. Ihr Mann war zu dieser Zeit Bürgermeister von Speltenbach.
Dieser Spur folgend gingen sie zu Tancses, die beim Haus Salmhofer, Speltenbach 20, im Zins waren (Mieter - sogenannte "Einwohner" ). In der Tischlade wurde ein "Zwei - Kreuzer - Feitl", noch mit Blut beschmiert, gefunden, worauf der Bub alles gestand. Nach Aussage von Frau Theresia Salmhofer - Besitzerin dieses Hauses Nr. 20 - soll der Bursche die Tat vorsätzlich begangen haben, weil er vorher das Messer geschliffen habe. Daraufhin sagte der Bub: "Ich habe Sauabstechen gespielt!"
Der Täter wurde deswegen nicht bestraft (wegen Unmündigkeit). Doch seine in Amerika lebende Mutter (d. h. weit entfernt) holte ihn zu sich. Nach einiger Zeit sei er dann "ins Wasser gegangen", weil er diese Tat nie überwunden hätte.
Jetzt steht das an diese Tat erinnernde Kreuz auf Gemeindegrund neben dem Katzelgraben Richtung Forsthaus und wird von den nachfolgenden Angehörigen (Familien Eberl, Prasch) betreut.
16.07107 O
47.07331 N
Altenmarkt bei Fürstenfeld, am 2 Juni 2010
far.a
Hallo far.a,

ein wirklich hochinteressanter Beleg!
Solche realen Ereignisse sind leider oft in der Sagenforschung bzw Erzählforschung belegt (Hinweis: Sage = Erzählung!)
Bedauerlicherweise treten die "Töten-Spiele" von Kindern bis in die Gegenwart auf, ein ähnlicher Fall war erst vor ein paar Tagen in den Medien.

Vielen Dank für diesen Beleg!

Wolfgang (SAGEN.at)
 

Medieninformationen

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Wegkreuze
Hinzugefügt von
far.a
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