Der so genannte russische Ofen ist ein Ofen einer besonderen Konstruktion, der sehr häufig in russischen Dorfhäusern zu sehen ist. Ich möchte aber nicht in die Einzelheiten der Baumethode eingehen, denn hier bin ich kein großer Kenner. Der russische Ofen wird mit Holz angeheizt (meistens Birken, Tannen, Fichten, nur keine Espen). Er ist ziemlich groß und nimmt verhältnismäßig viel Platz im Wohnraum ein. Dank der Größe und der Bauweise, wo der Rauch ein kompliziertes Gängelabyrinth durchgeht und dadurch mehr Ziegelsteine wärmt, wird die Wärme vom Ofen länger behalten. Den russischen Ofen benutzt man zum Heizen und zum Kochen. Der Ofen wird zuerst durchgeheizt und erst dann werden die Kohlen im Ofen zu den Seiten geschoben und die Töpfe mit Essen oder Backformen mit Brot oder Kuchen kommen in den Ofen. Die Offentür wird geschlossen und das Essen wird bei leicht sinkenden Temperaturen (die Kohlen glühen) fast ohne Sieden gekocht, vielleicht besser zu sagen – gedünstet. Dadurch bekommen alle Speisen einen wunderbaren Geschmack, den man beim Kochen auf dem Gas- oder Elektroherd nicht erreichen kann. Die Hauptgerichte sind natürlich Suppen und Getreidebrei. Gekocht wird in speziellen Kochtöpfen, die sind oben und unten eng und haben dafür breite Seiten.
Auf dem Ofen kann man noch schlafen. Vor allem haben die Kinder auf dem warmen Ofen geschlafen.
In alten Zeiten hat man den Ofen noch zu anderen Zwecken benutzt, z.B. zum Baden. Die Öffnungen bei älteren Öfen waren so groß, dass auch Erwachsene dort hineinkriechen konnten. Kleinkinder hat man auch oft im Ofen gewaschen. Und manche Fälle sind noch bekannt, dass sich die Menschen während des Großen Vaterländischen Krieges (1941-1945) bei einem Angriff aufs Dorf retten konnten, indem sie sich im russischen Ofen versteckten.
Neben der so genannten „roten Ecke“ [
https://www.sagen.info/forum/media/rote-ecke.11907/] spielte der Ofen eine sehr wichtige Rolle im Leben der Menschen und in ihrem Haus. Die symbolische Bedeutung des Ofens wurde hauptsächlich dadurch bestimmt, dass die Zubereitung von Essen und die Unterhaltung des Feuers im Hause zu den spezifischen Frauenbeschäftigungen gehörten. Und der innere Teil des Ofens, das „Loch“, symbolisierte für die Menschen den Frauenschoß. Zum anderen, im Gegensatz zu der „roten Ecke“, die das Göttliche, Himmlische symbolisierte, war der Ofen im Volksglauben mit der unterirdischen Welt verbunden – durch das Ofenrohr konnte der Teufel oder eine Hexe ins Haus kommen (darum wurde die Offenklappe früher für die Nacht immer geschlossen), und umgekehrt, die Seele eines gestorbenen Menschen oder die Krankheit gingen durch das Ofenrohr heraus. Diese Ideen beeinflussten auch die Volksmedizin. Bei einer Erkältung musste man sich im Ofen waschen oder einfach aufwärmen, so wurde die Krankheit „vertrieben“.
Ein in Russland früher sehr verbreiteter Brauch hieß „Überbacken eines Kindes“. Die Kleinkinder (auch Säuglinge) wurden bei manchen Krankheiten (Rachitis/“Hundesalter“ im Volksmund, Bauchbruch) auf den Brotschieber gelegt und dreimal in den warmen Ofen eingesteckt. Das Hauptziel des Brauches war die „Verbrennung der Krankheit“. Wenn das Kind zu schwa