Friedhof Seegasse im 9. Bezirk in Wien
Der Friedhof in der Seegasse ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof Wiens.
Nach der gewaltsamen Auflösung der Wiener Judengemeinde im Jahr 1421 existierte über 150 Jahre nur eine kleine, wahrscheinlich ziemlich instabile und kaum organisierte Gruppe von Juden in der Stadt. Erst unter Kaiser Rudolf II. (1576-1612) entstand wiederum eine größere Judengemeinde und schon bald darauf regte sich von neuem der von kirchlicher Seite geschürte Widerstand gegen ihre Präsenz in der Stadt. 1624 mussten die Juden ihre Häuser verlassen und wurden in den „Unteren Werd", die heutige Leopoldstadt, verwiesen.
Das Getto, eine kleine Stadt mit einigen Häuserzeilen und mehreren Synagogen und Bethäusern, befand sich im Bereich des heutigen Karmelitermarktes. Auffällig ist das Fehlen eines eigenen Friedhofes in der „Judenstadt", obwohl auch hier verschiedentlich Gräber entdeckt wurden.
Der Friedhof der neuen Wiener Judengemeinde befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des damaligen Donauarmes, in der Rossau. Er wurde hier, nach der Trockenlegung des Gebietes, im Laufe des 16. Jahrhunderts - das genaue Datum ist nicht bekannt -, spätestens jedoch um 1582 angelegt. Die älteste erhaltene und noch lesbare Inschrift datiert jedenfalls aus diesem Jahr. Der Friedhof in der Seegasse ist damit um etwa 150 Jahre jünger als der berühmte jüdische Friedhof von Prag. Urkundlich wird er ab 1629 als Juden-Freithoff am oberen Werd erwähnt, die Seegasse, welche lange Zeit Judengasse hieß, wird in einem Plan von 1650 mit Gassei, allwo der Juden Grabstätte, umschrieben.
Quelle: Friedhofsführer