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Samsonumzug Krakaudorf

Der Riese Samson am Oswaldisonntag in Krakaudorf, Bezirk Murau, Steiermark.

Im oberen Murtal, im salzburgischen Lungau und in der Gegend von Murau in der Steiermark besitzen mehrere Orte, z. B. Mauterndorf, St. Michael, Muhr, Tamsweg, Krakaudorf, Murau, eine Riesenfigur, den Samson, der, teils auch von zwei großköpfigen Zwergenfiguren begleitet - wie etwa in Mauterndorf - an Festtagen durch den Ort zieht.

Früher - so erzählen die älteren Murtaler - sei der Samson bei kirchlichen Prozessionen, so auch zu Fronleichnam, mitgegangen, später aber, wann wisse man nicht, wäre dies allerdings verboten worden, weil die feierlichen Umgänge mehr und mehr zum Spektakel zu werden drohten und der Riesenfigur schließlich die größte Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Zum Ursprung dieses Brauches gibt es mehrere Versionen: Die Kapuziner hätten ihn von Bayern in den Lungau gebracht; es handelt sich also um einen Rest der alten prankvollen Prangaufzüge, wie man sie in der Barockzeit liebte, heißt es einerseits. Damals - bis zur Aufklärung - seien auch andere Figuren aus der Bibel wie Abraham und Isaak, Moses und auch der Riese Goliath mitsamt dem kleinen David figürlich dargestellt worden und bei Prozessionen mitgezogen. Andererseits wird der Ursprung des Giganten in die Zeit der Kelten verlegt, bei denen derartige Riesenfiguren eine Rolle gespielt haben sollen. Doch die Lungauer Bevölkerung hat ihre eigene, dritte Version: Diese gigantische Figur sei erstmals zur Zeit der Türkeneinfälle erfunden und gefertigt worden, um sie den Feinden als Abschreckung entgegenzuschicken. Und tatsächlich sollen die Türken von diesem Riesenmenschen derart beeindruckt gewesen sein, daß sie das Weite suchten. Und um diese Sage ranken sich verschiedene Legenden mit detaillierten, dramatischen Schilderungen.

Heute ist der Samson jedenfalls ein recht friedlicher Geselle. Auf dem Kopf trägt er einen Kürassierhelm, in der Hand eine Hellebarde und über einem oft gestreiften Kittelrock ein Schulterkleid. Getragen wird die etwa 6 Meter hohe Figur vom Samsonträger, also nur von einem Mann, an dessen Seite aber vier Helfer gehen, die einschreiten, wenn er ins Schwanken gerät.

Und so zieht er also meist am Nachmittag eines Festtages, begleitet von der Musikkapelle des Ortes und -soweit vorhanden - auch von der Schützengarde, wie in Krakaudorf, von Haus zu Haus. Zu Ehren von Honoratioren tanzt er dann auch, was die derart Geehrten stets zu einer Spende verpflichtet.
(Text: Schneider, Pflanzer, Brauchtum in Österreich, Innsbruck 1985)

© Barbara Albert, 1. August 2010

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Barbara Albert
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