Ein Bauer erzählt vom „Kohlenführen“
(aus dem Heftchen: Kleine Heimatkunde für die Schüler der Volksschule Altenmarkt bei Fürstenfeld, VS Altenmarkt, o.J.)
In der Zeit vor, während und nach dem 1. Weltkrieg beherrschte in unserer Gegend der Kohlenfuhrmann die Straße. Die Tabakfabrik Fürstenfeld, die Wattefabrik Weber, die Schulen, Geschäftsleute und nicht zuletzt Privathaushalte benötigten große Mengen Kohle. Auch zu den Fabriken von Burgau und Neudau wurde von Fuhrleuten von Fürstenfeld und der Umgebung die Kohle geführt. Auch die Bauern von Altenmarkt haben in jener Zeit das einträgliche Geschäft des Kohlenführens ausgeübt.
Im Sommer, oft schon um 3 Uhr früh, fuhren die Pferdegespanne mit den schweren, eisenbereiften Wagen, „den Dreizöllern“ (der Wagenreifen hatte 3 Zoll Breite) aus dem Dorf. Mit Peitschenknall und einem Lied‘l verkürzte sich der Kohlenfuhrmann die Zeit. In ungefähr 2 ½ Stunden war man dann bei der Kohlengrube (Braunkohle) in Kleegraben bei Ilz. Es gab auch andere Kohlengruben in dieser Gegend: bei Neudorf, Schweinz und Mutzenfeld. – War man angekommen, hieß es meistens warten, bis man seine Fuhre laden konnte. Die Frühaufsteher waren die ersten. Oft standen 15 – 20 Fuhrwerke vor einem und es brauchte doch eine geraume Zeit, bis jeder etwa 1000 kg Kohle auflud. Aus allen Gegenden kamen die Kohlenfuhrleute da zusammen: aus dem Raum Söchau, der Gleisdorfer Gegend und dem oberen Feistritztal, aus Burgau und Neudau, denn dort waren ja die Spinnstofffabriken, die Kohle brauchten. Hatten die Altenmarkter ihre Kohlenfuhre geladen, fuhren sie meistens gemeinsam wieder fort.
Über die steil abfallende Straße, die Leiten, ging es über Ilz nach Neudorf, wo im Gasthaus Spanner Rast gemacht wurde. Die Pferde kamen in den großen „Mattstall“ und wurden dort gefüttert. Der Fuhrmann aß in der Gaststube oder im Schatten der Kastanienbäume sein mitgenommenes Essen – Fleisch, Speck und gutes Bauernbrot – und trank ein paar Gläschen guten Wein dazu. „Ja, die Ross“ bringen an „Wein“, das heißt, dass man mit den Pferden so viel Geld verdiente, dass man sich Wein zum Trinken leisten konnte.
War Mann und Ross gestärkt, ging’s weiter. Peitschenknallend, pfeifend und singend fuhr die lange Kolonne (15 – 20 Gespanne und auch mehr) der Kohlenfuhrleute durch unsere Gegend nach Fürstenfeld. Die Leute in den Dörfern und die Leute auf den Feldern wussten schon, wenn die Kohlenfuhrleut‘ fahr’n, dann ist’s diese Uhrzeit. So manches junge Mädchen sah oft länger von der Arbeit auf, wenn ein junger Kohlenfuhrmann, das Hüt‘l keck auf die Seite gesetzt, sein Lied‘l pfiff. – Auch im Winter, bei jeder Kälte, wurde die Kohle geführt. Da war es freilich nicht sehr gemütlich auf der Straße. Doch das Kohlenfuhrwerk war für unsere Bauern ein einträgliches Geschäft. Für eine Fuhre, 20 Meterzentner (20 x 50 kg = 1000 kg), verdiente man 4 Gulden, nach unseren Begriffen, ein Paar Stiefel, und in der Woche 10 – 14 Gulden, das ist ein Verkaufserlös eines 80 – 100 kg schweren Schlachtkalbes.
Bei den Bauern in Altenmarkt war somit immer Geld im Haus und es ging ihnen wirtschaftlich gut. Aber so wie alles in der Welt änderte sich auch dieses. Ende der zwanziger Jahre wurde der