„Baum – Geschichte“
Dieser Baum könnte uns viel erzählen. Er ist etwa so alt geworden wie ein Mensch, der das 91. Lebensjahr erreicht hat. Jahresringe haben sichtbare Spuren hinterlassen.
Wie viel Geschichte, wie viel Freude und Leid, wie viele Ereignisse hat dieser Baum erlebt. Auswirkungen aus der Weltgeschichte haben sich in sein Antlitz ebenso eingegraben wie persönliche Ereignisse aus der Umgebung.
Ausgesetzt den Naturgewalten wie Regen, Schnee, Wind und Sonne hat sich die Struktur des Baumes geformt. Manchmal haben günstige Bedingungen geherrscht. Das ist am Holzzuwachs gut zu erkennen. Doch dann hat es Einflüsse gegeben, die Verformungen hervorriefen und nur geringen Zuwachs zuließen.
Vergleichen wir dies mit dem Leben eines 91 – jährigen Menschen:
Bald nach der Geburt, wenn nach einigen Jahren der Mensch sich an die ersten Erfahrungen erinnern kann, herrscht der 1. Weltkrieg und auch die Nachwirkungen und Entbehrungen der Nachkriegszeit haben sich tief in die Seele des noch jungen Menschen / Baumes eingegraben. Es folgte die bange politische Zeit in den Dreißiger – Jahren, die direkt in den ungeheuerlichen 2. Weltkrieg mündeten. Danach Wiederaufbau, frisch ans Werk gegangen, Aufbruch in die moderne Welt. Oft wurde die Frage gestellt: Wohin soll das führen?
Inzwischen wurde an die Nachkommen gedacht; doch wie viele Pflanzen haben nicht anwurzeln können, wie viele Jungtriebe sind abgestorben?
Letztendlich hat der Baum / der Mensch ein hohes Alter erreicht, sodass er auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken kann. Am Ende eines Baumes steht der Zweck zur Verwertung, sei es als Möbelstück, als Dachsparren, als Kunstobjekt, aber auch als Brennholz. Oder der Baum vermodert irgendwo im Wald.
Wenn ein Mensch an seinem Lebensende zurückschauen kann – wie ist es ihm ergangen? Diese Antwort kann sich wohl nur jeder selbst geben.
Sagenpfad Fürstenfeld/Altenmarkt, Sommer 2007 far.a