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Tag und Stunde... der Bürgermeisterin

  • Medienersteller D.F.
  • Datum
Grabstein der Maria Margarita Länserin, "in Leben geweste Bürgermeisterin", gestorben am 29. Oktober 1790 zwischen 11 und 12 Uhr nachts.

Es scheint eine ordnungsliebende Familie gewesen zu sein, vgl. [https://www.sagen.info/forum/media/tag-und-stunde-des-b%C3%BCrgermeisters.5361/]

Inschrift:

Allda ruhet die wohl Edle
Frau Maria Margarita
Länserin gebohrne Jaisin
In leben
geweste Bürgermeisterin
so den 29. october 1790 zwischen
eilf und zwölf uhr Nachts
nach empfangenen H.H.
Sacramenten in 77. Jahr
Ihres Alters selig in Gott
verschied.

Hall in Tirol, Pfarrkirche St. Nikolaus, Südmauer des alten Friedhofes
äußerst interessanter grabstein!!! damals als frau eine "in Leben geweste Bürgermeisterin" gewesen zu sein, war vermutlich ein seltenes "privileg". schöner beweis, dass das unmögliche manchmal doch möglich war und ist! :)
 
So selten dürfte es wohl doch nicht gewesen sein, denn es war sicher der überwiegende Teil der Bürgermeister verheiratet.
 
gemahlinnen haben aber häufig einen zusatz bekommen, in dem fall zb "bürgermeister-gattin" bzw. "bürgermeister-witwe"? die formulierung "in Leben geweste Bürgermeisterin" klingt für mich nach aktiver amtsführung.
 
Da wäre ich aber doch vorsichtig...

Aus meinem Vorrat an Grabsteinen für alle Lebens- und Sterbenslagen setze ich noch Richter und Richterin in Axams da her:


wo vielleicht klarer wird, wer Richter war und wer das Amt geheiratet hat.

Auch bei Fr. Länser sollte man in puncto "aktive Amtsführung" wenn schon eher auf die Vorstellung zurückgreifen, dass hinter jedem wichtigen Mann eine starke Frau stehe.
Gegen Amtsinhabe im Rechtssinne bin ich allerdings bereit, beträchtliche Summen zu verwetten!

Schönen Abend
D.F.
 
Das zitierte Foto ist ein guter Beleg, zumal die Schmidin noch als "gestrenge Frau" tituliert wird. Und das wird man doch kaum auf ihr Verhältnis gegenüber dem Ehemann bezogen haben. ;)
 
Die Sprachwissenschaft kennt ja den Begriff der „falschen Freunde“: Wörter, die in zwei Sprachen gleich oder ähnlich lauten, aber ganz Verschiedenes meinen (z.B. „Gift/gift“ in dt./engl.!) oder zumindest verschiedene Aspekte desselben Wortfeldes (z.B. meaning – Meinung/Bedeutung – opinion) ausdrücken.

Mit altem Wortgebrauch ist es oft ähnlich: „gestreng“ deutet hier nicht auf Strenge der Frau Schmidin gegen irgendjemanden, sondern ist in Hinblick auf ihre adelige Herkunft zu deuten, vgl. das Grimmsche Wörterbuch „gestreng“„als titel und ehrenprädicat des ritterstandes, in lateinischen urkunden strenuus“.
Deswegen hat auch nur die „gebohrne von Boussier“ dieses Prädikat, nicht aber der bürgerliche Hr. Schmid, auch wenn er Doktor beider Rechte und Richter war.
 

Medieninformationen

Kategorie
Friedhofskultur
Hinzugefügt von
D.F.
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