St. Ulrich zu Ulrichsbrunn ist eine dem heiligen Ulrich geweihte Kirche im zwölften Grazer Stadtbezirk Andritz.
Die Gründungslegende berichtet, daß der aus osmanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Graf Ulrich von Gösting, der an einem "türkischen Leiden" litt, auf der Jagd im Weinitzwald bei einem seiner bösen Anfälle Quellwasser getrunken habe, das ihn wundersame Heilung brachte. Als Dank soll er nun seinem Namenspatron ein "gemauertes Kreuz", ein Marterl mit einem Ulrichsbild errichtet haben. Laut einer ehemaligen Inschrift an der Außenseite habe im Jahr 1689 einer der späteren Eigentümer der Burg Gösting, Johann Seyfried Fürst von Eggenberg eine Kapelle erbauen lassen, die 1735 auf Anraten des Pfarrers von St.Veit Jakob Payr mit einem kleinen Langhaus an den quadratischen Grundriß erweitert worden ist. Eine Kapelle an dieser Stelle ist seit 1572 nachweisbar. Heilung suchende Pilger strömten zu dem Ort; deshalb wurde der Bau einer Kirche beschlossen, die 1688 errichtet wurde. Ein Bild des heiligen Ulrich und ein Bassin mit Quellwasser befinden sich am Hochaltar. Durch den Besucheranstieg wurde das Kirchengebäude im Jahr 1736 abermals vergrößert. 1786 beendeten die josephinischen Reformen den Pilgerzustrom und die Ulrichswallfahrt. Die Bevölkerung verhinderte jedoch einen Abbruch des Gebäudes und eine Weiterverwendung als Munitionslager. In weiterer Folge begann eine Parzellierung des Reinerkogels. Ein Bewohner der Grazer Murvorstadt erwarb das Kirchengebäude. Der Wald wurde schließlich abgeholzt und St. Ulrich dem Verfall preisgegeben.
Erst im Jahr 1917 kaufte der Priester Josef Berghold die Kirche einem Weinhändler ab. Nach der Restaurierung wurde eine Marienandachtsstätte nach dem Vorbild von Lourdes errichtet. Die Christkönigsgesellschaft übernahm in weiterer Folge St. Ulrich und erbaute ein Schwestern-Novizitatshaus sowie eine Wärmestube. Seit 1974 gehört Ulrichsbrunn zur Kongregation der Dienerinnen Christi.
Der Kircheninnenraum ist schlicht gehalten. Neben einer Plastik des heiligen Ulrich am Hochaltar aus dem frühen 20. Jahrhundert, befindet sich ein plastisches Vesperbild aus dem Jahr 1515 in den Räumlichkeiten. Das wertvollste Stück der Kirche stellt eine Maria dar, die still um ihren toten Sohn trauert. Der barocke Kirchenbau wird von einem Dachreiter abgeschlossen. Seit 1925 haben Schwestern der Christkönigsgesellschaft vom Weißen Kreuz und ab 1974 bosnische Ordensschwestern, die "Dienerinnen Christi", die Betreuung des Kirchleins übernommen. Von 1940 bis 1948 war hier der Sitz einer Stationskaplanei.
Quelle:Anton Gran, Ulrichsbrunn um 1850,in:Echo Graz-Nord 3/2000.
Gerhard M.Dienes,Andritz und seine Geschichte,Graz 1984.
Alois Kölbl, Wiltraud Resch: Wege zu Gott. Die Kirchen und die Synagoge von Graz. 2., erweiterte und ergänzte Auflage. Styria, Graz 2004,S. 200–202.