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Wegkreuz und Totenbrett

  • Medienersteller SAGEN.at
  • Datum
Wegkreuz und Totenbrett.
Aufgenommen in Geigant, Waldmünchen, Landkreis Cham, Bayern.

© Bildarchiv SAGEN.at, Adele Yberle, 29. Juni 1936
Hallo Far.a,

ich kenne den Begriff "Totenbrett" auch nur im Raum Salzburg.

Richard Beitl definiert das "Totenbrett" im Wörterbuch der Deutschen Volkskunde:

Totenbrett. "Aufs Brett kommen" bedeutet in der bayerischen Ostmark noch heute soviel wie "sterben". Der Brauch der Aufbahrung ursprünglich wohl auch des Begräbnisses des Toten auf einem "Laden" (vgl. "Totenlade") oder Brett liegt der noch heute im bayerischen Wald bekannten Aufstellung von Totenbrettern an Wegkreuzen, Brücken, Kapellen usw. zugrunde. Heute allerdings geschieht die Aufbahrung und das Begräbnis auf die übliche Weise, und die Bretter sind zu einem nachträglich gefertigten, mit Malerei und Inschrift versehenen Denkzeichen geworden, das den Grabdenkmälern auf dem Friedhof entspricht. Auf das ahd. rêo "Leichnam" geht die heute kaum noch gehörte Bez. Rebrett (-> Tod) zurück. Im 1. Teil des Nibelungenliedes heißt es bei Siegfrieds Tod:
man wusch im sine wunden
und leit ihn uf den re...
Die früher weitere Verbreitung des Totenbrettes (Salzburg, Schwarzwald, Schweiz) geht aus sachl. und sprachl. Zeugnissen hervor und wurde von F. Lüers und J. Huber auch kartogr. erläutert.

und Geiger im HDA:

Totenbrett. Als Totenbrett, Re(ch)brett, Leichenbrett wird das Brett bezeichnet, worauf der Tote aufgebahrt wird. Dieser Brauch war früher weit verbreitet. Es kam auch vor, daß die Leiche auf dem Brett zu Grabe getragen und mit oder ohne Brett begraben wurde. Diese Bretter, die zur Aufbahrung dienten, werden nachher weggelegt oder wieder für andere Zwecke benutzt; im bayrischen, österreichischen und alemannischen Gebiet dagegen war früher weit herum Brauch, das Brett nachher zu schmücken, zu bemalen mit Namen, Zeichen und Inschriften zu versehen und zum Andenken an den Toten aufzustellen, und zwar an verschiedenen Stellen: das Brett wurde am Haus befestigt oder in der Nähe des Hauses aufgestellt, es wurde am Weg, bei Kreuzen oder Kapellen niedergelegt oder aufgestellt, es wurde an Bäume gelehnt, oder es wurde als Steg über Bäche und sumpfige Stellen gelegt, auch auf den Kirchhof gebracht oder auch verbrannt. Das Brett hatte in einzelnen Fällen die rohen Umrisse eines menschlichen Körpers. Diese Bretter sind manchmal nicht zur Aufbahrung benutzt worden und es werden auch für auswärts Begrabene Bretter aufgestellt. Die Sitte des Bretteraufstellens scheint früher weiter verbreitet gewesen zu sein. Meyer vermutet, daß ursprünglich das Brett auf den Toten ins Grab gelegt, später auf dem Grab aufgestellt worden und zuletzt nur noch als Erinnerungszeichen gebraucht worden sei. Verwandte Bräuche finden sich auch anderswo: in Schweden wird die Stange, an der der Sarg getragen wird, mit Namen, Geburts- und Todesdatum versehen, am Kirchweg aufgestellt, und bei den Weißrussen erhalten die Frauen kein Kreuz aufs Grab, sondern man macht aus einem Brett oder Balken leichte Brücken über Bäche und sumpfige Stellen; in das Holz werden ein Kreuz, Schuhe, eine Sichel und zuweilen das Todesjahr eingekerbt.


In den nächsten Wochen dürfen wir eine profunde Dokumentation zu Totenbrettern auf SAGEN.at erwarten, die Kollegin schreibt bzw arbeitet noch daran.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Herzlichen Dank für diese sehr aufschlussreiche Erläuterung dieses bisher mir unbekannten Brauches - und das noch so schnell!
Bewußt ist mir das tatsächlich noch nicht vorgekommen - deswegen harre ich der Dokumentation, die dieses Thema betreffen soll.
far.a
 
Sehr interessant, jetzt ist mir auch ein Begriff aus meiner Kindheit klar, wenn man sagte "der liegt schon am Lodn",
Laden hießen bei uns die langen Bretter, oder eher was bearbeitetes, gehobelt z. B., während ein Brett grobes Bauholz war. Das hieß damals, dass derjenige gestorben und aufgebahrt war, was zu dieser Zeit ja noch in der Häusern der Fall war.
 

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Wegkreuze
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