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Zwei achteckige, aus Bruchsteinen und vereinzelt dünnen Ziegeln (Dachziegeln?) aufgerichtete Säulen erheben sich südwestlich der kleinen steirischen Ortschaft Unterzeiring auf einer kleinen Anhöhe, die Niedere Zeiring genannt wird. Beide Säulen weisen einen ebenfalls achteckigen, leicht vorspringenden Sockel auf. 1972 wurde das Denkmal restauriert. Eine Tafel vermeldet, daß dieser Galgen um 1410 unter Mautner und Landrichter Thomas Zeiler errichtet worden ist. Hermann Baltl datiert das Bauwerk ins 16. Jahrhundert (mit Fragezeichen) und weist auf einen daneben im Boden sichtbaren Weg hin, der seiner Meinung nach der Rest einer alten Römerstraße sein könnte. Das Bundesdenkmalamt stellte das Objekt per Bescheid unter Schutz.

Historischer Kontext
Im landesfürstlichen Urbar von 1265 wird ein großes Landgericht um Judenburg erwähnt, dessen Sitz sich auf der Offenburg im Pölstal befand und das später in zehn kleinere Landgerichte zerfiel. Eines war das Landgericht im Pölstale, das vor 1363 selbstständig wurde. Im 16. Jahrhundert aufgrund eines Herrschaftswechsels in Landgericht Offenburg umbenannt, wurde 1636 der Sitz nach Reifenstein verlegt und der Name nochmals entsprechend geändert.

Sagen und Erzählungen
In Zusammenhang mit dem Galgen existiert im Volk eine Erzählung, deren Handlung sich Mitte des 18. Jahrhunderts zugetragen haben soll und die vom Heimatschriftsteller Dechant Simbürger in einem Buch literarisch festgehalten wurde: Der Bruckenbauer lebt im Hinterwinkel des Tales und ist ein leichtsinniger, arbeitsscheuer Keuschler. Seine beiden Söhne werden von ihm, entgegen dem Willen der frommen Mutter, verzogen und zeigen bald ähnlich schlechte Eigenschaften wie ihr Vater. Nachdem sie auf einem Volksfest eine Prügelei angezettelt haben, wird einer der Brüder - Lex - als Strafe zum Militär eingezogen. Nach Jahren kommt Lex in die Nähe seines Heimatortes, desertiert und ermordet den Kasperbauern, den er für seine Festnahme und Auslieferung zum Militär verantwortlich macht. Danach lebt Lex als Wilddieb und Bettler auf der Flucht vor den Behörden, während seine Mutter und sein inzwischen bekehrter Vater inbrünstig für ihn beten. Die Gebete scheinen Wirkung zu zeigen, denn sein Gewissen treibt ihn zum Passionsspiel in Oberzeiring, wo er sich durch lautes Schluchzen am Höhepunkt des Spiels verrät und festgenommen wird. Er gesteht und bereut seine Taten. Bereits am Galgen angekommen, wird er durch eine Entschließung Kaiserin Maria-Theresias begnadigt. Das Gnadengesuch wurde just von der Tochter des ermordeten Kasperbauern eingereicht, die nach dem Mord an ihrem Vater in ein Kloster eingetreten war.

Standort und Lage
Zentral im südöstlichen Teil des großen Landgerichts Reifenstein gelegen, befanden sich die zum Galgen gehörigen Landgerichtssitze siebeneinhalb bzw. sechs Kilometer entfernt auf Burg Reifenstein bei Pöls und auf der Offenburg bei Oberkurzheim. Nur rund einen Kilometer entfernt, befand sich in Schloß Hanfelden in Unterzeiring ein Burgfriedssitz. Das Objekt befindet sich wenige Meter linkerhand der von St. Peter ob Judenburg nach Trieben führenden Bundesstraße rund 750 Meter vor Unterzeiring. Ende des 19. Jahrhunderts war der Talboden noch dicht mit Lärchen bewaldet, die kahle Umgebung des Galgens soll damals als Rastplatz für mobile Randschichten gedient haben. Der so beschriebene "düstere Birkachwald" wurde erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in wirtschaftlichen Krisenzeiten geschlägert. Ganz in der Nähe befindet sich eine Arme-Sünder-Kapelle sowie schräg gegenüber der Straße und gut sichtbar vom Galgen das Arme-Sünder-Kreuz.

http://www.lefnaer.com/recht/galgen_Galgen%20Unterzeiring.html

Auch sehr interessant:
https://www.ennstalwiki.at/wiki/images/9/92/Der_Tauern_Nr.74_-_Das_Hochgericht_im_Birkachwald.pdf
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Medieninformationen

Kategorie
Rechtsdenkmäler
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Barbara Albert
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Bild-Metadaten

Gerät
samsung SM-S908B
Blende
ƒ/1.8
Brennweite
6,4 mm
Belichtungszeit
1/400 Sekunde(n)
ISO
50
Dateiname
Galgen1.jpg
Dateigröße
1,3 MB
Aufnahmedatum
Di, 18 Juni 2024 7:25 PM
Abmessungen
2351px x 1593px
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