Skulptur der Hl. Kümmernis am Kreuz, in Axams, Tirol.
Im Untergeschoss der Friedhofskapelle in Axams findet sich eine 1666 als Wilgefortiskappelle ( "in honorem sanctae Liberatae, alias nominata Wilgefortis, germanice 'ohn Kumbernuss'" ) geweihte Skulptur der Hl. Kümmernis. (Gugitz)
St. Michaels-Kapelle romanischen Ursprungs, die Fresken wurden 1633 mit neuen übermalt. In früheren Zeiten kamen viele Wallfahrer zu dieser auch St. Kümmernus oder St. Liberata genannten Heiligen. Der Legende nach hat sie, um nicht einen Heiden heiraten zu müssen, von Gott einen Bart erfleht und wurde dann ans Kreuz geschlagen. Noch vor 100 Jahren hing die Kümmernuskapelle voll mit zum Teil sehr alten Votivtafeln. (Pfaundler-Spat 2005, 38)
Andere Namen: Kummernus, Ontcommer, Wilgefortis, Hülpe, Liberata, Eutropia, Caritas.
Die in die Frühzeit deutscher Christianisierung zurückreichende Legende festigte sich im Hoch-Mittelalter, wobei Kümmernis als brutales Seitenstück des König Oswald von Northumbrien der zeitgenössischen Spielmannsepen erscheint. Die Verbreitung der Legende und des sich bald entwickelnden Kultes ist durch rund 1000 schriftliche und ikonographische Zeugnisse zwischen 1350 und 1848, unter anderem für die Niederlande, Nord- und Ostseegebiet, Rheinland, Franken, Böhmen, Bayern, Tirol, Schweiz und Südosten gesichert.
Diese Legende machte Kümmernis zur Tochter eines heidnischen portugiesischen Königs, die sich, von einem heidnischen Prinzen begehrt, Christus verlobt und nach Erfüllung ihrer Bitte um Entstellung durch einen Bart vom Vater in die Wildnis verstossen oder gekreuzigt wird. Daran knüpft sich die Novelle vom armen Spielmann, dem Kümmernis vom Kreuz aus ihren goldenen Schuh zuwirft. Der Kult der auch in die Martyrologien als Wilgefortis mit Fest am 20. Juli aufgenommenen, im Barock hoch verehrten Heiligen wurde im 18. Jahrhundert eingeschränkt und ist im 20. Jahrhundert erloschen (Quelle: Texttafel in Kapelle).
© Wolfgang Morscher, 8. Juli 2007