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Bescheidene Gedenktafel 2. Weltkrieg

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Salzburg Friedrich Gehmacher Straße Warum das Haus in den Kriegsjahren zertört wurde? Weil es im Zuge des alliierten Bombenterrors auf die Zivilbevölkerung Salzburgs von Bomben aus amerikanischen Flugzeugen getroffen wurde. 15 Jahre, also noch einmal 5 Jahre nach Abzug der amerikanischen Besatzer konnte es erst fertiggestellt werden.
Aus der Schriftenreihe Nr. 6 des Archives der Stadt Salzburg:

BOMBEN AUF SALZBURG:

Zwischen dem 16.Oktober 1944 und dem 1.Mai 1945 wurde die Stadt Salzburg, heute Weltkulturerbe, von der amerikanischen Luftwaffe bombardiert. Die Ziele waren ausschließlich zivil und kulturhistorisch. Die Folgen waren fürchterlich:

Der Dom, das Schloß Mirabell, die neue Residenz um nur einige zu nennen und hunderte Wohnhäuser wurden zerstört. 547 Menschen kamen direkt ums Leben. Die Anzahl der Opfer die mittelbar umkamen, etwa in den Stollen und Kellern durch Herzversagen, Fehlgeburten oder erstickte Säuglinge ist nicht bekannt.

Wie sah es in Salzburg, nach einem der schwersten Angriffe am 16.10.1944 aus:
Nämlich so:
......auch Mädchen wurden für Aufräumungsarbeiten herangezogen:
Die 15 jährige M.H. schreibt ihrem Vater (in einer Munitionsfabrik als Zwangsarbeiter interniert) über ihre Erlebnisse:

.......so gegen 10 Uhr (Dienstag am 17,Oktober) kam dann die Bannmädelführerin. In jeder Klasse durften nur 6 Mädel bleiben, die anderen mußten sich beim Bann melden. Von dort aus wurden wir dann in die Kaigasse geschickt, in der ich bis Samstag abend eingesetzt war. Ich mußte gleich zu einer Familie im dritten Stock. Im Hauseingang war alles Schutt. Die Stiege war so wackelig, daß sie jeden Moment einzustürzen drohte. Da mußten wir drei Zimmer ausräumen. Und die Sachen waschkorbweise ungefähr 10 Minuten lang bis zum Mozartplatz tragen. Auf einmal hieß es Alarm, die Sirenen gehen nicht. Da rannten alle Leute mit Kinderwagen und Koffern in die Stollen, nach einer Stunde war wieder Entwarnung. Zu mittag wurden wir von der NSV (nationalsozialistische Volkswohlfahrt) verpflegt. Es gab Kartoffelgulasch mit zwei Semmelknödeln. Wir bekamen nachmittags nochmals Luftgefahr. Da war dann die ganze Kaigasse wie ausgestorben. Abends kam ich dann mit dem 7-Uhr Zug todmüde heim. Am Mittwoch in der Früh um 7 fuhr ich sofort wieder weg. Da mußten wir ein Haus räumen, das nicht sehr beschädigt war, aber hinter dem ein Blindgänger (nicht detonierte, noch scharfe Bombe) lag. Es wurden alle Tage noch so viele Tote ausgegraben. Da war ein kleiner Bub (11 Jahre alt) als Melder. Er war verschüttet, konnte sich aber sofort durcharbeiten. Er stand immer auf dem Schutt, um nach seiner Mutter zu suchen. Um ihn endlich loszuwerden, sagten sie ihm, seine Mutter liege im Spital. Der kleine Hansi war natürlich außer sich vor Freude. Gestern sind die Pioniere nun beim Graben auf seine Wohnung gestoßen. Hansi konnte noch Wertpapiere, Wäsche und Geschirr bergen. So gegen Abend mußte Hansi viele Meldegänge machen. In dieser Zeit wurde dann seine Mutter ausgegraben. Hansi hat keine Ahnung davon. Er glaubt noch immer, seine Mutter liege im Spital. Stinken tut dieses Viertel, nicht zum Aushalten. Hinter unserem Revier liegt nun schon den 7. Tag ein Pferd, und niemand hat Zeit, es auszugraben.

Am Freitag hatten wir Alarm. Ich war gerade am Dach, die kaputten Ziegeln hinabwerfen und die guten aufschichten. Da heulten die Sirenen. Bald schoß auch die Flak. Ich war im Stollen beim St. Peter Friedhof, da kamen die Meldungen, daß starke Verbände über den Untersberg im direkten Anflug auf die Stadt Salzburg sind. Alle Leute rechneten mit einem neuen Angriff auf unser schönes Salzburg. Die Flugzeuge flogen aber weiter nach Rosenheim. Ein Flieger wurde im Nonntal abgeschossen. In Hammerau warfen die Flieger viele Flugblätter. Wir erwischten keines mehr. Unsere Polizei ist auch so ein Kapitel für sich. Flugblätter müssen doch sofort der Polizei abgeliefert werden. Dabei sagte der Polizist gar nichts, sondern ging auf der Straße auf und ab las selbst diese Fetzen. Am Freitag um fünf war dann die Totenfeier für die Gefallenen. Es waren bis jetzt 187, es sind aber viele noch nicht ausgegraben und von vielen wissen sie die Namen gar nicht.

Viele Grüße sendet Dir M.

Meine Betrachtung dazu
Einen offiziellen Gedenktag, an dem in etwa derer gedacht worden wäre, oder an die, die unter Lebensgefahr Menschen und Güter geborgen haben, hat es in Salzburg nie gegeben. Erst nach vierzig Jahren (am 1.Mai 1985) wurde in Itzling ein „Denkmälchen“ errichtet.

Es ist Terror! Tut mir Leid, ich kenne keinen "heutigen" Begriff.
Die Schlacht am Pass Lueg vor über 200 Jahren wurde mit einem Kostümfest mit Böllerkanonen, damits richtig kracht und stinkt, nachgestellt von saufenden und johlenden Schützenvereinen. In England gehören Nazi - Revival - Battles (die ziehen ungestraft Nazi-Uniformen an) zur Weekend Belustigung. Mal sehen was es in Östereich in 130 Jahren geben wird.

Die "Wideraufbau - Tafeln" werden immer weniger. Darum war es mir wichtig, eine solche einmal festzuhalten.
 

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Denkmäler und Gedenkorte
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