Detail einer Dampfdreschmaschine, Baujahr 1890, im Freilichtmuseum Stehrerhof, Neukirchen an der Vöckla, Oberösterreich.
"Marshall Sons & Co.
Limited
Engineers
Gainsborough
England.
6 Atm.
N. 18457
1890"
"In Europa setzte das Dreschen von Getreide mit Dreschstecken oder Dreschflegeln sehr früh ein. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auch in unserer Gegend das Handdreschen mit großem Aufwand, von der Erntezeit im Juli-August bis spät in den Herbst, zum Teil sogar bis in den Winter hinein durchgeführt.
In den Ortschaften und Weilern des Hausrucklandes hörte man wochenlang das Klopfen der Dreschstecken im genauen Zweiertakt. Die Verschiedenartigkeit der Dreschstecken und Dreschflegeln sorgte für Diskussionen, denn jeder Drescher glaubte, nur sein Gerät sei das Richtige. In manchen Gegenden wurde auch im Drei-und Viervierteltakt gedroschen, wobei die Drescher zur Einhaltung des Taktes lustige Sprüche erfanden.
Der darauf folgende Handdrusch mit Dreschstecken oder Flegeln wurde erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts vom Maschinendrusch abgelöst. Nach vielen Versuchen gelang es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wirklich brauchbare Dreschmaschine zu entwickeln.
So kam es 1865 zur Gründung der ersten Dampfdreschgenossenschaft in Oberösterreich. Die anfangs sehr einfachen Drescher wurden sehr rasch verbessert, so dass um 1880 auch in unserer Gegend leistungsfähigere Dampfdreschmaschinen benützt werden konnten. Die sehr teuren Dreschmaschinen mit Dampflokomobil konnten nur in Druschgemeinschaften oder Druschgenossenschaften angekauft und betrieben werden.
Im Hausruckland war das Klopfen der Dreschstecken immer weniger zu hören, dafür surrten die Dreschtrommeln mehr und mehr und der schrille Pfiff vom Dampfer rief um die Jahrhundert-wende fast in jeder Ortschaft die Leute zur Drescharbeit. Die kraftraubende, staubige Arbeit beim Maschindreschen erforderte eine kräftige Kost, um die sich besonders die Bäuerin bemühte. Diese Gemeinschaftsarbeit verrichteten 20-25 Personen, so dass das Maschinendreschen zum gesellschaftlichen Ereignis für jung und alt wurde.
Eine weitere neue Einführung war das “Maschinführen” von einem Hof zum nächsten. Des öfteren besungen und beschrieben, wurde es für Kinder und Erwachsene zum Erlebnis. Mit zwei Paar Pferden, in bergigem Gelände mit drei Paar Ochsen, wurden die schweren Maschinen von einer Ortschaft in die andere gezogen. Dieses gefürchtete Zusammenspannen von Pferden oder Ochsen erforderte viel Sachkenntnis und Geschick, um die Maschinen auch gut ans Ziel zu bringen.,
Bei dieser wichtigen Arbeit gaben die Maschinisten und besonders der Dampferheizer den Ton an, wobei die Einteilung der “Maschinleut” zur Arbeit je nach Eignung erfolgte. Das Dreschen fing um sechs Uhr früh an, um neun Uhr war es zur Jause, von zwölf bis ein Uhr war die Mittagsstunde, um drei Uhr wieder Jause und um sechs Uhr abends endete das Dreschen."
(Zitat aus: Führer durch das Freilichtmuseum Stehrerhof)
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https://www.stehrerhof.at/]
© Wolfgang Morscher, 31. Juli 2005