Das Märchenbuch
Großmutter liest: vom fernen Zuckerhüttchen,
Vom Prinzen, der den Tatzelwurm erschlug,
Vom allerschönsten Königskind Schneewittchen
Und von dem Kater, welcher Stiefel trug.
Die Enkelkinder horchen hin und schauen,
Was Mäuschen still, die ganze Zeit,
In bangem und doch wonnevollen Grauen,
Beim guten Schluss in reiner Seligkeit.
So wurde lang, Jahrhundert‘ lang, bis heute,
Vom Märchenbuch die Jugendzeit verschönt;
Nun aber kommen plötzlich superkluge Leute
Und unser liebstes Buch, das wird verpönt:
Im Kopf der Dirnlein richt‘ es und der Knaben
Verwirrung nur und großen Schaden an. –
Na ja! Den Superklugen mag’s geschadet haben,
Uns Ander’n aber hat es Nichts getan.
Theobald Groß.
aus: Fliegende Blätter, Nro. 2511, 1893, S. 98.
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