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claru

arsenik-röstofen in der zirknitzgrotte im mölltal

  • Medienersteller claru
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arsenik-röstofen (nachbau) in der zirknitzschlucht in döllach im mölltal (kärnten).

das geruchslose, pulverförmige und hochgiftige arsenik (auch: hüttrich, hüttenrauch, rattenpulver) entsteht, wenn arsenhaltige erze bei hoher temperatur in sogenannten gifthütten (anlagen zur gewinnung von arsen und seinen verbindungen) geröstet werden. in einer alten beschreibung eines arsenik-röstofens heißt es:

"Der Röstofen, so das Erz innen liegt, hat 5 Gewölb, obwohl 4 genug wären. Das erste und das zweite Gewölb hat einen Boden aus Estrich. Die anderen 3 Gewölb sind kleiner und haben einen Boden aus Lärchenholz, ungefähr eine Handhoch über der Erde. Dieser ist besser als der Estrich, denn er hat nimmer die Hitze wie bei den ersten beiden Gewölb. Der Röstofen hat dort, wo das Erz aufliegt, von Eisenstangen ein Gitter, darauf werden 60 oder 70 Kübel Erz zu einem mal aufgesetzt und in einem Tag und Nacht ausgröst. Von einem Rost wurden gmacht aufs wenigst bei 15 Zentner Hüttrich (840 kg)."

arsenik erlangte als mordgift berühmtheit und hatte wie arsen selbst eine bedeutung in der volksmedizin:

"In der Pfalz sollen Kurpfuscher durch Anwendung des giftigen Arsens viel Unheil angestiftet haben. Wahrscheinlich beraten von solchen gefährlichen Pfuschern, gaben im Ennstal Dorfmädchen den Burschen Hüttenrauch, gewöhnlich in Branntwein gemischt, zu trinken, um geliebt zu werden und den Liebhaber feurig zu machen. Von Zigeunern und Roßtäuschern wird weißes Arsen noch heute viel verwendet, um die zum Verkauf angebotenen Pferde feuriger und glatthaariger zu machen.

Die berühmte Arseneisenquelle Mitterbad im Ultental bei Meran wird auch von zahlreichen Bauern benutzt, um eine Blutreinigungskur vorzunehmen. Der übertriebene Gebrauch des Arseneisenwassers und die Dauerbäder erschöpfen sie im hohen Grade, doch fassen sie gerade dies als günstiges und einen guten Erfolg versprechendes Zeichen auf. Überhaupt wird in der Volksmedizin von dem gefährlichen Arsen viel Gebrauch gemacht, vor allem gegen Fieber.

Von der vielfachen Verwendung des Arseniks als eines gewaltigen Heilmittels, besonders als schweißtreibende und ätzende Medizin, vor allem des arsenikum fixum Agricolae, das alle unheilbaren Schäden heilen sollte, berichtet eingehend Zedler. Arseniksäure gilt heute noch in manchen Gegenden als sicheres Abtreibungsmittel. Im Mittelalter machte man in Pestzeiten aus Arsenik vor der Erkrankung schützende Amulette. Die Gemsjäger in der Steiermark und in Tirol glauben ohne Beschwerden tagelang das Wild verfolgen zu können, wenn sie ein erbsengroßes Stück Arsenik im Munde behielten." (Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens Bd. 1, S. 601)

© claudia ruppitsch, 26.07.2008
Wunderbarer Bericht!
Ich kenne auch noch den volkstümlichen Ausdruck "Hittrach" für Arsenik.
lg far.a
 
Arsen wurde - wie hier auch ganz richtig erwähnt wird - auch zur Abtreibung (die in Österreich bis 1975 verboten war) verwendet. Viele Frauen griffen in ihrer Not und Verzweiflung dabei zu Arsen und anderen furchtbaren Mitteln (z.b. dem Verschlucken von Streichholzköpfchen) und krepierten daran elendiglichst.
 

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Bergbau
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claru
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