in Traunstein, Bezirk Zwettl, Niederösterreich
... es war einmal am Karfreitag, als eine Frau in den Kirchenwald ging, um Hob zu sammeln. Um das Zwölfuhrläuten ging sie wieder heim. Auf dem Arm trug sie ihr kleines Kind und auf dem Rücken ein Bündel Brennholz.
Ab sie beim Wachtstein vorbeikam, wurde sie von etwas geblendet, und beim genaueren Hinsehen stand am Ende eines schmalen Ganges eine Tür offen und aus der Höhle dahinter kam ein Leuchten und Glitzern. Die Frau tastete sich vorsichtig durch den Gang hinein. In der Höhle war sie zuerst geblendet von einem großen Haufen Gold und Silber. Als sich aber nichts rührte, setzte sie das Kind auf den Boden und füllte hastig von dem goldenen Schatz in ihre Schürze, so viel sie nur fassen konnte. Dann lief sie hinaus, warf das Gold auf den Boden und wollte noch mehr holen.
In diesem Augenblick gab es einen Donnerschlag und die eiserne Tür fiel zu. Die Frau hämmerte schreiend mit den Fäusten daran, aber es rührte sich nichts. Weinend und jammernd rannte sie von Haus zu Haus und bat um Hilfe. Eine ganze Reihe von starken Männern und Burschen versuchte mit Eisenhämmern und Brechstangen, die Tür aufzubringen, es war aber alles umsonst.
Die arme Mutter ging jeden Tag zu der eisernen Tür. Genau ein Jahr später am Karfreitag, beim Gebetläuten, ging sie abermals zum Wachtstein und dieses Mal stand die Tür offen und neben dem Goldberg saß, unversehrt, ihr Kind. Ohne sich um die Schätze zu kümmern, riss sie das Kind in die Arme und lief zum Ausgang. Die Tür krachte zu und seitdem hat sie niemand mehr offen gesehn...
In Anlehnung an das Buch „Seltsame Geschichten aus dem Waldviertel" von Dir. A. Enigl
(Quelle: Infotafel)