Rund 95 Kilometernordwestlich von HoChiMinh-City (Saigon), unweit der kambodschanischen Grenze, liegt das Zentrum der Cao Dai. Ob man sie als Religion oder Sekte bezeichnet, mag jeder für sich selbst beurteilen. In jedem Fall sollte man sich einen Abstecher in die Provinz Tay Ninh nicht entgehen lassen. Touristen ist der Besuch der farbenfrohen Gottesdienste in einem der schrillsten Kirchenbauwerke der Welt erlaubt.
Beim Caodaismus handelt es sich um eine »Universalreligion«, die Elemente aus Buddhismus, Konfuzianismus, Katholizismus und Taoismus sowie Spirituismus vereint. Die Cao Dai-Anhänger glauben an eine Seele sowie an eine höchste Gottheit. Ähnlich der Katholischen Kirche gibt es bei ihnen eine Hierarchie, an deren Spitze ihr »Pabst« steht. Dieser »Heilige Stuhl« ist allerdings seit 1933 unbesetzt. In der Hierarchie folgen Zensor-Kardinal, Kardinal, Erzbisch, Priester, Laienpriester, so genannte »Subdignitaries« und die »Followers«. Verehrt werden neben dem einen Gott, der durch das »göttliche Auge« symbolisiert wird, außerdem Sakyamuni, der Buddha repräsentiert, Lao Tse (Taoismus), Jesus Christus (Christentum), Konfuzius (Konfuzianismus) und Khuong Thai Cong (Geniismus).
Gegründet wurde der Caodaismus 1919 von dem vietnamesischen Mystiker Ngo Minh Cieu. Der lebte seinerzeit auf der Insel Phu Quoc im Golf von Thailand und soll eine Reihe von Erscheinungen gehabt haben. Die Cao Dai-Anhänger wurden während der kommunistischen Ära verfolgt und waren Repressalien ausgesetzt. Und obwohl sich in jener Zeit ihre Zahl stark dezimierte, überstand ihre Religion. Heute gehen die Angaben über die Zahl ihrer Anhängerschaft weit auseinander. Von rund zwei Millionen bis sieben Millionen Menschen reicht dabei die Spanne. Eine größere Gruppe Anhänger hat sich in Californien (USA) gebildet.
Täglich um 6, 12, 18 und 24 Uhr findet in dem Tempel eine etwa einstündige Gebetszeremonie statt. Auf der Mittelempore spielen Musiker auf vietnamesischen Instrumenten. Die »Dienerinnen« und »Diener« – zu erkennen an ihren weißen Gewändern – nehmen links und rechts des Tempelmittelschiffs Platz. Die höheren Ränge gruppieren sich auf den verschiedenen Ebenen in der Mitte. Die Gruppen sind durch ihre farbigen Gewänder klar abgegrenzt. Jede Farbe steht dabei für einen bestimmten Zugehörigkeitsbereich: rot tragen die Angehörigen des Konfuzianismus, gelb die Buddhisten und blau die Taoisten.
Informationen:
Weitergehende Informationen über Cao Dai gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:
Homepage der Cao Dai-Organisation
Organisation für religiöse Toleranz