Burg Reinegg, Sarntal, Südtirol.
Reinegg, auf einem grün bewachsenen Hügel über Sarnthein gelegen, bietet burgenkundlich ein besonderes Interesse und hat die ursprüngliche Anlage mit seltener Treue bewahrt. Den Mangel an natürlichem Schutz suchen drei Zwinger und ein eigener Torturm mit Grabenbrücke wettzumachen.
Der hohe schlanke Bergfried enthält zwei Wohngeschosse, in deren niedrige, quadergefaßte Rundbogenfenster vier Stufen zu den kleinen Seitensitzen emporführen. Auch ein runder Kaminmantel ist noch vorhanden. Den großen Palas füllte außer der Küche und einer kleinen Stube ein einziger mächtiger Saal aus, dessen selten große dreiteilige Rundbogenfenster schlanke Säulchen, Knospenkapitelle und Spitzbogenblenden als bereits gotische Formen aufweisen. Auch die Nebentrakte an der Nord- und Ostseite des Burghofes zeigen teilweise noch die ursprünglichen Fenster, einen runden, zugespitzten Kaminmantel, an der östlichen Außenmauer Spuren eines Wehrganges sowie Reste von Viereckzinnen mit Schlitzscharten. Die romanische Burgkapelle besitzt einen unregelmäßigen, fünfeckigen Grundriß und wurde durch eine von einem Holzpfeiler gestützte Empore und durch die Unterteilung der Rundapsis zweigeschossig gemacht und hat entsprechend zwei Eingänge in Form steingerahmter Vierecktüren (im 1. Stock mit kämpferartig behandelten Eckstücken).
Das "Castrum Sarentine" wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut, gehörte zum Hausgut der Eppaner Grafen und kam durch die Ehe der Gräfin Elisabeth mit Hugo von Velthurns in Abhängigkeit des Brixner Hochstiftes. 1263 hielt die Tochter Hugos Sophia auf Schloß Reinegg Hochzeit mit Vogt Albert von Matsch; 1273 wurde Reinegg von Bischof Bruno an Meinhard II. verliehen und seitdem als Pfandschaft, Lehen oder Pflege in häufigem Wechsel an verschiedene Adelsfamilien vergeben. Von den Letztinhabern Thun 1635 an David Wagner verkauft und bis 1937 im Besitz seiner Familie, der 1681 zu Grafen erhobenen Sarnthein. Seither Conte Vergorio. Den Namen Reinegg trägt die Burg seit 1320. (Text: Weingartner-Hörmann, Die Burgen Tirols, Innsbruck 1981, S. 366)
© Wolfgang Morscher, 1. Juni 2009