Detailaufnahme Moriskentänzer (auch Mauriskentänzer) am Goldenen Dachl in Innsbruck, Tirol. Es handelt sich um insgesamt acht Reliefplatten mit nahzu vollplastischen Tanzdarstellungen, damit um eine der umfangreichsten Folgen von Moriskentänzern in der spätmittelalterlichen Kunst überhaupt. Die Platten zeigen einen bunten Reigen an verschiedenen grotesken Körperstellungen, variieren aber auch Kleidung und Kopfbedeckungen. Im Unterschied zu den meisten anderen Mauriskentanz-Darstellungen gestaltete der Bildhauer seine Folge als Paartanz, wobei die Tänzer in ihren Verrenkungen aufeinander reagieren. Der befremdliche Effekt wird durch die Tiere gesteigert, die zwischen den Beinen der Tänzer umherspringen und ihre Bewegungen konterkarieren. Dass es sich beim Mauriskentanz um einen höfischen Modetanz handelt, wird auch durch die reiche Kleidung der Teilnehmer angezeigt.
Den orientalischen Ursprung des Maurisken-, also Mauren-Tanzes, unterstreicht das Spruchband, das sich um die gesamte Folge des Reliefs zieht. Es ist viel über die Bedeutung der goldenen Buchstaben spekuliert worden, die hebräischen Schriftzeichen ähneln, ohne jedoch einen Sinn zu ergeben. Die Lösung des Rätsels liegt in Burgund, wo der Hofmaler Hue de Boulogne diese Schriftzeichen als Schauzeichen entwickelte.
Quelle: L. Morscher, G. U. Grossmann, A. Grebe, Das Goldene Dachl in Innsbruck, 2004.
© Harald Hartmann, 6. Oktober 2007