Die Schrägbahn von Laas im Vinschgau, Südtirol, kann zu Recht als technisches "Weltwunder" bezeichnet werden, da es sich um eine eben weltweit einzigartige Einzelanfertigung handelt.
Bei der Laaser Schrägbahn handelt es sich um eine Konstruktion, die dazu dient, den Marmor aus dem Göflaner Marmorbruch aus 2200 m Seehöhe zu Tal zu bringen. Es ist dazu ein Höhenunterschied von 1500 m zu bewältigen.
Früher wurden die Marmorblöcke auf Schleifbäume ( "Schloafbam" ) verladen und mit Seilen ins Tal gebremst. Auf flacheren Teilstrecken kamen Protzen oder Schlitten zum Einsatz. 1882 wurde am Göflaner Berg eine Art Rutschbahn (Steinsäulen) gebaut, mit der die Steine über quergelegte Rundhölzer ( "Schwartlinge" ) geschleift ( "g'schluzt" ) wurden, wobei sie mit um massive, seitwärts in den Boden gerammte Pfosten geschlungenen, dicken Hanfseilen talwärts gebremst wurden.
1928 wurde durch den Ingenieur Francini eine tief greifende Verbesserung der Transportanlagen konstruiert und durch die Firma Bleichert & Co., Leipzig, durchgeführt. Diese Anlage funktioniert fast automatisch.
Die Marmorblöcke werden aus dem Göflaner Bruch am Marmorweg der auch durch drei Tunnels führt zu einer Seilbahn-Station gebracht. Die Blöcke aus dem Weisswasserbruch auf einer kürzeren Stecke ebenfalls dorthin.
Dort werden die Marmorblöcke 170 m tief auf die Westseite des Laaser Tales abgeseilt und dort auf die Wägen der Adhäsions-Schmalspurbahn gelegt und mit einer Akkumulatorenlokomotive 1900 m weit durch den Wald bis zur Bremsberg-Bergstation gezogen. Hier ist kein Umladen mehr erforderlich, weil der Schmalspurwagen auf die Plattform des Bremsbergschrägwagens geschoben werden kann.
Auf dieser Standseilbahn ist es möglich, eine 40-Tonnen-Last mit einer Geschwindigkeit von 1m/sek in 16 Minuten zu Tal zu befördern (480 m Höhenunterschied). Auf der Flachstrecke im Tal wurde der Wagen von einer Elektrolokomotive zum Lagerplatz gezogen.
Der Laaser Marmor (CaCO3) ist sehr hart, druckfest und wasserundurchlässig und ist daher von Bildhauern, Steinmetzen, Künstlern und Industrie in der ganzen Welt begehrt. Die Marmortypen heißen: "reinweißer Statuario", "Bianco Lasa Classico", "Bianco Lasa Ortles", "Bianco Lasa Cevedale", "Bianco Lasa Cevedale Nuvolato", "Vena Oro", "Vena Verde", "Arabescato", "Fior di Melo" und "Lasa Fantastico".
Die "Laaser Marmorwerke" wurden 1865 von Johann Steinhäuser errichtet. Josef Lechner, genannt "Marmor-Lechner" erreichte um 1883 mit dem Marmor aus dem Weißwasserfall und der Jennwand internationale Bekanntheit des Laaser Marmors. Seit 1982 gibt es in Laas wieder eine Fachschule für Steinbearbeitung.
(nach Rudolf Gurschler, Streifzüge durch den Vinschgau, Schlanders 1994, S. 175 - 203).
Die Schrägbahn Laas, auch Laaser Marmorbahn genannt, ist seit 1928 ohne Unfall oder Reparatur in Betrieb, derzeit ist die Erhaltung dieses spektakulären Industriedenkmals in Gefahr.
Hier die Strecke der Schmalspurbahn, auf welcher die Marmorblöcke ohne umgeladen zu werden von der Schrägbahn in das Werksgelän