in Drosendorf im Waldviertel war die erste romanische Kirche. Es überragt alle Gebäude der Stadt.
Später als Schüttkasten verwendet, diente es ab Anfang des 18. Jh. als Gefängnis. Im ersten Stock befinden sich noch die Zellen mit den kleinen Gitterfenstern und den eisenbeschlagenen Bohlentüren. Hier wurde die Braut des berüchtigten Räuberhauptmannes Johann Georg Grasl, die Abdeckerstochter Theresia Hamberger aus Autendorf, gefangen gehalten. Grasl wurde durch eine List des damaligen Drosendorfer Justiziars Franz Joseph Schopf in Mörtersdorf bei Horn gefangen genommen und 1818 mit 28 Jahren in Wien hingerichtet. Heute ist das Haus in Privatbesitz.
Die Legend der Drosendorfer Kaiserwurst
Einst, als noch die Poststraße von Wien nach Prag haarscharf an Drosendorf vorbeiführte – nämlich von Heinrichsreith nach Unter-Thürnau und weiter ins Mährische – kamen immer wieder gekrönte Häupter, Generäle, Eminenzen und Landesmütter vorbei. Unter anderem Maria Theresia. Sie war es auch, die später die Poststraße Wien – Prag weiter östlich verlegte, ab das spielt hier keineRolle.
Regentin Maria Theresia also kam samt Gefolge den steilen Weg von Heinrichsreith hinab zur Thaya. Um die Brücke toste das Wasser. Starker Regen hatte die Thaya gefährlich ansteigen lassen. Die Brücke schien dem kaiserlichen Tross nicht sicher genug. Nach einiger Beratung stand fest: Man würde in Drosendorf Quartier beziehen. Das Tor zur Stadt ward flugs geöffnet, alle Leute in heller Aufregung. Die Landesmutter bezog das beste Zimmer im Schloss, das heute Maria-Theresien-Zimmer heißt, und die große Gefolgschaft kam in Salons und Ställen unter. Für so viel Menschen gab es in der Schlossküche nicht genug zu essen. Schnell sammelten die Herrschaftsmägde in den Häusern der Drosendorfer Bürger. Auch beim Gefängniswärter.
Das Gefängnis steht dem Schloss vis-à-vis. Imposant und hoch aufragend steht es auf prominenter Stelle im Herzen der Stadt. Der Gefängniswärter Joseph Stock hatte ein paar Würste abzugeben. Ob sie für die Insassen der Zellen bestimmt gewesen wären, oder für die Mahlzeiten des Gefängniswärters haben die Chroniken nicht übermittelt. Letzteres ist anzunehmen. Genau diese Würste bekamen Maria Theresia und ihr Gemahl Franz Stefan von Lothringen kredenzt. Sie mundeten dem kaiserlichen Paar himmlisch. Dafür wurde der Gefängniswärter Joseph Stock geadelt. „Von Stock“ hieß er nunmehr und er wurde Wurstproduzent.
Das ärgerte die Wurster und Fleischer von Drosendorf. Ein Gefängniswärter der ein von und zu Wurstproduzent wird, wo hätt’s das schon gegeben? Der Neid wuchs. Die Fleischer schmiedeten dunkle Pläne. Die Bauern belieferten Joseph von Stock mit verdorbenem Fleisch und so kam es, dass der Wurstproduzent eingekastelt wurde. Genau dort, wo er früher Gefängniswärter war. Deswegen heißt das ehemalige Gefängnis im Herzen von Drosendorf auch „Stockkastl“.
Herr von Stock hat das Rezept nicht preisgegeben und ist im Stockkastl gestorben. Nahm er es mit in sein Armengrab?
Jahrhunderte später fanden sich in einem der mächtigen Rauchfänge des ehemaligen Gefängnisses geheimnisvolle Ritzungen. Eine Krone, eine Kuh und ein Kalb sind zu sehen, darüber ein Stück Schinken.